Die gemeinsame Fachtagung von VBSM und Musikbund von Ober- und Niederbayern e.V. (MON) fand im April in der Musikschule Garching e. V. statt. Die beiden Verbände luden Musikschullehrer und -leiter sowie Vereinsvorstände und -dirigenten zum Informationsaustausch ein. Fast 30 Teilnehmer diskutierten Leistungen, Erwartungen und Möglichkeiten der Vernetzung beider Partner. Am Ende der Tagung stand eine gemeinsame Resolution zum Modell „Klassenmusizieren mit Blasinstrumenten“.
Die Tagung sensibilisierte die Teilnehmer für die vielfältigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Musikschulen und Blasorchestern“, resümierte Klaus Hammer, Fachsprecher des VBSM-Referats für bläserischen Unterricht und Blasmusik und Mitorganisator der Veranstaltung. Erneut haben die beiden Musikverbände bewiesen, wie gut sich Musikschulen und Musikvereine ergänzen. Die Teilnehmer stellten ihre Projekte, Arbeitsgemeinschaften und Kooperationen vor. Musikschulen helfen, die Nachwuchssituation der Blasmusikvereine zu verbessern. Viele Musikschullehrkräfte leiten Blaskapellen und sind im Musikbund engagiert. Der Musikbund ermöglicht wiederum allen Musikschulen die Mitgliedschaft und die Teilnahme an Wertungsspielen und Leistungsprüfungen.
In Arbeitskreisen diskutierten die Teilnehmer gegenseitige Erwartungen und formulierten gemeinsame Wünsche. Oberstes Gebot sei Offenheit bei allen Fragen auf dem Weg zur Zusammenarbeit und zur Beseitigung bestehender Hindernisse. Wer immer neue Möglichkeiten auslote, verpasse auch seltener die Chance einer Zusammenarbeit, so Hammer.
Der gemeinsame Erfolg bei der Instrumentalausbildung der Kinder und Jugendlichen setze vor allem die persönliche Kontaktpflege von Musikschullehrkräften und Blasmusikern voraus. Im Arbeitskreis „Wettbewer-be und Fortbildungen“ stand der Erwerb des Musiker-Leistungsabzeichens (MLAZ) Stufe D1 bis D3 (Bronze bis Gold) im Mittelpunkt der Diskussion. Da die Zahl der Prüflinge jährlich steigt, könnten einzelne Musikschulen MLAZ-Prüfungen übernehmen, um so den MON zu entlasten. Die Ausschreibungen für Wettbewerbe sollten untereinander ausgetauscht werden. Verbandsdirigent Franz Kellerer könnte sich eine Zusammenarbeit zwischen Verband und Musikschule in Form von Bläser-Leistungszentren vorstellen. In den Zentren könnten Leistungsträger ab D2 aufwärts gezielt gefördert und für weitere Qualifizierungsmaßnahmen ausgebildet werden. „Aus den Regional-Zentren würden wir ein großes Potential schöpfen können“, so Kellerer.
Welche Ausgestaltung die verschiedenen Formen der Zusammenarbeit auch haben mögen, Musikschulvertreter und MON-Vertreter sind sich einig, dass die übergreifende Zusammenarbeit notwendig für die Qualitätsförderung der musikalischen Bildung ist.
Mehr Fachkompetenz für Bläserklassen
Zentrales Ergebnis der Tagung ist die Resolution zum Modell „Klassenmusizieren mit Blasinstrumenten“. Die Teilnehmer halten darin fest, dass das Klassenmusizieren mit Blasinstrumenten nicht die individuelle Instrumentalausbildung ersetzen kann. Klassenmusizieren ermögliche lediglich den Einstieg in die instrumentale Ausbildung. Allgemeine Voraussetzungen sollen die Qualität des Modells garantieren. Dazu gehören neben der musikpädagogischen Qualifizierung der Ausbilder die Schaffung einer entsprechenden Zugangsvoraussetzung für die Ausbildung zum Leiter im Klassenmusizieren, die regelmäßige Begleitung der Ausbildung durch qualifizierte fachbezogene Instrumentalpädagogen und zusätzlicher wöchentlicher Unterricht mit Instrumentallehrern in einzelnen Gruppen oder Registern. Die Praxis zeige, so Hammer, dass mancherorts die geforderten Qualitätsstandards nicht erfüllt sind. Aus eigener Erfahrung weiß der Fachbereichsleiter für Blechbläser an der Musikschule Schweinfurt, wie Bläserklassen zum Teil geleitet werden: „Ein Mann für alle. Kompetente Fachbetreuung für Blechblas-, Holzblas- und Schlaginstrumente werde zumeist nicht angeboten.“ Die Schüler kämen ein Mal wöchentlich für eine Unterrichtsstunde im großen Klassenverband zusammen, da bleibe für spezielle Fragestellungen und individuelle Betreuung kaum Zeit. Unnötige Haltungsfehler könnten sich zum Beispiel einschleichen. Deshalb forderten VBSM und MON, dass neben dem Großgruppengeschehen die Schüler in kleinen Gruppen von qualifizierten Instrumentalpädagogen unterrichtet werden. Motivationsprobleme, die durch Kleingruppenunterricht entstehen würden, kann Hammer nicht erkennen. Im ersten Unterrichtsjahr stellten sich schnell erste Erfolge ein, die Schüler seien „heiß auf das Instrument“. Vielmehr gelte es für die Nachfolgejahre, den Schüler zu binden und ihn für die Anforderungen eines sinfonischen Blasorchesters fit zu machen.
Hammer sieht den VBSM und den MON in die Verantwortung genommen, auf der Grundlage der gemeinsamen Resolution zum „Klassenmusizieren mit Blasinstrumenten“ Lösungswege zu finden und neue Konzepte zu entwickeln. „Ich bin gegen das pure Ausprobieren von Modellen, wir unterrichten schließlich Kinder, da hat man nur einen Wurf.“ Bei allen Aktivitäten müssten die Verantwortlichen auf fundierter und qualifizierter Nachwuchsbildung bestehen.