Kulturelle Bildung erfordert nicht zuletzt den Besuch von Oper, Theater und Ballett. Wenn die Bereitschaft an einer Schule dazu so groß ist, dass 150 Schülerinnen und Schüler ein Abo dafür haben und mehrmals im Schuljahr freiwillig derartige Abendvorstellungen besuchen, ist das bemerkenswert. Eine Gelegenheit auch, um sich im Vorfeld mit bevorstehenden Kulturveranstaltungen zu beschäftigen und schülernahe Einführungen dazu anzubieten. Warum also nicht selbst mit einer 10. Klasse eine Operneinführung zur Zauberflöte planen und durchführen? Zeitdruck, offenes projektorientiertes Arbeiten und viel Eigenverantwortung sollten keine Hürden sein. Wir schaffen das!
Oper einmal anders zu begegnen und daraus ein gewinnbringendes Projekt für interessierte Schüler zu gestalten, war der Aufhänger für eine intensive Arbeitsphase mit einer 10. Klasse des Hans-Sachs-Gymnasiums Nürnberg. Intensiv war auch die Vorarbeit, in der viele Materialien zu vorausgewählten Themengebieten in Textform zusammengesucht werden mussten. Diese Mühe hat sich gelohnt! Insbesondere die freie Arbeit an einem Thema, die Herausforderung, vor einer großen Gruppe zu sprechen, sich intensiv auch im Team auseinanderzusetzen, gemeinsam Hürden zu meistern und einen Vortrag zu planen, benannten die Schüler als ihren Gewinn. Die Einstündigkeit des Fachs Musik in der Oberstufe erwies sich für sie aber als großes Manko. Mehr Zeit haben sich am Ende alle gewünscht. Dennoch zeigt das Best-Practice-Beispiel, wie viel Erfolg ein schülernahes Projekt haben kann – der Einstündigkeit zum Trotz!
Also los… wir planen eine Operneinführung zur Zauberflöte für unsere Mitschüler…
Die Schüler erhielten die Aufgabe, aus vorgegebenem Textmaterial kurze Präsentationen vorzubereiten, die zu einem Gesamtvortrag für alle Opern- und Theaterabonnenten der Schule zusammengefügt werden sollten. Die Gruppeneinteilung erfolgte weitgehend selbstständig. Bestimmt wurden zusätzlich ein Moderations- und ein Dokumentationsteam sowie ein Medienkoordinator, der sowohl für den Ablauf der PowerPoint-Präsentationen als auch das Abspielen der verschiedenen Medien (Hörbeispiele, Videos) zuständig war. Um alle Vorträge adäquat darbieten zu können, sollten die Inhalte auf kleinen Karteikarten nur zur Unterstützung der freien Vorträge notiert werden. Einteilung und Ablauf der Vorträge oblagen den Schülern.
Insgesamt arbeiteten fünf verschiedene Teams an folgenden Themen, die auch auf andere Opern übertragbar sind: Szene – „Beginn der Oper“ - Figurenkonstellation – Personendiagramm mit Standbildern; Beliebtheit der Oper; Art der Oper – Zauber- und Märchenoper; Musikglockenspiel – „Das klinget so herrlich“; besonderer Aspekt – hier Freimaurerei in der Oper. Hör- und Videobeispiele lockerten ihrerseits den Vortrag auf, wobei auch die szenische Darstellung des Beginns der Oper als Schattentheater und die musikalische Darbietung von „Das klinget so herrlich“ an drei Glockenspielen abwechslungsreich waren. Die Einbettung der Einzelthemen in eine dialogische, beinahe freie, situative Moderation war außerdem sehr schülernah und lebendig. Ein kurzer Einblick in die bevorstehende Inszenierung mittels eines Videos rundete die Präsentation ab. Die folgenden Schülerbeiträge zeigen, wie lohnenswert derartige Projekte im Schulalltag sind.
