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Unter Palmen: jungenç-Musiker mit Dirigent René Giessen vor dem Auftritt bei einem Jugendfestival: Foto: jungenç
Unter Palmen: jungenç-Musiker mit Dirigent René Giessen vor dem Auftritt bei einem Jugendfestival: Foto: jungenç
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Weltklang vom Allgäu bis an die Ägais

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Das jungenç philharmonische Orchester schlägt eine Brücke zwischen zwei Kulturen
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Völkerverständigung durch Musik ­– dieses Ideal bestimmt das Selbstverständnis der JMD und macht sie zur Heimat für junge Musiker und Orchester, die Lust daran haben ihren musikalischen Horizont zu erweitern und neugierig sind auf Menschen und Klänge anderer Länder. Heute stellen wir Ihnen ein Mitgliedsorchester vor, für das der interkulturelle Dialog Programm ist.

jungenç ist ein deutsch-türkisches Kunstwort, „genç“ bedeutet „jung“. Der Begriff drückt die Idee aus, die hinter dem Orchesterprojekt steht: Junge Nachwuchsmusikerinnen und -musiker aus beiden Ländern erarbeiten im Rahmen einer gemeinsamen Arbeitsphase ein Konzertprogramm, um danach in beiden Ländern auf Tournee zu gehen. jungenç bietet talentierten Nachwuchsmusikern die Möglichkeit, sich international Gehör zu verschaffen und Erfahrungen für die professionelle Karriere zu sammeln. jungenç schlägt aber nicht nur in musikalischer Hinsicht eine Brücke zwischen den beiden Ländern, auch die persönliche interkulturelle Begegnung spielt eine wichtige Rolle.

In künstlerischer Hinsicht will jungenç den Reichtum und die Andersartigkeit eines „Weltklangs“, der auch aus der zeitgenössischen türkischen Klassik kommt, in seinem Programm zeigen und damit das Klangrepertoire der westeuropäischen Klassik erweitern. In der Saison 2008/2009 stehen neben westeuropäischen Komponisten wie W.A. Mozart, H.W. Henze und F. Schubert auch wichtige zeitgenössische türkische Kompositionen von B. Günes, C. Resit Rey und F. Alnar auf dem Spielplan.

Im Jahre 2006 machte das ambitionierte Orchesterproiekt seine ersten Schritte. Die Zusammenarbeit wurde im Rahmen einer kleineren Arbeitsphase bei Kißlegg (Allgäu) unter der Leitung des Gründers und Künstlerischen Leiters, René Giessen, erprobt und eine Reihe von Konzerten gegeben. Ein Jahr später fand die erste große Arbeitsphase statt, das Premierenkonzert im Rahmen des Nachsommer Schweinfurt 2007. Auf Einladung der Türkischen Botschaft gab das Orchester sein Debüt in Berlin am 23. September 2007 im Konzertsaal der Universität der Künste.

Vom 19. bis 25. Oktober fand nun die erste Türkei-Tournee von jungenç statt. Auf Einladung der Goethe-Institute im Rahmen der „Deutschen Kulturwochen“ standen dabei vier Konzerte in der Türkei an. Aufführungsorte waren Izmir, Bursa, Eski?ehir und Ankara, wobei das jungenç-Orchester nicht nur sein allgemeines Konzertprogramm auf die Bühne brachte, sondern dieses mit jeweils wechselnden Solisten erweiterte. So war neben dem deutschen Klarinettisten Andy Miles und dem bekannten türkischen Trio Ege auch der Violinen-Virtuose Cihat Askin zu Gast. In Ergänzung der Türkei-Tournee sind weitere Auftritte auch in Deutschland geplant. Die Aufnahme des bilateralen Projektes in die Ernst-Reuter-Initiative (ERI) im April dieses Jahres verdeutlicht die musikalisch und kulturell wichtige Arbeit des Orchesters. jungenç wurde als eines der Projekte ausgezeichnet, die den deutsch-türkischen Kulturdialog fördern und für diesen werben. Die Initiative, die im September 2006 durch Bundesaußenminister Frank Walter Steinmeier und den damaligen türkischen Außenminister Abdullah Gül gegründet wurde, hat zum Ziel, die deutsch-türkische Zusammenarbeit zu stärken und dabei gleichzeitig den interkulturellen Dialog anzuregen.

Musik am Meer ­– Rückblick Arbeitsphase 2008

Vom 11. bis 21. September fanden sich die knapp 50 Orchestermitglieder im türkischen Kusadas?, direkt an der türkischen Ägäis gelegen, ein, um in der diesjährigen gemeinsamen Probenphase das aktuelle Konzertprogramm zu erarbeiten. „Musik am Meer“, so lautete das Motto.
Den professionellen Nachwuchsmusikern blieben nur knapp zehn Tage Zeit, um das sehr anspruchsvolle und umfangreiche Konzertprogramm für
die anstehende Tournee vorzubereiten.

Neben den intensiven Proben standen natürlich auch gemeinsame Unternehmungen in Kusadas? und Umgebung auf dem Programm. Auch die Pausen zwischen den Proben wurden nicht nur dazu genutzt, um sich im Pool Abkühlung zu verschaffen, sondern vor allem um die anderen Teilnehmer, die aus allen Teilen der Türkei und Deutschlands angereist waren, näher kennen zu lernen.

Sowohl bei den türkischen als auch den deutschen Teilnehmern kam die gemeinsame Probenzeit, die durch einen Auftritt im Rahmen eines örtlichen Jugendfestivals sowie ein Abschluss- und zugleich Premierenkonzert am 20. September 2008 abgerundet wurde, äußerst gut an: „Ich vermisse die Türkei und alle Leute. Umso mehr freu’ ich mich auf die Tournee!“, so Cellist Simon Wiedmann nach der Rückkehr nach Deutschland.

Die junge Solopianistin Yudum Cetiner erinnert sich an die Deutschland-Konzerte im vergangenen Jahr: „Im Orchester herrscht eine sehr positive Stimmung, und bei den Konzerten ist eine ungeheure Energie zu spüren.“

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