Drei Abende lang war der Saal des Dortmunder Domicils zu klein für den Wettbewerb. Mit Applaus, Pfiffen und Trampeln trieb das Publikum zehn Bands durch das Geschehen. Ungewöhnlicherweise erwählte die Jury unter Vorsitz von Rita Viehoff das erste Ensemble des ersten Abends zu einem der beiden Hauptpreisträger: Das Trio Klare/Bektas/Ak besteht aus den erfahrenen Weltmusikkünstlern Jan Klare (Saxophon), Ahmed Bektas (Oud) und Fetih Ak (Perkussion). Der creolische Gedanke der musikalischen Verschmelzung der Kulturen ist bei ihnen besonders ausgeprägt. Der andere Hauptpreis ging an das neunköpfige Royal Street Orchestra. Den Sonderpreis des Unternehmens DEW21 erhielt das Duo Cats n Fruits: Katy Sedna & Herr Weber.
Eröffnet hatten die drei Tage am 24.9. Cymin Samawatie, Benedikt Jahnel und Ralf Schwarz mit einem begeisternden Konzert außer der Wertung. Kulturstaatssekretär Bernd Neuendorf, der Vorsitzende des Integrationsausschusses in NRW Arif Ünal und die Dortmunder Bürgermeisterin Birgit Jörder werteten die Musik als „universelle Sprache“ und Brückenbau zwischen den Kulturen. Reinhard Knoll, Präsident des Landesmusikrats NRW, und Claudia Kokoschka, Leiterin des Kulturbüros der Stadt Dortmund, überreichten am 26.9. die Preise, und WDR3 sendete an zwei Abenden Aufzeichnungen.
Wie geht es weiter mit Creole? Das Tollhaus in Karlsruhe lud zur Bundeskonferenz am 6./7.11., denn nicht nur der Wettbewerb, auch die Situation der Musik der kulturellen Vielfalt in Deutschland drängt kritische Fragen auf. Noch in den 1980er-Jahren herrschte zwischen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft eine Dominanz des Staats, seither ist der Staat im Rückzug, die Kulturförderung erst recht, bilanzierte Marc Grandmontagne seitens der KuPoGe. Herausforderungen wie die Massenmigration sind mit staatlichen Mitteln allein nicht mehr zu lösen, auch die Akteure der kulturellen Vielfalt sind zum Handeln aufgerufen. Andreas Bialas, SPD-Landtagsfraktion in NRW, erläuterte den Druck, den die Flüchtlingsbewegung auf Politik und Administration ausübt. Der Zwang zu handeln werde die kulturellen Angebotsstrukturen prägen, auch die der Weltmusik. Handeln kann man erfolgreich nur nah am Markt, forderte Francis Gay (Funkhaus Europa). Er befürchtet, dass es übermorgen eine blühende syrische Musikszene in Deutschland gibt und kaum einer sonst davon erfährt. Man müsse in junge Leute investieren, die auf die Kulturen zugingen.
Der Journalist Johannes Theurer warnte, dass man Flüchtlinge und Weltmusikveranstaltungen nur schwer zusammenbringen könne. Einigkeit herrschte darüber, dass Creole seine verbindende Kraft einsetzen muss. Das Format ist noch strittig, neue Projekte können hinzutreten. Creole Südwest etwa tritt für die Form offener Festivals ein, Creole NRW schätzt das Forum des Contests. Tagungsvater Bernd Belschner kündigte an, den Diskurs weiterführen zu wollen.