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Modellprojekte in Schleswig-Holstein

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Diversität und Teilhabe in der musikalischen Bildung
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Diversität in der musikalischen Bildung ist ein Thema mit vielen Facetten. In erster Linie steht dahinter das Ziel, möglichst allen Menschen den Zugang zu musikalischer Bildung zu ermöglichen. Darin liegt die Chance, sich zu begegnen und voneinander zu lernen, Neues kennenzulernen und das eigene Musikverständnis zu erweitern.

Um Diversität zu leben und Institutionen zu öffnen, braucht es den Austausch auf Augenhöhe und die Offenheit, voneinander zu lernen. Als Partner im Kompetenzzentrum für musikalische Bildung Schleswig-Holstein (KMB.SH) – einem konsortialen Zusammenschluss des Landesmusikrates, des Landesverbandes der Musikschulen, der Musikhochschule Lübeck, des Lehrerfortbildungsinstituts IQSH und des Nordkollegs – und in Selbstverpflichtung als Unterzeichnerin der Charta der Vielfalt widmet sich das Nordkolleg intensiv dem Themenfeld „Diversität, Inklusion und Partizipation“ und setzt im Rahmen verschiedener Projekte und Formate Impulse für die Musiklandschaft Schleswig-Holsteins.

Die Auseinandersetzung mit Diversität und Teilhabe bringt notwendigerweise die Reflektion über Hürden und Barrieren mit sich. Dabei rückt immer wieder die Frage in den Vordergrund, wie Kultur- und Bildungseinrichtungen Menschen in schwierigen Lebenslagen den Zugang zu Kulturangeboten ermöglichen können. Der dritte Teilhabebericht der Bundesregierung über die Lebenslagen von Menschen mit Beeinträchtigungen (2021) thematisiert auch finanzielle Zugangsmöglichkeiten. Davon sind oft nicht nur die Menschen mit Beeinträchtigungen selbst, sondern signifikant häufig auch deren familiäres oder betreuendes Umfeld betroffen. Die derzeitige Energiekrise mit ihren Verteuerungen, die sich auch auf Grundbedarfe wie Konsumgüter erstreckt, wird diese Problematik noch verschärfen und ausweiten.
Um finanzielle Hürden zu senken und auch in Zukunft ein demokratisches Miteinander über Kultur, Werteaustausch und Dialog zu ermöglichen, braucht es neue Zugangsmodelle. Um den Zugang zu Veranstaltungen kümmern sich zum Beispiel vermehrt Kulturtafeln. Am Nordkolleg wird modellhaft ein Teilhabefonds ins Leben gerufen. Aufgabe des Fonds wird es sein, Menschen zu unterstützen, die Interesse an den Kulturangeboten haben, sich diese jedoch aufgrund ihrer finanziell schwierigen Lebenssituation nicht leisten können (z.B. Menschen mit geringer Rente, Menschen ohne finanzielle Absicherung, geflüchtete Menschen oder Menschen, die aufgrund körperlicher Einschränkungen finanziell schwächer gestellt sind, etc.). Das Besondere daran ist das Prinzip des Community-Fundraising. Über eine nach oben und unten gestaffelte Kursgebühr zahlen alle so viel, wie es ihnen möglich ist. Alles was weniger gezahlt wird, gleicht der Teilhabefonds aus – alles was mehr gezahlt wird, fließt als Spende direkt in den Teilhabefonds und kommt somit Menschen zu Gute, die nur einen geringeren Beitrag zahlen können. Das finanzielle Risiko dieses Finanzierungsexperiments sichert der Förderverein des Nordkollegs ab. Langfristig sollen die gesammelten Erfahrungen evaluiert werden und dazu beitragen, einen Fonds auf Landesebene auf den Weg zu bingen.

Neben dem finanziellen Aspekt stellt es für viele Menschen eine Hürde dar, Orte aufzusuchen, die sie noch nicht kennen. In Kooperation mit der Rendsburger Musikschule und den Werkstätten Materialhof entwickelt das Nordkolleg das Pilotprojekt „Musik im Materialhof“. Darin werden niedrigschwellig Kurse – zum Beispiel ein Chor, eine Ukulele-Gruppe oder ein Cajón-Ensemble – in das Freizeitprogramm der Werkstätten integriert und direkt in den Räumlichkeiten der Werkstätten angeboten. In einem zweiten Schritt werden die Gruppen in die Räumlichkeiten des Nordkollegs und der Musikschule eingeladen, um das dortige Programm kennenzulernen und gegebenenfalls dortige Angebote wahrzunehmen.

Dieses Projekt versucht in besonderem Maße Barrieren zu reduzieren. Darüber hinaus steigen alle Beteiligten in einen Prozess ein, indem sie sich Kennenlernen, miteinander ins Gespräch kommen und gemeinsam musizieren. So wird am Ende neben dem primären Ziel, aufsuchende Musikalisierungsangebote zu schaffen, auch der Blick geschärft für die Bedürfnisse der Menschen und die Barrieren, die noch unsichtbar sind.

Auch am Nordkolleg selbst werden neue Wege gesucht. Im diesjährigen Tanztheaterprojekt der eigenen Musical-Academy Schleswig-Holstein liegt der Fokus auf dem Thema Inklusion. Die Teilnehmenden begeben sich mit den international arbeitenden Choreographen Christian Judith, ausgebildeter Dance-Ability-Trainer, und dem Tanzpädagogen Vinicius auf die Spuren ihrer individuellen Bewegungsmöglichkeiten. Drei Musiker*innen gehen improvisatorisch auf die Bewegungen der Tänzer*innen ein und entwickeln so gemeinsam ein musikalisches Tanztheater.

Die genannten Projekte sind Versuchsfelder, die an konkreten Barrieren ansetzen. Im Rahmen einer Weiterbildung „Auf dem Weg zu einer diversitätssensiblen Organisation“ gibt das Nordkolleg weitere Einblicke in die angeregten Prozesse und begibt sich im kommenden Jahr zusammen mit sieben Kulturinstitutionen Schleswig-Holsteins auf den Weg, die Themen Diversität und Inklusion nachhaltig in den eigenen Strukturen zu verankern. In insgesamt acht Terminen erhalten die Teilnehmenden grundlegendes Wissen zu Diversität und Organisationsentwicklung, Einblicke in Good-Practice-Beispiele sowie Input und Feedback von Expert*innen zu Themen wie Barrierefreiheit und Antidiskriminierung. Im gemeinsamen Austausch werden konkrete Ziele formuliert und Handlungsräume erschlossen.

Alle am oder mit dem Nordkolleg durchgeführten Modellprojekte werden laufend evaluiert. Ziel ist es, diese Modelle den Institutionen der musikalischen oder kulturellen Bildung in Schleswig-Holstein – und darüber hinaus – zugänglich und für diese nutzbar zu machen.

www.nordkolleg.de oder www.kmb.sh

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