Wenn es um den Musikunterricht für Kinder und Jugendliche geht, ist hinsichtlich der Pädagogik das Beste gerade gut genug. Die Bundesakademie für musikalische Jugendbildung in Trossingen sieht deshalb eine ihrer wesentlichen Aufgaben darin, innovative und effektive Konzepte aufzuspüren, vorzustellen und zu vermitteln.
Diese sollen der tagtäglichen Praxis von Lehrerinnen und Lehrern an Musikschulen, in Vereinen und an allgemein bildenden Schulen als Unterstützung und Orientierung dienen. Im Bereich der Streicherpädagogik werden hierzulande, nicht zuletzt aufgrund der Aktivitäten der Bundesakademie, seit einigen Jahren wertvolle Erfahrungen gesammelt mit „Colourstrings“, einer vor über vierzig Jahren von Géza Szilvay in Finnland entwickelten und inzwischen weltweit praktizierten Methode. In Deutschland ist sie erstaunlicherweise bislang wenig wahrgenommen worden.
Nun bietet die Bundesakademie erstmals und einzig in Deutschland im Rahmen einer intensiven berufsbegleitenden Fortbildung die Möglichkeit, ein „Colourstrings Teachers Certificate“ zu erwerben, also eine Ausbildung zu absolvieren, die den Richtlinien der in Finnland beheimateten internationalen „Colourstrings Association Helsinki“ entspricht; und dies quasi aus erster Hand des Colourstrings-„Erfinders“ Géza Szilvay und seiner Kollegin Yvonne Frye.
Rückblickend war das erste einführende Seminar der Bundesakademie im September 2011 mit dem Dozenten-Tandem Szilvay/Frye ein wichtiger Schritt, Colourstrings hierzulande zu etablieren. Etliche Pädagoginnen und Pädagogen haben seitdem davon profitiert und konnten die Methode im eigenen Unterrichtsalltag praktizieren – mit verblüffenden Ergebnissen und durchweg positiven Erfahrungen vor Ort. Diese wiederum waren wichtige Beweggründe für die Bundesakademie, eine zertifizierende Fortbildung ins Programm aufzunehmen.
„Colour“-Strings: Farben und Figuren
Aber was ist das Besondere an Colourstrings? Am Anfang der Begegnung mit einem Streichinstrument gilt hier das Interesse nicht so sehr dem Erlernen und Lesen der üblichen Notenschrift – sondern dem Instrument selbst und dem darauf sauber und lebendig zu gestaltenden Klang. Charakteristisch für den Unterricht ist der Einsatz von Farben und einprägsamen kindgerechten Figuren. Kurzum: farbige Symbole statt traditioneller Notenschrift: eben „Colour“-Strings!
Von der ersten Stunde an wird die Unabhängigkeit der Finger mit Pizzicato-Übungen trainiert, ganz besonderes Augenmerk gilt dem Flageolett, das nur gelingt, wenn die Saiten punktgenau getroffen werden. Indem Géza Szilvay diesen Aspekt an den Beginn der Colourstrings-Methode setzt, wird die Sensibilität der Kinder für sehr genaues Hören geweckt. Ergebnis: eine saubere Intonation durch alle Tonarten hindurch. Denn auch das Transponieren gelingt wie selbstverständlich, weil dank des Mittels der Relativen Solmisation in Verbindung mit dem „inneren Hören“ eine genaue Klangvorstellung entwickelt wird, schon bevor der Bogen die Saite berührt.
Erziehung zur Musikalität – so könnte man die grundsätzliche Prämisse bei Colourstrings umreißen. Und es geht um das Verständnis für Musik als Sprache, die durch instrumentaltechnisches Können erlernt wird, dabei als Ausdrucksmittel jenseits des gesprochenen Wortes dient.
Die im September 2014 als Pilotprojekt beginnende Fortbildung der Bundesakademie erstreckt sich über einen Zeitraum von anderthalb Jahren. Zwischen den Akademiephasen liegen ausgedehnte Praxisphasen von rund 50 Unterrichtsstunden mit den Colourstrings-Unterrichtsmaterialien. Sie geben den notwendigen Raum, die Fortbildungsinhalte in der eigenen beruflichen Praxis gründlich anzuwenden, zu erproben und zu reflektieren.
Fortbildung und berufliche Praxis
Diese praxisbezogenen Erfahrungen finden wiederum Eingang in die nächste Akademiephase. Somit bietet sich die singuläre Chance, über das eng miteinander verzahnte Lernen und Lehren tief einzudringen in die Arbeitsweise von und mit Colourstrings. Die berufsbegleitende Fortbildung in Trossingen bietet die Voraussetzung, um an der abschließenden Zertifizierungsphase in Helsinki zum Erwerb des „Colourstrings Teachers Certificate“ teilnehmen zu können. Diese Teilnahme ist optional; die Seminarphasen in Trossingen verpflichten nicht zur Fortführung der Fortbildung in Helsinki.
Kooperationspartner der Fortbildung ist neben der Colourstrings Association Helsinki auch die Musikhochschule Münster, die sich mit den Methoden und Zielen von Colourstrings identifiziert und diese als wichtig und zukunftsorientiert bewertet.
Dreiphasige berufsbegleitende Fortbildung
Beginn: 15.–19. September 2014
Weitere Phasen: 02.–04. Oktober 2015 & 08.–10. April 2016
Information und Anmeldung: Tel. +49 7425/9493-0
www.bundesakademie-trossingen.de