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Die Performance-Class der Musikschule Rosenheim e. V. begeistert das Publikum. Foto: VBSM
Die Performance-Class der Musikschule Rosenheim e. V. begeistert das Publikum. Foto: VBSM
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Nicht fordern ohne fördern!

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Diskussionen beim 39. Bayerischen Musikschultag in Rosenheim
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Der diesjährige Bayerische Musikschultag war ein ganz besonderer: nicht nur, dass die Mitgliederversammlung zu den Vorstandswahlen aufgerufen war, auch war der Musikschultag 2016 Plattform eines besonders intensiven Austausches und bot darüber hinaus begeisternde musikalische Veranstaltungen. Vom 20. bis 22. Oktober 2016 kamen die Delegierten aus den bayerischen Musikschulen, Musikschullehrkräfte und Verwaltungsmitarbeiter zusammen und tauschten sich unter­einander, aber auch mit den Vertretern der Landes- und Kommunalpolitik, der Partnerverbände und der Medien aus.

Hochkarätig besetzt

Welche Reichweite diese kultur- und bildungspolitischen Diskussionen besaßen zeigte die Besetzung des Podiums beim Forum für Musikschulleitungen und -lehrkräften: Vertreter des Bayerischen Musikrats, der Kommunen und des Bayerischen Staatsminis­teriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst sowie des Bay­erischen Landtags stellten sich den Fragen der Teilnehmer. Zum Thema „Zur Bedeutung der Musikschulen in der kommunalen Bildungslandschaft“ diskutierten Oliver Jörg, MdL, stellvertretender Vorsitzender des Landtagsausschusses Wissenschaft und Kunst, Wilhelm Lehr, Vizepräsident des Bayerischen Musikrats e. V., Landrat Martin Bayerstorfer, Präsident des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen e. V., Gerhard Dix, Referatsdirektor „Bildung und Soziales“ beim Bayerischen Gemeindetag sowie die Ministerialräte Herbert Hillig und Michael Weidenhiller vom Bay­erischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst. Ziel dieser Veranstaltung war es Mechanismen in der Haushaltspolitik aufzuzeigen und Diskussionsstrategien zu entwickeln. Alle Teilnehmer der Diskussionsrunde, im Publikum wie auf dem Podium, waren sich einig, wie wichtig und erfolgreich die musikpädagogische Bildungsarbeit der öffentlichen Sing- und Musikschulen für den Kulturstandort Bayern sind. Durchaus kontroverse Ansichten kamen auf, als es von den inhaltlichen Betrachtungen zu Fragen der Finanzierung ging.

Ohne Geld keine Musik!

Sicherlich nicht überraschend für die Gäste des Festaktes im Kultur- und Kongresszentrum Rosenheim war es, dass auch dort die Finanzierung der Sing- und Musikschulen in Bayern zur Sprache kam, denn als Festredner konnte Peter Winter, MdL und Vorsitzender des Ausschusses für Staatshaushalt und Finanzfragen des Bayerischen Landtages gewonnen werden. „Der Bayerische Staat kann natürlich nicht fordern ohne zu fördern“, so Peter Winter, denn „der hohe Qualitätsstandart, der über die Musikschulverordnung beschrieben wird, lässt sich nur auf Dauer garantieren, wenn sich der Staat als verlässlicher Partner der Musikschulträger zeigt.“ Natürlich ging der Haushaltsausschussvorsitzende auch auf die aktuellen zusätzlichen Belastungen für den Staatshaushalt ein, forderte aber zugleich: „Die Mittel des Freistaats für die Integration sollen auch denjenigen zugutekommen, die sich intensiv mit der Integration beschäftigen […] und das ist gerade auch der Bereich der Musikschulen!“ Auch wenn die Spielräume im kommenden Doppelhaushalt 2017/2018 begrenzt sind, sendete Peter Winter beruhigende Signale: „Ich stelle in Aussicht, dass die CSU-Fraktion wieder etwas für die Musikschulen tun wird, so wie wir bereits früher schon […] in Vorleistung gegangen sind […]. Sie können sicher sein, der Erhalt und der Ausbau der Musikschulen ist mir und meinen Kollegen im Landtag ein wichtiges Anliegen.“

Dies zu hören erfreute sicherlich auch Landrat Martin Bayerstorfer, den Präsidenten des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen e. V., der eingangs versprach: Wir werden „uns alle auch weiterhin aktiv dafür einsetzen, dass jedes Kind einen Zugang zu einer öffent­lichen Musikschule hat – in erreichbarer Nähe, zugänglich ohne Wartezeit und bezahlbar“ und zugleich darauf hinwies: „Kinder brauchen Qualität, Kinder brauchen Nachhaltigkeit, Kinder brauchen für ihren Unterricht vor allem eine gesicherte Finanzierung, die auf drei Beinen steht: natürlich die Eltern, natürlich die Kommunen und mit Nachholbedarf der Freistaat Bayern. So kann musikalische Bildung in Bayern gelingen und so können Allianzen in der kommunalen Bildungslandschaft ein Gewinn für uns alle sein.“

