Bruno Seitz, Leiter der Musikschule Metzingen und Stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes der Musikschulen Baden-Württemberg, hat alle fünf Module der Mentoren-Ausbildung „gesunde musikschule®“ durchlaufen.
Auslöser waren für ihn die Schulterschmerzen, die er als Posaunist einfach nicht loswurde. So hatte die Ausbildung nicht nur Folgen für seine Musikschule, sondern auch für den Musiker selbst. Derzeit ist er der Einzige im Kollegium, der sich Mentor „gesunde musikschule®“ nennen darf, will aber durchaus jüngere Kolleg*innen motivieren, die Ausbildung ebenfalls zu durchlaufen. Selbst ist er inzwischen Dozent für die Implementierung in den Musikschulalltag und berichtet, dass die Inhalte der Ausbildung kontinuierlich angepasst und weiterentwickelt werden. In der Praxis muss dann jeder Mentor schauen, was er wie an seiner Musikschule umsetzen kann.
An der Musikschule Metzingen jedenfalls hat sich einiges getan. Klar war: Die Umsetzung darf weder mehr Stunden noch mehr Geld kosten, erklärt Seitz. Die Frage lautete also: Was können wir mit den vorhandenen Ressourcen machen? Angesprochen sind auf der einen Seite die Lehrkräfte, die gesundheitliche Probleme kennen. Da geht es zum Beispiel um das Thema Lampenfieber, um Körperhaltung oder Augentraining. Über die Stadt Metzingen können die Lehrkräfte nun zum Beispiel an VHS-Kursen teilnehmen, die sich mit Gesundheitsthemen beschäftigen.
Auf der anderen Seite geht es um die Schüler*innen – und hier vor allem um Prävention. Auch bei Schüler*innen spielt das Lampenfieber eine große Rolle. Zunächst gilt es, deutlich zu machen, dass Lampenfieber nichts Schlechtes ist, dass man aber damit umzugehen lernen sollte. Dazu werden an der Musikschule Auftrittsräume genutzt, die Schüler*innen auf die Bühne gestellt, um die Vorspielsituation zu simulieren und zu üben. Im anschließenden Gespräch soll die Lehrkraft dann herausfinden, wie es dem/der Betreffenden in der Situation erging; Methoden der Bewältigung sollen gesucht und gefunden werden. Dafür braucht es nicht viel Aufwand, sagt Seitz, und „es macht einen Mordsspaß“.
Die richtige Ernährung spielt eine Rolle, hierüber werden die Schüler*innen zum Beispiel auf Schulfesten durch regionale biologische Betriebe informiert. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Ausstattung. Normalerweise nutze die Musikschule das Inventar, das von anderen städtischen Stellen aussortiert wurde, sagt Seitz. Mit Hilfe der Paul-Lechler-Stiftung erreichte er, dass für Unterrichts- und Orchesterräume adäquate Stühle angeschafft werden konnten. Die Stiftung übernahm 50 Prozent der Kosten, den Rest zahlte die Stadt. Auch Schallschutz, Lichtsituation und Gebäudedämmung können Faktoren in Überlegungen zu Prävention sein. Hier wurden einige Änderungen vorgenommen, ohne dass ein riesiger Etat dafür eingesetzt werden musste.
Im Gespräch über das Thema Prävention hat sich herausgestellt, dass einige Lehrkräfte auf diesem Feld bereits „nebenberuflich“ tätig sind, zum Beispiel als Alexandertechnik-Lehrerin, als Masseur, als Bewegungslehrerin. Diese Kompetenzen können nun auch genutzt werden.
Seitz würde es unterstützen, dass jeder Musikschulleiter, jede Musikschulleiterin diesen Lehrgang durchläuft. Man kann vieles in diesem Bereich verbessern. „Wenn du als Lehrer erst die Schulleitung davon überzeugen musst, kostet das wieder viel Zeit. Wenn der Leiter das macht, spart man sich diesen Schritt.“