Banner Full-Size

Förderung und Therapie durch Musik

Untertitel
Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt: Zum 5. Musiktherapie-Symposium in Rendsburg
Publikationsdatum
Body

Internationale Referenten diskutieren vom 7. bis 9. November 2008 Erkenntnisse zur Effektivität von Musiktherapie und der Wirkung von Musik. Mit der Organisation des mittlerweile fünften Musiktherapie-Symposiums vertieft das Nordkolleg Rendsburg seine Kompetenz in Sachen Weiterbildung und Fortbildung zur Musiktherapie. Wie schon bei früheren Symposien wird das Novemberwochenende aus einer lebendigen Mischung von aktivem Ausprobieren von Methoden der Musiktherapie in Kleingruppen, Auseinandersetzung mit Konzepten renommierter Musiktherapie-Spezialisten und Informationen über neueste Forschungsergebnisse der Musiktherapie bestehen.

„Sing and grow“

Singen und wachsen heißt die wörtliche Übersetzung des Programms, das die australische Musiktherapie-Professorin Jane Edwards vorstellen wird. Gemeint aber ist vor allem die Herausforderung: Singe und werde erwachsen. Solistisches und gemeinschaftliches Singen ist nachweislich entwicklungsfördernd: wer sich mit seiner Stimme auseinander setzt, wird mit dem Innersten seiner Persönlichkeit konfrontiert. Die eigene Stimme ist jenes Instrument, das uns allen am nächsten ist und gerade deshalb ist Singen in der Öffentlichkeit oft von größten Ängsten begleitet. »Sing and grow« setzt bereits im frühkindlichen Bereich mit niedrigschwelligen Angeboten an, um insbesondere sozial auffällige Kinder erfolgreich bei der Integration zu begleiten. Die australische Regierung unterstützt das Fördermodell von Jane Edwards mit umgerechnet etwa 1.000.000 Euro.

Das Nordkolleg greift mit „Sing and grow“ ein Thema auf, das international im Gespräch ist. In Deutschland spiegelt sich dies etwa im Sängerpaten-Projekt des NDR-Chores von Doris Mallasch oder dem von der Yehudi-Menuhin-Stiftung geförderten Projekt »Canto elementar« von Dr. Karl Adamek wieder.

Praktische Übungen

Neben dem zentralen Vortrag von Jane Edwards und Anne Leins über Therapie durch Singen werden weitere Experten praxisnahe Themen zur Selbsterfahrung anbieten. Herbert Bruhn etwa wird zum Thema „Was ist dran am Mozart-Effekt?“ referieren. Kurzreferate mit Posterpräsentationen werden sich mit Musiktherapie in der Neonatologie und der Arbeit mit Jugendlichen nach der Trennung der Eltern (Nicola Nawe) beschäftigen. In frei belegbaren Workshops wird es um Vorschularbeit und Musik (Ruth und Björn Tischler), um Musiktherapie zur gezielten Förderung von Bewegung und Sprache (Nicole Meissner), um Musiktherapie für sexuell missbrauchte Kinder (Gitta Strehlow), das Musikangebot in der Ganztagsschule (Herbert Bruhn), Musiktherapie in der Integrationspädagogik (Wolfgang Mahns) und Musiktherapie in der Kinderonkologie (Gerd Kappelhoff) gehen.

Effektivität von Musiktherapie

Wie ein roter Faden wird sich auf dem Symposium das Thema »nachgewiesene Effektivität« durch die Diskussionen ziehen: Es gibt einige neuere Studien und vor allem Metastudien, die sich mit der Wirkung und Effektivität von musiktherapeutischen Interventionen auseinander setzen. Noch bei der Entstehung des Psychotherapeuten-Gesetzes war nicht auszumachen, dass die Musiktherapie so viel weiter wäre als andere Kunsttherapien, die alle überaus kritisch beurteilt und gewissermaßen pauschal als nicht förderungswürdig charakterisiert wurden.

Die wissenschaftliche Wirkungsforschung liefert aber in zunehmendem Maße durch qualifizierte Forschungsarbeiten signifikante Belege für den effektiven Einsatz von Musiktherapie in der Arbeit mit verhaltensauffälligen Kindern, der Förderung des Selbstbewusstseins in der Schule, in der Sprachanbahnung und Sprachförderung ebenso wie in der Behandlung von Hirnverletzungen und in der motorischen Förderung.

In diesem Zusammenhang wird Hans Ulrich Schmid auch zu den berufspolitischen Entwicklungen in der Musiktherapie referieren.

Nordkolleg – Weiterbildungskompetenz für Musiktherapie

Bereits seit Anfang der 1990er Jahre entwickelte das Nordkolleg in Zusammenarbeit mit dem »Musiktherapie Institut Rendsburg« renommierte Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen im Bereich Musiktherapie. Auf Initiative der 2006 im Alter von 85 Jahren verstorbenen Pionierin der deutschen Musiktherapie Editha Dorigo wurde in Rendsburg seit 1991 eine durch Lehrplan geregelte zweijährige Weiterbildung angeboten. Mitte der 1990er Jahre hob der damalige Leiter des Musiktherapie-Institutes Wolfgang Mahns die ambulante Musiktherapie ebenso wie die Weiterbildung im Nordkolleg auf ein hohes professionelles Niveau. Im Hintergrund wirkte Herbert Bruhn an der wissenschaftlichen und finanziellen Stabilisierung der Rendsburger Musiktherapiearbeit durch Gründung der Deutschen Stiftung Musiktherapie im Jahr 1997 mit. Großen Einfluss nahmen auch Björn und Ruth Tischler, die sich mit einer Seminarreihe speziell an Sonderschullehrer wendeten. Die Weiterbildung Musiktherapie soll im nächsten Jahr eine Neuauflage erfahren.

Die Arbeit mit Sonderpädagogen hat sich auf die Grundschule und die vorschulische Förderung erweitert und wird vom Nordkolleg zusammen mit dem IQSH, dem Fortbildungsinstitut des Landes Schleswig-Holstein, angeboten.

Von immenser Bedeutung ist die enge Zusammenarbeit des Nordkollegs mit dem Musiktherapie Institut Rendsburg, das aus einem gemeinnützigen Verein heraus für ein breites Angebot an ambulanter Musiktherapie sorgt. In dieser Einrichtung wurde mit »Abschiedsmusik« ein vom Bundesministerium für Familie gefördertes Projekt der Begleitung Schwerstkranker und Sterbender mit Musik entwickelt – eines der ersten Musiktherapieprojekte, dem das Wissenschaftliche Institut der Ärzte Deutschlands (WIAD) in Bonn 2003 die Wirksamkeit bestätigte.

Neu im Kreis der Rendsburger Spezialisten ist Anne Leins, ehemalige Mitarbeiterin des Institutes für Musiktherapie in Heidelberg, Spezialistin für empirische Therapieforschung insbesondere im Bereich Musiktherapie und Schmerzen sowie Mobilisierung von Schlaganfall- und Parkinson-Patienten. Sie wird voraussichtlich in diesem Jahr die konzeptionelle und organisatorische Leitung der Stiftungsarbeit übernehmen.

Weitere Informationen und Anmeldung zum 5. Rendsburger Symposium:
Nordkolleg Rendsburg
Fachbereich Musik, Am Gerhardshain 44, 24768 Rendsburg
Tel. 04331/14 38 33, Fax 04331/14 38 20, musik [at] nordkolleg.de (musik[at]nordkolleg[dot]de)
Internet: www.nordkolleg.de

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!