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Ein Sitzkreis aus wenigen Erwachsenen und vielen Kindern mit Trommeln vor sich stehend. Alle haben die Hände nach oben gereckt.
Community Music Training in Kooperation mit den Musicians without Borders an der Landesmusikakademie NRW
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Veränderung der Gesellschaft durch Musik

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Neuer Lehrgang Community Music an der Landesmusikakademie NRW
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An der Landesmusikakademie NRW in Heek (Münsterland) beginnt im November 2023 ein neuer Lehrgang Community Music in Kooperation mit der Hochschule Düsseldorf und der Robert Schumann Hochschule sowie den Musicians without Borders. Lehrende sind Alicia de Bánffy-Hall (Hochschule Düsseldorf), Marion Haak-Schulenburg (Musicians without Borders) und Wolfgang Rüdiger (Robert Schumann Hochschule) sowie internationale Gäs­te, insbesondere im Online-Teil des Lehrgangs.

Damit bietet sich eine einzigartige Möglichkeit für Studierende der genannten Hochschulen, gemeinsam mit Akteur*innen aus der Praxis zu lernen. Mit Anbindung an das Community Music Netzwerk Deutschland ist hier eine direkte Verbindung und Vernetzung zum nationalen Praxisfeld mit wissenschaftlichem Fundament gegeben. Nach dem Einführungswochenende findet im Januar 2024 eine erste Lehrgangsphase in Heek statt, gefolgt von einer zweiten Phase im März in Düsseldorf. Online-Seminare folgen, im Juni wird eine weitere Phase in Düsseldorf durchgeführt. Ein eigenes Community-Music-Projekt muss durchgeführt und dokumentiert werden, ehe im November 2024 der Lehrgang mit einem Abschlusswochenende in Heek endet.

Doch was ist Community Music? Ein schillernder Begriff, der immer wieder anders gedeutet wird. Oliver Giefers fasst zusammen: „Community Music bezeichnet Formen des aktiven Musizierens in Gruppen in sozialen Kontexten. Partizipation, kulturelle Teilhabe und Empowerment stehen gleichberechtigt neben der Vermittlung musikalischen Handwerks. Allen, ungeachtet ihrer musikalischen Fähig- und Fertigkeiten, ihres Alters, Geschlechts, körperlicher und psychischer Verfassung oder sonstiger Merkmale, soll Zugang zu Musik, kreativem Schaffen und die Teilhabe an Kultur und Gemeinschaft ermöglicht werden. Community Music hat zum Ziel, Vielfalt, Integration und Inklusion zu fördern. Sie steht für einen wertschätzenden, respektvollen und toleranten Umgang. Sie schafft sichere Räume, in denen sich Menschen frei von Leis­tungsdruck wohlfühlen und selbstbestimmt entfalten können, sowohl in sozialer als auch in musikalischer Hinsicht.“

Dazu Lehrgangsleiterin Alicia de Bánffy-Hall: „Wenn wir vom Menschenrecht auf Partizipation am kulturellen Leben ausgehen, halte ich Community-Arbeit für eine gesellschaftliche Pflicht aller kulturellen Institutionen. Danach kommen viele weitere Gründe: als Institution relevant zu bleiben für die Gesellschaft, Zugang zu Kultur für alle zu schaffen, künstlerisch neue Wege zu gehen. Dazu bereichert es uns alle, wenn wir uns Unbekanntem öffnen, miteinander ins Gespräch und in Austausch kommen, um für kulturelle Demokratie zu sorgen. Dafür müssen wir ausbilden. In Community-Music-Projekten lernen wir durch kreative Prozesse vieles: gemeinsam etwas zu schaffen, Lösungen zu finden, durchzuhalten, zu kooperieren und uns gegenseitig wahrzunehmen in unserem Sein. Sich selbst auszudrücken, mit dem eigenen kreativen Ausdruck gesehen, gehört und anerkannt zu werden, ist bestärkend und schafft durch den gemeinschaftlichen kreativen Prozess gesellschaftliche Räume für alle.“ Diese politische Dimension von Community Music, die eine positive Veränderung der Gesellschaft durch Musik zum Ziel hat, ist innerhalb des Kursangebots und der Projekte der Landesmusikakademie NRW in den letzten Jahren stärker zum Ziel geworden und gipfelt nun in dem Lehrgang, der sich an musizierende Menschen aus allen Kontexten richtet.

Kraft im Sozialen entfalten

Wolfgang Rüdiger ist davon überzeugt, dass „Musik eine zutiefst soziale Kunstform und tief im Menschen verankert ist. Menschen kommen musikalisch auf die Welt, tauschen sich mit Klängen und Lautgesten aus und entfalten so ihre Gefühle. Musik entsteht in Beziehungen, zeugt von ­Zugehörigkeit und zielt auf Emotion und Gemeinschaft! Daher kann miteinander musizieren eine große Kraft im Sozialen entfalten und Menschen zueinander führen. Musizieren als Ausdruck von Menschen ist dabei immer auch künstlerisch, denn Kunst liegt in der Natur des Menschen. Indem Menschen gemeinsam Musik machen, mit oder ohne Voraussetzungen, in welchen Ausdrucksformen und mit welchen Instrumenten auch immer, teilen sie gemeinsam Leben und erzählen einander Klanggeschichten, die sozial und sinnlich, kollektiv und künstlerisch zugleich sind, auf Qualität von Klang und Ausdruck ausgerichtet: Community Music ist immer, auch in voraussetzungsoffenen Gruppen, soziale und künstlerische Praxis!“
Auch die Gelsenwasser-Stiftung hat die Bedeutung des Themas erkannt und fördert den Lehrgang großzügig.

Weitere Informationen und Anmeldung: www.lma-nrw.de

 

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