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Ein weißer Seminarraum mit Holzboden und Tisch mit mehreren arbeitetenden Menschen daran.

Neben Vorträgen gab es beim Fachtag „Gewaltprävention in der Projektarbeit“ in Limburg auch intensive Gruppenarbeit im World-Café. 
Foto: Jasmin Dorner/VdM

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Gewaltprävention in der Projektarbeit

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Fachtag im Rahmen von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ – MusikLeben 3
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Eine sichere Umgebung für Kinder und Jugendliche zu schaffen, sollte jederzeit im Mittelpunkt der Kinder- und Jugendarbeit stehen. Institutionen der kulturellen Bildung stehen hier vor besonderen Herausforderungen, gerade in Hinblick auf die Projektarbeit, wo neue Zielgruppen angesprochen werden, weitere Räumlichkeiten und Personenkreise hinzukommen. Diese Herausforderungen bestehen auch bei den „Kultur macht stark“-Projekten.

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Aus diesem Grund hat der Verband deutscher Musikschulen (VdM), der als Förderer mit dem Konzept MusikLeben 3 Bündnisse auf lokaler Ebene fördert, den Fachtag „Gewaltprävention in der Projektarbeit“ am 13. September 2024 in Frankfurt a. M. durchgeführt, um den lokalen Akteurinnen und Akteuren Hilfestellungen für die konkrete Umsetzung mit auf den Weg zu geben. 

Zur Eröffnung berichtete Dirk Mühlenhaus – stellvertretender Bundesgeschäftsführer und Projektleiter von MusikLeben 3 – über den aktuellen Stand zum Themenbereich beim Bundesverband der 2024 vom VdM herausgegebenen Arbeitshilfe „Musikschule ein sicherer Ort! Arbeitshilfe und Materialsammlung zur Erstellung eines Schutzkonzeptes“. Weiter legte er den Teilnehmenden die Workshopreihe „SAFE ACCESS TO MUSIC: Sexualisierte Gewalt und intersektionale Diskriminierung in Schutzkonzepten zusammendenken“ (weitere Information auf der VdM-Homepage www.musikschulen.de) nahe sowie die Förderung über die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) für das Programm „start2act“. Lokale Träger und Verbände der kulturellen Bildung werden in diesem Projekt dabei unterstützt, sichere Orte zu sein, in denen Kinder umfassend vor (sexualisierter) Gewalt geschützt sind.
Um Gewaltprävention in der Projekt­arbeit zu gewährleisten, ist ein umfassendes Schutzkonzept der Musikschulen notwendig. Anabel Heger, Leiterin der Musikschule Berlin-Spandau und Mitglied des Bundesvorstandes, gab als Referentin gute Einblicke in den Prozess der Erstellung eines Schutzkonzeptes an ihrer Musikschule. Hierbei wurde deutlich, dass zu den Schutzaspekten im Musikschulkontext das Mitdenken von analogen und digitalen Räumen sowie spezifische Risikofaktoren bei Konzerttourneen und Probefahrten gehören. 

Dass Prävention eine Haltung und einen Wandel der institutionellen Kultur bedeutet, wurde auch von Jens Binias betont, der als Berater und Referent bei der Hessischen Sportjugend tätig ist. Er lenkte den Blick auch auf mögliche Ressentiments hinsichtlich der Erstellung eines Schutzkonzeptes innerhalb einer Institution. Um diesen entgegenzuwirken, sei es wichtig, die Kollegschaft von Anfang an mitzunehmen, in den Prozess mit einzubeziehen und eine offene Kommunikation zu pflegen. Dieser müsse verdeutlicht werden, dass auch der eigene Schutz einen Teil der Präventionsmaßnahmen darstellt.

Bei der Erstellung eines Schutzkonzeptes ist das vielfältige Spektrum der Gewaltformen mitzudenken. Hierzu zählen Grenzverletzungen und Übergriffe, die physisch oder psychisch sein können. Nicht alle Gewaltformen haben eine strafrechtliche Relevanz, aber negative Auswirkungen auf den Körper und/oder die Psyche der Betroffenen. Dazu gehört auch die Gewalt in Form von Diskriminierung. Bianca Wambach, Expertin für Antidiskriminierung im Bildungsbereich und in Organisationen, verdeutlichte mit ihrem Vortrag die Wichtigkeit einer umfassenden Konzeption von Schutzkonzepten: diskriminierung als Gewaltform mitzudenken, sei für ein Schutzkonzept unerlässlich. Gerade im Hinblick auf die „Kultur macht stark“-Zielgruppe, die von vielfältigen Diskriminierungserfahrungen betroffen sein kann, sei dies wichtig. Das Bewusstmachen der eigenen Privilegien ist für das Reflektieren von diskriminierenden Handlungen und Strukturen essenziell und zeigt, dass Diskriminierung immer auch im Zusammenhang mit Machtpositionen steht. Der VdM hat in der bereits erwähnten Arbeitshilfe Diskriminierung als Gewaltform aufgeführt. Dies sei, laut Bianca Wambach, in keiner anderen Arbeitshilfe zu dem Thema zu finden.

Die Referierenden waren sich einig, dass es sich bei der Erstellung und auch bei der Umsetzung eines Schutzkonzeptes um einen längeren Prozess handelt. Ein Schutzkonzept wird nach seiner Erstellung stetig weiterentwickelt, denn auch die Haltung der Mitarbeitenden und die Kultur einer Institution befinden sich permanent in einem reflektierenden Wandel. Jens Binias gab den Teilnehmenden, die noch am Anfang dieser Aufgabe stehen, mit auf den Weg, einen Schritt nach dem anderen zu machen, sich mit anderen Institutionen auszutauschen und sich für den Prozess viel Zeit zu nehmen. Die Erstellung eines Schutzkonzeptes sei kein einfaches und schnell zu erledigendes Vorhaben, aber dafür ein umso wichtigeres.

Hinweis: Die nächste VdM-Fachtagung im Rahmen von „Kultur macht stark“ wird zu dem Thema „Diskriminierungssensible Projektarbeit“ am 7. und 8. November 2024 in Hamburg stattfinden. Alle Informationen hierzu unter: www.vdm-musikleben.de.

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