„Der beste Augenblick in deinem Leben ist gerade eben jetzt gewesen“ nennt die Hamburger Musikerin Bernadette LaHengst ihre kürzlich erschienene CD. „Pop macht Spaß,“ sagt sie. Mit ihrer Booking Agentur „B.H. Booking“, die der Musikinitiative RockCity e.V. angegliedert ist, stellt LaHengst ihr Know-How innovativen Bands zur Verfügung. Bernadette LaHengst ist eine agile kulturelle Initiatorin Hamburgs. Eine derer, die das popkulturelle Gesicht Hamburgs prägen.
„Der beste Augenblick in deinem Leben ist gerade eben jetzt gewesen“ nennt die Hamburger Musikerin Bernadette LaHengst ihre kürzlich erschienene CD. „Pop macht Spaß,“ sagt sie. Mit ihrer Booking Agentur „B.H. Booking“, die der Musikinitiative RockCity e.V. angegliedert ist, stellt LaHengst ihr Know-How innovativen Bands zur Verfügung. Bernadette LaHengst ist eine agile kulturelle Initiatorin Hamburgs. Eine derer, die das popkulturelle Gesicht Hamburgs prägen. Popkultur ist eine der wichtigsten Erscheinungsformen der urbanen Gesellschaft. Sie reflektiert unsere immer komplexere Gesellschaft und gestaltet auch die kulturelle Identität Hamburgs maßgeblich. Die kulturpolitische Relevanz der öffentlichen Popularmusik-Förderung ist in Hamburg Mitte der 80er-Jahre erkannt worden.Initiativen wie das Rockbüro, RockCity, das Jazzbüro und das Frauenmusikzentrum/fm:z haben in den vergangenen 15 Jahren eine Infrastruktur geschaffen. Diese vier Initiativen sind ein starkes, aber überlastetes Netzwerk. Durch konkrete Strukturhilfen bereiten sie den Boden für eine breite und lebendige Musikszene in Hamburg:
• Das Rockbüro fördert den Bandnachwuchs durch die Beschaffung, Herrichtung und Vermittlung von Übungsräumen und einem Tonstudio.
• RockCity e.V. richtet sich gezielt an die semi-professionelle Szene. Neben Beratung, Bandvermittlung, B.H. Booking, Lobbying und der Geschäftsführung des Clubverbandes veranstaltet RockCity Events zur gezielten Bandförderung wie „Die Aufsteiger“ und die regelmäßigen Band-/ Rapfactories oder die Clubförderungsreihe „Vollkontakt“.
• Das Jazzbüro koordiniert die Aktivitäten der lokalen Jazzszene. Es veröffentlicht jährlich den Sampler “Jazz made in Hamburg“, veranstaltet Konzerte sowie ein Sommerfestival und bringt monatlich einen kompakten Jazz-Veranstaltungskalender für Hamburg heraus.
• Das fm:z wirkt für eine Selbstverständlichkeit von Frauen in Musik und Musikbusiness. Mit voll ausgestatteten Übungsräumen, Bühne, Workshops, Symposien sowie dem Musikerinnenfestival und Netzwerk „espressiva“ konnte die Repräsentanz von Mädchen und Frauen in der Hamburger Musikwelt massiv gesteigert werden.
Doch Popkultur sind nicht nur die Künstler und ihre Kunst. Popkultur ist auch der Club, in dem Musik nicht nur rezipiert sondern auch produziert wird. Denn ein Konzert ist mehr als das Produkt auf der Bühne. Es ist soziale Interaktion und musikalische Innovation. Gerade in kleinen und mittleren Clubs werden Sounds ausprobiert, Impulse in Gang gesetzt. Immer stärker jedoch gerieten Bands und Clubbetreibende in den vergangenen Jahren unter hohen wirtschaftlichen Druck. Das Phänomen des „Hamburger Clubsterbens“ machte die besondere Situation von Live-Musik-Clubs als Unternehmung deutlich. Der Grat zum ökonomischen Überleben ist schmal.
Eine aktuelle empirische Studie von Albrecht Schneider und Studierenden des musikwissenschaftlichen Instituts Hamburg zur Infrastruktur der Popularmusik in Hamburg schätzt die Überlebensfähigkeit der Livemusikszene ohne strukturelle Verbesserungen insbesondere für kleine und mittlere Live-Clubs kritisch ein. Um die Interessen der Clubs zu bündeln hat sich im November vergangenen Jahres in Hamburg der bundesweite Verband der Live-Musik-Clubs gegründet.
Die Standort- und Wirtschaftspolitik Hamburgs steht nicht selten einer konstruktiven Kulturpolitik im Wege. So sahen in Hamburg etablierte Clubs wie der Mojo Club und der Traditionsclub Knust ihrem Abriss entgegen. Aufgrund massiver Proteste konnten die Betreiber nun in Zusammenarbeit mit den Behörden neue Räume finden.
Die ökonomische Auslastung der Clubs ist viel zu gering. In Hamburg ist der Konkurrenzdruck im Freizeitbereich groß, mit 400 Live Events pro Monat scheint es ein Überangebot an Konzertveranstaltungen zu geben. Gewichten wir diese Zahl allerdings qualitativ, wird schnell deutlich, dass die kleineren Clubs diejenigen sind, die die Trends setzen mit denen später der Mainstream bedient wird. Die Auslastung der Clubs ist unter anderem aufgrund mangelnder Möglichkeiten zur effektiven Öffentlichkeitsarbeit gering.
Als gelungenes Stück qualitativer Öffentlichkeitsarbeit ist der Zusammenschluss von Hamburger Clubbetreiber/-innen und dem Freien Sender Kombinat, fsk, zu bezeichnen. Um die Publikumsbindung zu erhöhen und eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen haben sie gemeinsam ein monatliches Magazin namens „tba“ („to be announced“) gegründet. „tba“, das im charmanten selfmade-style wie ein Fanzine daherkommt, ist für 50 Cent in den Clubs zu haben und bietet neben Konzertankündigungen und Terminen auch Nachberichte von Konzerten, Rezensionen sowie eine regelmäßige Kolumne.
Eines der primären Ziele muss die Gewinnung neuer Publikumsschichten sein. Dass dies auch in Zeiten rückläufiger Publikumszahlen möglich ist, zeigt das Beispiel des Musikerinnenfestivals „espressiva“: Durch die verstärkte Präsentation von Musikerinnen in den letzten Jahren in Hamburg, gelang es, die ausgesprochen monogeschlechtliche Publikumsstruktur zu durchbrechen. Bei „espressiva“-Konzerten war ein deutlicher Zuwachs von Frauen im Publikum zu verzeichnen.
Der Landesmusikrat Hamburg unterstützt die Forderung nach einem stärkeren Engagement der Stadt im Bereich der Popularmusik, insbesondere in Bezug auf die Musikinitiativen und der Live Musik Clubs. Dem Zusammenspiel subkultureller Eigendynamik und popkultureller Förderinstitutionen kommt eine besondere Bedeutung zu. Auf diesem Wege kann unter weitestgehender Autonomie der Künstler Kreativität gefördert sowie eine Nachhaltigkeit und Professionalisierung gewährleistet werden. Gerade weil der Musikstandort Hamburg in den vergangenen Jahren massive Abstriche durch den Umzug bedeutender Plattenfirmen in die Hauptstadt machen musste, gilt es dem Nachwuchs einen festen Boden zu bereiten. Denn das kreative Potenzial ist noch nicht gen Berlin gewandert.