StRin Anne-Marie Kruis
„Mir hat die Projektidee sehr gut gefallen. In meiner Gruppe hat es sehr gut geklappt. Wir haben zu dritt mit einem Glockenspiel gespielt und hatten genügend Zeit zum Üben. Die Gruppen haben alle ihr Thema sehr gut dargestellt und erklärt. Ich habe auch von vielen Zuhörern erfahren, dass die Vorstellung sehr hilfreich für die Opernaufführung war. Sie haben die Oper viel leichter verstanden. Ich persönlich finde, dass wir zum Üben genügend Zeit hatten, doch viele andere Gruppen hatten es bestimmt schwer und mussten Einiges an Arbeit zu Hause machen. Als Fazit kann man sagen, dass es ein gelungener Auftritt war und sehr viel Spaß gemacht hat.“
Manuel
„Eine interessante Erfahrung stellt die Moderation vor einer Gruppe dar. Gerade das visuelle Feedback während der Moderation seitens des Publikums ist analytisch wertvoll.“
Simon
„In meiner Funktion im Projekt, als Präsentator, war ich dafür zuständig, die Recherche der anderen für die gesamte 10. Jahrgangsstufe zu präsentieren. Meiner Meinung nach hat dieses Projekt die Klasse zusammengebracht, da einige Schwierigkeiten zu bewältigen waren, wie zum Beispiel die Organisation des Vortrags und das Management verschiedener Beiträge. Durch unsere ‚Pionierarbeit‘ werden solche Projekte wohl öfter durchgeführt, und ich kann es nur jedem weiterempfehlen, da man zum Beispiel in unserem Fall die Oper viel leichter verstanden hat.“
Christian
„Unsere Gruppe hat sich mit der Handlung beschäftigt, die den Zuschauern näher gebracht wurde. Das Gesamtbild ist der Klasse gut gelungen und die Vorbereitung hat den Klassenzusammenhalt gestärkt. Außerdem lockerte es die Unterrichtsatmosphäre auf, ein solches Projekt als Gemeinschaft durchzuführen. Es war eine positive Herausforderung. Doch der Zeitdruck war einer der etwas schwierigen Punkte, da wir das umfangreiche Projekt in so kurzer Zeit auf die Beine stellen mussten. Es kostete uns Überwindung, frei vor so einer großen Zuschauermenge zu sprechen. Aber es war eine sehr gute Übung für die mündlichen Beiträge in der Schule.“
Kira & Ümmühan
„Die Projektidee ‚Vorstellung der Zauberflöte‘ fand ich sehr gut, da es ein gemeinsames Projekt war und die Klasse dadurch besser verstanden hat, worum es in der Zauberflöte geht. Mir persönlich ist es relativ gut ergangen bei diesem Projekt. Ich fand es gut, dass wir auf verschiedene Techniken und Medien zurückgegriffen haben, jedoch war die Planung und Vorarbeit etwas schwierig, da die Aufgabeneinteilung nicht immer klar war. Besonders gut hat mir gefallen, dass wir dadurch unser Klassenklima verbessert haben und etwas anderes erleben durften als immer nur normalen Unterricht. Das Projekt verhalf mir dazu, mir einen Einblick in die Charaktere zu verschaffen und die Oper richtig auf mich wirken lassen zu können. Ich würde es für andere Klassen definitiv empfehlen, vor allem ist es für bevorstehende Opernbesuche sehr hilfreich. Außerdem wird das Selbstvertrauen und Sprechen vor größeren Menschenmassen aktiv gestärkt.“
Christian
„Die Projektidee fanden wir gut, weil es uns sehr viel Spaß gemacht hat. Wir waren in der Gruppe ‚Beliebtheit der Zauberflöte‘. Die Klasse ist unserer Meinung nach sehr zusammengewachsen. Es hat uns besonders gut gefallen, da das Thema interessant war. Als Vorbereitung für den Opernbesuch war das Projekt sehr hilfreich, da man einen besseren Einblick in die Oper bekommen konnte.“
Altay & Felix
„Wir fanden die Projektidee gut, weil dadurch der Unterricht anders und abwechslungsreich gestaltet wurde. Das Projekt war auch hilfreich für den Opernbesuch, da wir dadurch die Zusammenhänge verstanden haben. Jedoch war die Inszenierung in Nürnberg modern, was teilweise der Vorstellung nicht entsprach.“
Lisa & Mirac
„Ich fand die Projektidee gut, weil die Arbeit an einem Projekt den Musikunterricht abwechslungsreicher gestaltet hat. In der Glockenspielgruppe, in der ich war, haben wir zu dritt ‚Das klinget so herrlich‘ gespielt und in der Vorbereitung vor allem geübt. Es gab zuerst Schwierigkeiten in der Gruppenaufteilung, welche aber zum Glück behoben werden konnten. Ich fand schade, dass wir nicht ein wenig mehr Zeit zur Vorbereitung des Projekts hatten, bei dem wir aber trotzdem durch viele verschiedene und auch kreative Aspekte, wie einem Schattenspiel, einem Standbild und auch der Benutzung von Medien wie dem Whiteboard, die Handlung der Zauberflöte dargestellt haben. Durch den Vortrag, der auch bei Lehrern der Schule und der der Schulleitung gut ankam, konnten wir in der Oper den Kontext der Handlung besser verstehen und der Einstieg fiel uns leichter, wodurch wir von Anfang an voll in die Handlung eintauchen konnten. Solche Projekte sind auf jeden Fall auch für andere Klassen weiterzuempfehlen.“
Franziska
„In unseren Augen war die Projekt-idee kreativ. In der Gruppe der Freimaurer ging die Vorbereitung nicht nach Plan, da wir zuerst etwas anderes machen sollten. Jedoch hatten alle Mitglieder der Gruppe viel Spaß und am Ende haben wir uns trotz Anfangsschwierigkeiten gut geschlagen. In unserer Gruppe war eine lustige Arbeitsatmosphäre. Jedoch war die Zeit recht knapp.“
Noah, Felix & Tobias
„Ich fand die Projektidee gut, da man dadurch auch einmal vom normalen Unterricht wegkam. Außerdem fand ich die Gruppenarbeit gut. Während des Projekts erging es mir gut. Es war gut, dass es viele verschiedene Aufgabenbereiche gab wie etwa die Freimaurer. Ich war am Standbild beteiligt und habe in dieser Gruppe Sarastro verkörpert. Schwierig war für mich dabei, nicht vor dem Publikum zu lachen, da ich sehr ernst und bedrohlich schauen musste. Besonders gut hat mir gefallen, dass man zusammen mit den anderen Klassenkameraden arbeiten konnte. Dadurch wird der Teamgeist gefördert. Als Vorbereitung für den Opernbesuch fand ich das Projekt sehr hilfreich, da die Schüler, die die Oper besuchen wollten, schon wussten, was ungefähr auf sie zukommt und sie durch das Projekt die Oper besser verstehen konnten. Ich fand es aber auch für die Schüler gut, die die Oper nicht besuchten, da sie auch etwas über die Oper erfahren konnten.“
Jannik