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Darren Abrahams, Coach, Sänger und Miterfinder des Crisis Classroom bei einer musikalischen Aktion mit allen  Teilnehmenden der Tagung in Ede. Foto: Antje Valentin
Darren Abrahams, Coach, Sänger und Miterfinder des Crisis Classroom bei einer musikalischen Aktion mit allen Teilnehmenden der Tagung in Ede. Foto: Antje Valentin
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Vernetzung zu Künsten und sozialer Inklusion

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Expertentreffen in Ede (NL) und Heek
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Vernetzung und Impulse im internationalen Austausch organisierten das niederländische Akoesticum und die Landesmusikakademie NRW in Kooperation mit der international tätigen Organisation „Musicians without Borders“(MwB). Die drei Partner veranstalteten die beiden Expertentreffen im Februar im Akoesticum in Ede (NL) zwischen Utrecht und Arnheim und im März in Heek. Jeweils 50 vornehmlich aus den Niederlanden und Deutschland stammende Aktive tauschten sich über Projektstrukturen, Potenziale von Kunst und Musik in Bezug auf Integration/Inklusion und die gegenseitige Stärkung und Vernetzung aus. Beide Konferenzen wurden durch das INTERREG-Programm der Euregio Rhein-Waal gefördert.

Im Fokus standen Fragen wie: Was macht Hoffnung in der verzweifelten Situationen nach einer Flucht? Wie kann das Gefühl, sich sicher und geborgen zu fühlen, gestärkt werden? Welche Mittel gibt es, um Gruppen zueinander finden zu lassen, die in Alter, Religion, Kultur und Bildung völlig differieren? Wie kann eine aufnehmende Gesellschaft offener mit dem Fremden umgehen und Vertrauen schöpfen? Hierzu gibt es zahlreiche spannende Ansätze.

Beim Treffen in Ede stellten sich vor: die „Stichting Vrolijkheid“ (Stiftung Fröhlichkeit) mit Kunstprojekten für Kinder, die sie in Asylsuchendenzentren in den Niederlanden durchführen; das Übehaus Kray aus Essen; das niederländische Netzwerk Migrantenmusikanten; das Catching Cultures Orchestra aus Utrecht; die Europäische Chorvereinigung „Europa Cantat“ mit ihrem Projekt „Sing me in“ und das Projekt „Crisis Classroom“, das aus dem Schulbus Projekt im größten französischen Flüchtlings-­camp, dem Dschungel von Calais, entstanden ist. Dr. Sandra Trienekens trug Ergebnisse ihrer Forschung zu den Themen Bürgerschaft, Diversität und Kunst vor (siehe auch: www.urbanparadoxes.nl).

Sie ermittelte fünf grundlegende Projektschritte: Jeder Mensch sollte als Talent begriffen werden, daher sind Vorurteile und übertriebene Fürsorge zu vermeiden. Menschen wählen ihre Rolle und wie sie einbezogen werden wollen, selbst. Kunst bietet eine große Chance, der Kern von Projekten zu sein. Menschen sollten so intensiv und inklusiv wie möglich einbezogen werden, hierbei stehen Meinungsverschiedenheiten einer Zusammenarbeit nicht im Weg. Die verschiedenen Kulturen können ein positives Crossover ergeben. Musikalisch wurde die Tagung durch das Duo „U´Duet“ mit den Musikern Haytham Safia (Ud) und Modar Salameh (Percussion) begleitet.

Das zweite Treffen in Heek wurde aus den Erfahrungen des ersten Treffens entwickelt. Die Projektgruppe unter Leitung von Laura Hassler (Direktorin und Initiatiorin Musicians without Borders), Judith van de Geer (Moderatorin und Coach) und den beiden Autoren dieses Artikels entschloss sich, weitere Projekte aus dem europäischen Ausland einzuladen und die Tagung noch praxisorientierter anzulegen. Vorgestellt wurden das MwB-Projekt „Welcome Notes“ aus den Niederlanden; das im Herbst 2016 frisch gegründete „El Sistema“ aus Griechenland; das in Rom beheimatete europäische Projekt „Musicians for Human Rights“ und die Arbeitsweise des in Großbritannien entwickelten „Crisis Classroom“.

Außerdem gab es Einblicke in die zahlreichen Musikprojekte für und mit Geflüchteten, die durch Mittel des Landesmusikrats NRW in Nordrhein-Westfalen ermöglicht werden. Praktisch orientierte Workshops zu Community Music mit den beiden MwB Senior-Trainern Otto de Jong (NL) und Danny Felsteiner Mekori (Israel) sowie eine Einführung in das Musiksystem des Nahen Ostens unter Leitung von Maren Lueg rundeten die Tagung ab. Sie als Saxophonistin und Ney-Spielerin und ihre Musikerkollegen George Azar (Ud und Gesang), Adnan Abdullah (Elektro-Saz/Tanbur) und Shadi Alhoush (Darabuka) als Ensemble Haman Abbiad bereicherten die Tagung mit einem Konzert. Ein mehrteiliges Feature über die Tagung in Heek wird demnächst in WDR3 gesendet. Festzuhalten bleibt: Gemeinsamkeit kann zwischen sehr unterschiedlichen Menschen wachsen, wenn in sicherer Umgebung Erfahrungen gemacht werden können, die Vertrauen, Kreativität und Freude erzeugen.

Das Erlebnis, mit anderen kreativ zu werden, ohne Bewertungen gemeinsam zu experimentieren und angenommen zu werden ist für jeden Menschen grundlegend. Die Ziele der Tagungen, wie die Gründung einer Gemeinschaft, gegenseitige Inspiration und Unterstützung und die gemeinsame Entwicklung von Strategien, werden nun weiter verfolgt. Geplant ist die Gründung eines europäischen Netzwerks zum Thema Künste und soziale Inklusion. Zudem finden zwei Trainings für professionelle Musiker zum Thema „Mit Musik Gemeinschaft erleben“ unter der Leitung der MwB-Dozenten Marion Haak-Schulenburg und Otto de Jong vom 19.-23. Juni und vom 6.-12. Dezember 2017 in Heek statt. Musicians without Borders veranstaltet vom 21.-28. Oktober 2017 ein „Training of Trainers“ im Akoesticum.

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