„Musikalische Schatzkiste?“ – Bild generiert mit DALL-E 3.
Singen macht glücklich! Das weiß auch die Bayerische Landeskoordinierungsstelle Musik (BLKM) und hat deshalb das Projekt „Mein Liederschatz“ ins Leben gerufen. Erklärtes Ziel: die Stärkung der Musikpraxis an Bayerns Grundschulen. Im Fokus stehen Erwerb und Pflege eines Liedrepertoires. Gefördert wird die Initiative von der Stiftung art131 und dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus.
Der Grundgedanke: Grundschulkinder sollen über einen längeren Zeitraum hinweg einen gemeinsamen Schatz an Liedern lernen, sich ihres Lernfortschritt bewusst werden und ihre neu erworbenen musikalischen Fähigkeiten auch nach außen hin sicht- und hörbar machen.
Die Schülerinnen und Schüler lernen im Laufe eines Schuljahres eine Vielfalt an Liedern kennen und entwickeln ihren persönlichen „Liederschatz“. Gefragt sind Traditionelles und Modernes, Lern-, Spiel- und Tanzlieder, Lieder aus der Region und aus aller Welt. Aus diesem Repertoire werden mindestens sechs Lieder ausgewählt, die die Kinder auswendig lernen und gemeinsam als Klassenchor vortragen: beim internen Klassenkonzert, im Seniorenheim, im Kindergarten oder einfach auf dem Pausenhof. Die Kinder sollen mit Stolz zeigen können, was sie gelernt haben. Als individuelle Anerkennung zum mit nach Hause nehmen erhält jedes Kind eine „Liederschatz-Urkunde“. Auch die teilnehmenden Schulen erhalten eine Auszeichnung.
Um gering qualifizierten oder „fachfremd“ unterrichtenden Lehrkräften und ihren Klassen die Teilnahme zu erleichtern, stellt die BLKM auf ihrer Homepage musikalische und pädagogische Materialien zur Verfügung. Neben einer Sammlung geeigneter Lieder finden sich dort Bildkarten, Textpuzzles, Hörbeispiele, Playbacks, Begleitsätze und Tutorials zur Liedbegleitung auf der Ukulele, Anregungen zur Gestaltung einer „Liederschatz-Mappe“ und Vorlagen für einen „Liederpass“.
Die Anmeldung erfolgt über das Schulportal und ist noch möglich bis Mittwoch, 5.6.2024. Weitere Informationen: www.blkm.de
Der einmal jährlich stattfindende „Aktionstag Musik“ der BLKM ist bereits Tradition geworden. Die Idee, über dieses punktuelle Ereignis hinaus auch den kontinuierlichen Aufbau eines gemeinsamen Liedrepertoires zu fördern, ist sehr zu begrüßen – genau wie das Anliegen, den Kindern auch auf der pädagogischen „Langstrecke“ Freude am Singen und Stolz auf die eigene und die gemeinsam erbrachte musikalische Leistung zu vermitteln.
Unter den aktuellen bildungspolitischen Vorzeichen weckt die Initiative aber auch gemischte Gefühle: Vor dem Hintergrund der zu erwartenden großflächigen Reduktion musikalischer und kultureller Bildung im Rahmen der PISA-Offensive bekommen offensiv beworbene Leuchtturmprojekte wie die „Musikbegeisterte Grundschule“ oder der neue „Liederschatz“ einen bitteren Beigeschmack. Will man schulischen Musikunterricht nicht auf das Singen reduzieren, dürfte der Aufbau eines „Liederschatzes“ im erwünschten Umfang eine echte Herausforderung darstellen: eine Wochenstunde Musik reicht dafür kaum aus.