175 Jahre Städtische Sing- und Musikschule München – ein Geburtstag, den der Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen gebührend feiert und deshalb den „Bayerischen Musikschultag 2005“ vom 20. bis 22. Oktober in München ausrichtet. Der Musikschultag zählt zu den wichtigsten Veranstaltungen im bayerischen Musikschulwesen. Bereits seit 28 Jahren erfreut er sich großer Beliebtheit: Leiter und Lehrer der Sing- und Musikschulen, Vertreter der kommunalen und staatlichen Ebene, Eltern, Schüler, Kulturschaffende und Publikum versammeln sich während des dreitägigen Treffens zu Konzerten, Fachveranstaltungen und Diskussionen. Der Musikschultag ist das überregionale Forum zum Informations- und Erfahrungsaustausch, und er präsentiert die musikalischen Leistungserfolge der täglichen Musikschularbeit.
Bereits zum Festakt am Freitag, 21. Oktober, erwartet der VBSM mehr als 250 Gäste aus Politik, Bildung und Kultur. Die Feierlichkeiten eröffnen werden VBSM-Präsident Landrat Hanns Dorfner aus Passau und der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude. Grußworte entrichten Wilfried Anton, Präsident des Bayerischen Musikrats und Siegfried Schneider, Staatsminister für Unterricht und Kultus. „Der Kultusminister ist von großer Bedeutung für die bayerischen Sing- und Musikschulen, insbesondere für die kooperative Entwicklung der Ganztagsbetreuungsangebote an allgemein bildenden Schulen“, freut sich VBSM-Präsident Dorfner über die Zusage des Ministers. Verschiedene Formen der Zusammenarbeit zwischen Musikschulen und Schulen haben sich bereits bewährt, Musikschulen bilden beispielsweise den Nachwuchs für Big Bands oder Orchester an den Schulen aus.
Die Festansprache hält der Erziehungswissenschaftler und Autor Prof. Dr. Felix von Cube, der neben zahlreichen Veröffentlichungen vor allem durch seine Auseinandersetzung mit bildungspolitischen Themen und seinem verhaltensbiologisch begründeten Erziehungskonzept bekannt wurde. Darin warnt Felix von Cube vor einem trägen Leben in der Hängematte. Seine Forschungen haben ergeben, dass ein Leben ohne Anstrengung unerfüllt bleibt. Nur wer aktiv ist, wer sich anstrengt und etwas leistet, werde mit Lust belohnt. In seinem Buch „Lust an der Leistung“ führt er aus, dass und wie es möglich ist, Anstrengung mit Lust zu erleben. Der VBSM hat von Cube eingeladen, zu diesem Thema zu referieren, da besonders für öffentliche Sing- und Musikschulen die Thematik von großem Interesse ist. So können nämlich in der musikalischen Bildung an Musikschulen die Grundsteine zur Fähigkeit, Lust an der Leistung zu empfinden, gelegt werden.
Als Höhepunkt des Festakts verleiht der VBSM die Carl-Orff-Medaille an Dr. Thomas Goppel, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Die höchste Auszeichnung des Verbandes erhält der Staatsminister für sein tatkräftiges Engagement für die bayerischen Musikschulen. Die Laudatio hält VBSM-Präsident Hanns Dorfner. Die musikalische Umrahmung gestalten Schüler der Münchner Sing- und Musikschule und Bläser der Musikschule Grassau, die den ersten Platz des Innovationspreises 2005 von VBSM und Musikbund von Ober- und Niederbayern belegte sowie eine Samba-Gruppe der Musikschule der Hofer Symphoniker. Dieses Ensemble zeigt beispielhaft die erfolgreiche, langjährige Zusammenarbeit der Musikschule mit dem Jean-Paul-Gymnasium in Hof. Der Festakt findet im Saal des Alten Rathauses in München statt. Beginn ist 10 Uhr.
