Im Jahr 2013 feiert die Städtische Musikschule Braunschweig als eine der ältesten bundesdeutschen Musikschulen ihr 75-jähriges Bestehen. Wenn eine Institution 75 Jahre lang den musikalischen Takt einer Stadt mitbestimmt, wächst in ihrem Umfeld ein Fundus der Erinnerungen.
Im Fall der Städtischen Musikschule der Stadt Braunschweig besteht dieser Fundus vor allem aus Regalen voller Musik: Stunden über Stunden, von Klassik bis Jazz oder Pop, in Proberäumen und auf Bühnen, gespielt von zahllosen Musikern, mal auf der Suche nach dem richtigen Ton, mal mit Virtuosität. Dazu kommt der Spaß am Entdecken des Instruments, die Nervosität vor einem Auftritt, das Hochgefühl während des Applauses. Das Jahr 2013 steht ganz im Zeichen der Musik. Das Jubiläumsprogramm zeigt die Städtische Musikschule in ihrer ganzen Vielfalt. Braunschweig ist eine Stadt mit Musiktradition: Von einem der ältesten Kulturorchester der Welt – das Staatsorchester ist weit über 400 Jahre alt – bis zum Louis Spohr Musikpreis, der international bekannte und für die Musik der Gegenwart richtungweisende Komponisten ehrt. Die Kunstform Musik in ihrer historischen Entwicklung fortzuschreiben und deren aktuelle Erscheinungsformen zu präsentieren ist dabei eines der Anliegen der Städtischen Musikschule.
Nach den Wirren des Krieges ist die Musikschularbeit in Braunschweig schnell wieder aufgenommen worden. Neue Lehrkräfte wurden angestellt, die Schülerzahl stieg schlagartig an und moderne Unterrichtskonzepte sorgten für Aufsehen. Als mit der Eröffnung der Musikhochschule Hannover die Ausbildung von Musikpädagogen und Musikern nicht mehr in Braunschweig stattfand, erhielt die Städtische Musikschule eine größere Verantwortung. Junge Menschen zu fördern, sie mit qualifiziertem Unterricht auf ein mögliches Musikstudium vorzubereiten und über das Ensemblespiel weitere Entwicklungsmöglichkeiten anzubieten wurde ein neuer Schwerpunkt der Musikschularbeit. Dabei wurde der von Paul-Friedrich Scherber (Leiter der Städtischen Musikschule Braunschweig von 1951 bis 1961) geprägte Grundgedanke der Musikschularbeit, „kein Treibhaus, sondern eine Pflanzstätte“ zu sein, weiterhin beherzigt. Die „Erweckung und Bewahrung der Freude am Musizieren“, so Scherber weiter, steht bis heute im Fokus der täglichen Arbeit. Als Projektpartner des niedersächsischen Musikalisierungskonzeptes „Wir machen die Musik!“ geschieht dies auch in Kooperationen mit Kindergärten und Grundschulen. Doch nicht nur hier werden spezielle Förderprogramme angeboten. Die Musikschule beherbergt eines von drei niedersächsischen Zentren für musikalische Hochbegabungen, das VIFF regional. Die sich anschließende Studienvorbereitende Ausbildung schlägt eine Brücke zum Studium an einer Musikhochschule.
Der Anspruch, nicht nur Ausbildungsstätte, sondern ein Faktor im Musikleben der Stadt zu sein, findet im Jubiläumsjahr einen ganz besonderen Niederschlag. Ein umfangreiches Jubiläumsprogramm mit über 50 Veranstaltungen von Alter Musik über Beat-Box-Workshops bis zum Jazz-Piano oder Sinfoniekonzert bietet Gelegenheiten zu musikalischer Begegnung ehemaliger und aktueller Schülerinnen und Schüler. Ob Sommerfest oder Festkonzert – Menschen durch Musik zu verbinden, Grenzen aufzuheben und Generationen zu verbinden, steht im Mittelpunkt des Jubiläums und der Musikschularbeit.
Zum Festakt am 5. Mai begrüßt die Städtische Musikschule neben Rednern der Stadt, des Landes und des VdM den Präsidenten der Musikhochschule Franz Liszt Weimar, Christoph Stölzl, als Festredner. Das mehrfach beim Deutschen Orchesterwettbewerb preisgekrönte Jugendsinfonie-Orches-ter der Musikschule unter der Leitung von Knut Hartmann übernimmt die musikalische Gestaltung unter anderem mit dem ehemaligen Schüler der Musikschule Volker Tessmann als Solist am Fagott. In der Jubiläums-Festschrift kommen viele Musiker zu Wort, die den Grundstein ihres beruflichen Werdegangs an der Städtischen Musikschule Braunschweig sehen: „Optimale Voraussetzungen, um wichtige Erfahrungen zu sammeln und später Berufsmusiker zu werden. Ich wünsche jedem angehenden Musiker so etwas erleben zu dürfen“, schreibt Nils Wogram, Posaunist und Echo-Preisträger.
Mit ihrem neuen Schulleiter Alexander Käberich geht die Städtische Musikschule Braunschweig in ihr Jubiläumsjahr. Sie wird frische Energie erhalten, um die Liebe zur Musik an die nächste Generation weiterzugeben und den Anforderungen einer sich verändernden Gesellschaft gerecht zu werden.