An einem schönen Vormittag im letzten Sommer lief das eigentlich nicht mehr allzu intensiv genutzte Faxgerät an der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel heiß. Das wichtigste Wort stand allerdings schon auf der ersten der etwa 40 Seiten: Zuwendungsbescheid! Zwei Anträge hatte der Programmbereich Musik an der Bundesakademie zusammen mit Universitäten beim Bundesministerium für Bildung und Forschung in einem Programm zur Förderung von Entwicklungs- und Erprobungsvorhaben zur pädagogischen Weiterbildung von Kunst- und Kulturschaffenden gestellt, beide wurden bewilligt.
Inzwischen sind die auf drei Jahre geplanten Projekte gestartet, die Weiterbildungen terminiert, die Curriculumsentwicklungen in vollem Gange und mit Lukas Bergmann, einem Absolventen der Musikhochschule Weimar, wurde ein Projektmanager zur Unterstützung von Kerstin Hädrich, der Leiterin des Programmbereiches Musik, eingestellt.
Im Projekt TOUCH:MUSIC, das die beiden zusammen mit Matthias Krebs und Marc Godau von der Forschungsstelle Appmusik an der Universität der Künste in Berlin realisieren, sollen Perspektiven des Musizierens mit Tablets und Smartphones erforscht und eine Qualifizierungsreihe entwickelt werden.
Neben Games und Social-Networks bieten Smartphones und Tablets auch Apps zum Musikmachen, die sie zu Instrumenten, mobilen Studios und DJ-Pulten machen. Die intuitiv bedienbaren Spieloberflächen dieser Musikapps ermöglichen neue Zugänge zum Musikmachen.
Als mobile Alltagsmedien bieten sie sich für kreativ-künstlerische Projekte innerhalb und vor allem außerhalb formaler Bildungskontexte an. Im Rahmen der Qualifizierungsreihe mit dem Titel „tAPP – Musik mit Apps in der Kulturellen Bildung“ werden Musiker/-innen, die offen für neue technische Entwicklungen sind, befähigt, ihre künstlerischen Erfahrungen mit Smartphones und Tablets in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen umzusetzen und musikalische Gestaltungen zu unterstützen. Deshalb werden innerhalb der vierphasigen Weiterbildung neben den Möglichkeiten des künstlerisch-praktischen Umgangs mit Musikapps auf mobilen Geräten vor allem Fragen der Musikvermittlung im Kontext neuer Lernkulturen und der Kulturellen Bildung behandelt.
Das Verbundprojekt „Musik.Stimme.Sprache“ mit der Leuphana Universität Lüneburg hat die Entwicklung einer dreiphasigen Qualifikation für Vokalkünstler/-innen zur experimentellen ästhetischen Arbeit mit Kindern zwischen 5 und 10 Jahren zum Ziel. An der Leuphana federführend betreuen wird es Cornelie Dietrich, die von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Vanessa Friedberger unterstützt wird. Dabei geht es einerseits um das Kennenlernen eines Segments zeitgenössischer Musik und Performancekunst in elementarer Form, andererseits um die Unterstützung von Sprachbildungsprozessen durch experimentelle Stimmarbeit. Die ästhetische Dimension der Sprache mit ihren vielfältigen – zum Beispiel sinnlichen oder musikalisch-rhythmischen Facetten – wie sie sich klassisch in Lied, Oper und in jeglicher Form von moderner Vokalkunst (wie z.B stimmexperimentelle Performances, Hip-Hop, Beatboxing) realisieren, übt auf viele Kinder eine große Faszination aus. Erfahrungen mit der Stimme, mit Vokalen und Silben, Worten und sinnfreien Vokalklängen können sie einerseits zu immer neuen Ausdrucks- und Gestaltungsexperimenten anstiften, andererseits aber auch ganz elementare Fähigkeiten im Sinne der Sprachförderung anregen.
Beide Qualifizierungsreihen, die von Bundesakademie und den kooperierenden Universitäten zertifiziert werden, richten sich an Musikerinnen und Musiker, die noch keine fachpädagogische Ausbildung genossen und bisher nicht vorwiegend in der kulturellen Bildung tätig sind. Durch die Unterstützung des BMBF können die Weiterbildungen während der Förderphase kostenfrei angeboten werden. Die ersten Erprobungsphasen starten noch in diesem Jahr: „tAPP“ Ende August, „Musik.Stimme.Sprache“ im Oktober.
www.bundesakademie.de
www.forschungsstelle.appmusik.de
www.leuphana.de/ibiwi