Der Bayerische Musikschultag wandert alljährlich auf Einladung von Kommunen durch Bayern und verfolgt dabei unter anderem das Ziel, mit seinen zahlreichen kulturpolitischen, pädagogischen und musikalischen Veranstaltungen auch die örtliche Bevölkerung zu erreichen und so zur Bereicherung des Kulturlebens in der jeweiligen Stadt beizutragen. Wie sehr dies auch der Musikschulstandort Rosenheim begrüßt, machte Frau Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer in ihrem Grußwort deutlich: „Ich freue mich sehr […], dass Sie diesen Tag heute in Rosenheim gestalten. Das ist eine ganz besondere Ehre für Rosenheim und für unsere Musikschule. Den 39. Bayerischen Musikschultag in Rosenheim zu feiern, bedeutet auch für die vielen Menschen in unserer Stadt etwas ganz Besonderes!“ Denn nicht zuletzt „ist Musik das Bindeglied schlechthin“, wie es Dr. Thomas Goppel, MdL und Präsident des Bayerischen Musikraten e. V. in seinem Grußwort ausdrückte: „Wenn es uns nicht gelingt, junge Leute bis spätestens zum neunten Lebensjahr soweit bekommen zu haben, dass sie sich mit der Musik anfreunden, dann werden sie nur noch zu passiven Nutznießern dieser besonderen Art sich selbst zu stimulieren“.

Im Festakt des Bayerischen Musikschultages verleiht der VBSM traditionell seine Carl-Orff-Medaille. Die Medaille ist die höchste Auszeichnung des Verbandes. Mit ihr werden seit 1980 Personen und Institutionen geehrt, die sich in hervorragender Weise um die Sing- und Musikschulen in Bayern verdient gemacht haben. In diesem Jahr wurden damit die beiden Ministerialräte Herbert Hillig und Michael Weidenhiller des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet.

Applaus für scheidende Vorstandsmitglieder

Neben vielen fachlichen Themen trat in diesem Jahr insbesondere die Wahl des Erweiterten Vorstandes in den Mittelpunkt der VBSM-Mitgliederversammlung. Dabei ist besonders hervorzuheben, dass Martin Bayerstorfer, Landrat des Landkreises Erding, einstimmig für eine weitere dreijährige Periode zum Präsidenten des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen e. V. gewählt wurde. Die Mitgliederversammlung des VBSM wählte des Weiteren Markus Lentz, Leiter der Musikschule Grünwald e. V. zum 1. Vorsitzenden des VBSM und Michael Dröse, Leiter des Stabsstellenfachbereichs Kreisentwicklung zum 2. Vorsitzenden. Als Vertreter der kommunalen Spitzenverbände wurde Dr. Armin Augat, Geschäftsführer des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Bayern einstimmig bestätigt sowie als weitere Vorstandsmitglieder Burkard Fleckenstein, Leiter der Musikschule und des Kulturamts der Stadt Aschaffenburg, Bernd Scheumaier, Leiter der Kreismusikschule Erding e. V. und Steffen Weber, Leiter der Städtischen Sing- und Musikschule Sulzbach-Rosenberg gewählt.

Als Vertreter der Regierungsbezirke wurden von der Mitgliederversammlung berufen: für Oberbayern Chris­toph Peters, Leiter der Musikschule Neuried e. V. und Brigitte Pinggéra, Leiterin der Städtischen Simon-Mayr-Sing- und Musikschule Ingolstadt; für Niederbayern Kurt Brunner, stellv. Leiter der Musikschule im Landkreis Passau; für die Oberpfalz Luise Janhsen, Leiterin der Franz-Grothe-Musikschule der Stadt Weiden; für Oberfranken Martin Erzfeld, Leiter der Städtischen Musikschule Bamberg; für Mittelfranken Bärbel Hanslik, Leiterin der Städtischen Sing- und Musikschule Erlangen; für Unterfranken Martin Oberhofer, geschäftsführender Leiter der Städtischen Musikschule Aschaffenburg und für Schwaben Martin Klein, Leiter der Ludwig Hahn Sing- und Musikschule der Stadt Kaufbeuren.

Ergreifend war auch der Moment, als die Mitgliederversammlung einstimmig und unter tosendem Applaus in dankbarer Anerkennung ihrer besonderen Verdienste um die bayerischen Musikschulen Georg Schwimmbeck zum Ehrenmitglied und Klaus Hatting zum Ehrenvorsitzenden des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen e. V. ernannte. Der frischgebackene Carl-Orff-Medaillenträger, Ministerialrat Herbert Hillig, überbrachte den Delegierten aus den öffentlichen Musikschulen Bayerns die Grüße des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst und gratulierte den Mitgliedern des neuen Erweiterten Vorstands zur Wahl.

Mehr über die Musik beim Bayerischen Musikschultag 2016, den Erfahrungsaustausch von VBSM-Fachberatern und Musikschullehrkräften sowie die Bedeutung von Elternvertretungen und Fördervereinen erfahren Sie in der nächsten Ausgabe der nmz.

Der Bayerische Rundfunk widmet sich in einer Sondersendung dem Bayerischen Musikschultag. Unter dem Titel „Straßenbau oder Musikschule? – Musikalische Bildungsarbeit im Legitimationsdruck“ ziehen Franziskus Büscher und Stephan Ametsbichler am 1. November 2016 von 16.05–17.00 Uhr Bilanz auf BR-KLASSIK.

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