Fragen an die Zukunft
Am Freitagnachmittag diskutieren unter dem Titel „Fragen an die Zukunft: hip, jung – und musikalisch? Bekannte Werte neu vermitteln – aber wie?“ hochrangige Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Die Beschäftigung mit Musik wirkt bei Kindern und Jugendlichen stark konzentrationsfördernd, erhöht die Auffassungsgabe und fördert die sozialen Kompetenzen. Musizierende junge Erwachsene sind leistungsbereit und ausdauernd, weil sie sich diese Eigenschaften in ihrer jahrelangen Beschäftigung mit der Musik angeeignet haben. Der Mehrwert musikalischer Betätigung wird auch von der Wirtschaft in zunehmendem Maße entdeckt und geschätzt. Alles spricht dafür, dass sich die Investition in musikalische Bildung glänzend amortisiert.
In verschiedenen Diskussionsrunden wird Jürgen Seeger, Programmchef von Bayern 4 Klassik, die Teilnehmer dazu befragen, wie Musikschulen die Erfolge ihrer Arbeit in der Gesellschaft und der Bildungspolitik nutzen können. Welche Weichen gestellt werden müssen, damit musikalische Betätigung für die Jugend weiter an Bedeutung gewinnt, und wie möglichst vielen Kindern und Jugendlichen der Zugang zu aktivem Musizieren und Singen ermöglicht werden kann.
Auf dem Podium diskutieren Alois Glück, Präsident des Bayerischen Landtags, Franz Meyer, Staatssekretär im Finanzministerium, Renate Braun, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Passau, Ministerialdirektor Josef Erhard, Amtschef im Kultusministerium, Prof. Dr. Felix von Cube, die Ärztin und Autorin Dr. Marianne Koch, Wil-fried Anton, Präsident des Bayerischen Musikrats und VBSM-Präsident Hanns Dorfner. Zur Podiumsdiskussion im Saal des Alten Rathauses ist die interessierte Öffentlichkeit willkommen. Beginn ist 15 Uhr.
Mitgliederversammlung
Stiftungen für Musikschulen, Kooperationen von Musikschulen, Blasmusik und Schulen, die neue Rahmenvereinbarung „Musik und Sport in der Schule mit Ganztagsangeboten“, Erfahrungsberichte aus der Musikschularbeit und Hintergrundberichte aus der Verbandsarbeit – das sind die Topthemen der VBSM-Mitgliederversammlung am Samstag, 22. Oktober im Neuen Rathaus in München. Unter dem Vorsitz von VBSM-Präsident Hanns Dorfner werden sich die 215 bayerischen Musikschulen unter anderem über ihre Erfahrungen mit der Einführung des G 8 und die Kooperationsmöglichkeiten mit Kindergärten vor dem Hintergrund des neuen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetzes austauschen.
Ein zentrales Thema der Mitgliederversammlung wird das Aufzeigen von Möglichkeiten zur Errichtung von Stiftungen für Musikschulen sein. In Bayern sind bundesweit die meisten öffentlichen Stiftungen ansässig, die Zahl der Stiftungsneugründungen ist in den vergangenen Jahr konsequent gestiegen. „Die steigenden Zahlen an gemeinnützigen Stiftungen zeigen, dass immer mehr Menschen bereit sind, bürgerschaftliche Mitverantwortung für die vielfältigen gesellschaftlichen Aufgaben zu übernehmen“, erklärt VBSM-Präsident Hanns Dorfner. Dies bedeute allerdings nicht, dass sich der Staat aus der Verantwortung nehme und nicht mehr für die Grundversorgung im Kultur- und Bildungsbereich Sorge trage. „Aber darauf aufbauend und ergänzend gibt das gemeinnützige, nur der Sache verpflichtete Engagement von privater Seite entscheidende Impulse“, so Dorfner. Die Bildungseinrichtung Musikschule sei schließlich eine Gemeinschaftsaufgabe von Staat, Kommunen und Bürgern, die ihre Kinder und Jugendlichen der Musikschule anvertrauen. Als fachliche Unterstützung hat der VBSM zur Mitgliederversammlung die Leiterin der Münchner Stiftungsverwaltung, Frau Katharina Knäusl, eingeladen. Die erfahrene Fachexpertin weiß Antworten auf alle Fragen von Stiftungsrecht und -gründung über Stiftungspraxis und -management bis zur Frage, was Stifter dazu antreibt, Eigentum und Zeit in bürgerschaftliches Engagement zu stecken.
Die interne Veranstaltung, die ausschließlich VBSM-Mitgliedern offensteht, beginnt um 9 Uhr.