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Kompetenzzentrum für musikalische Bildung

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2009 aktualisiert: der VdM-Strukturplan „Die öffentliche Musikschule: Konzept, Aufbau und Struktur“
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Es gibt viel Bewegung in der Bildungslandschaft. Vorangetrieben wird dies durch wissenschaftliche Erkenntnisse, die neue Ansätze und Konzepte erfordern. Insbesondere im Bereich der frühkindlichen Förderung und der schulischen Bildung versuchen Länder und Kommunen, neue Wege zu gehen.

Der Verband deutscher Musikschulen (VdM) ist dabei auf dem Gebiet der musikalischen Bildung mit seinen Mitgliedschulen schon immer federführend gewesen. Beispielhaft seien nur die bereits Ende der 70er-Jahre einsetzende Entwicklung des Berufsbegleitenden Lehrgangs „Instrumentalspiel für Menschen mit Behinderung“ oder der Modellversuch „Musik verstehen – Verstehen durch Musik. Interkulturelles Lernen“ von 1982 genannt wie auch das 1990 begonnene Modellprojekt „Musikalische Erwachsenenbildung an Musikschulen“. Verwirklicht werden diese Konzepte an den 920 öffentlichen Musikschulen mit ihren rund 4.000 Standorten als wichtigste Einrichtungen der musikalischen Bildung in Deutschland. Über eine Million Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden dort von 35.000 Lehrkräften unterrichtet. Von einem ungebremsten Andrang zeugen auch zum Teil leider vorhandene Wartelisten.

Aufbau und Struktur

Im verbindlichen Grundkonzept jeder VdM-Musikschule, dem Strukturplan, werden Aufgaben, Aufbau und Struktur der öffentlichen Musikschulen eingehend beleuchtet. Öffentliche Musikschulen sind nach wie vor „Bildungseinrichtungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Sie sind kommunal verantwortete Einrichtungen mit bildungs-, kultur-, jugend- und sozialpolitischen Aufgaben“. Musikschulen sind „Orte des Musizierens, der Musikerziehung und der Musikpflege, Orte der Kunst und der Kultur und Orte für Bildung und Begegnung“, an denen „Menschen aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten, allen Generationen und verschiedenen Kulturkreisen“ zusammenkommen und voneinander lernen.

Weiter heißt es dort: „Die öffentliche Musikschule legt mit qualifiziertem Fachunterricht die Grundlage für eine lebenslange Beschäftigung mit Musik. Sie eröffnet ihren Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten zum qualitätvollen gemeinschaftlichen Musizieren in der Musikschule, in der allgemein bildenden Schule, in der Familie oder in den vielfältigen Formen des Laienmusizierens. Besonders begabte Schülerinnen und Schüler erhalten eine spezielle Förderung, die auch die Vorbereitung auf ein musikalisches Berufsstudium umfassen kann.“

Seit 1969 für alle Musikschulen im VdM verbindlich, beschreibt der Strukturplan das Konzept und den Aufbau einer öffentlichen Musikschule. 1998 zum ersten Mal aktualisiert, wurde er von der Strukturkommission des Verbandes nun neu überarbeitet und in dieser Fassung von der Bundesversammlung des VdM am 14. Mai 2009 in Berlin verabschiedet. An ihn knüpft das Lehrplanwerk des VdM systematisch an. Voraussetzung für seine Erfüllung ist die öffentliche kommunale Unterhaltsträgerschaft der Musikschulen und ihre Förderfähigkeit durch die Bundesländer.

Erweitertes Aufgabenfeld

Das Neue daran ist die viel weiter und anspruchsvoller gefasste Beschreibung und Ausrichtung der öffentlichen Musikschulen als Grundbestandteil der kommunalen Bildungslandschaft. Unter Beibehaltung ihrer Kernaufgaben, zu denen „die musikalische Grundbildung, die Breitenförderung, die Begabtenfindung und Begabtenförderung sowie gegebenenfalls die Vorbereitung auf ein Musikstudium“ gehören, ebenso wie „das Musizieren im Ensemble in Unter-, Mittel- und Oberstufe“ als regelmäßiger, systemrelevanter Bestandteil der Ausbildung an VdM-Musikschulen, sind Kennzeichen der Musikschularbeit die Zugangsoffenheit des Musikschulangebots „im räumlichen wie im sozialen Sinne“ und die Einhaltung „bundesweiter Qualitätsstandards“. Neu verankert im Strukturplan sind dabei insbesondere vielgestaltigere Zugangsmöglichkeiten, der Ausbau des Musikschulangebots durch die deutliche Differenzierung und Erweiterung der frühkindlichen Förderung im Sinne der „Musikalischen Bildung von Anfang an“. In diesem Leitlinienpapier des VdM wird als zweites wichtiges Element die Ausweitung des Angebotsspektrums öffentlicher Musikschulen in die kommunale Bildungslandschaft hervorgehoben – durch Kooperationen mit Kindertagesstätten, allgemein bildenden Schulen und weiteren Einrichtungen. Damit wandelt sich Musikschularbeit und bleibt sich doch treu: Musikschule „innen und außen“. Mit all den darin genannten und erläuterten vielfältigen Aufgaben und Wirkungsmöglichkeiten erfüllt der Strukturplan eine Leitbild-Funktion für die öffentlichen Musikschulen, denen er zudem wegweisende Perspektiven aktueller wie zukünftiger Musikschularbeit aufzeigt.

Durch die Aufnahme neuer Angebote, die zum Teil bereits an vielen öffentlichen Musikschulen praktiziert werden, wie auch durch deutliche Schwerpunktsetzungen, trägt der Strukturplan ebenfalls der aktuellen Musikschularbeit Rechnung. So gehören etwa Menschen mit Behinderung oder Mitbürger mit Migrationshintergrund schon seit vielen Jahren zur Zielgruppe der Musikschule, an die sie sich mit ihren vielfältigen, teilweise speziellen Angeboten richten. Gleich in der Einführung nennt sie der Strukturplan nun explizit als Zielgruppen der Musikschulen und misst ihnen in diesem Grundlagenpapier die gebührende Bedeutung bei. Weiter ist dort zum Thema „Integration in der öffentlichen Musikschule“ zu lesen: „Die öffentliche Musikschule ist offen für Musik und musikalische Praxen anderer Kulturen. Wenn sich unterschiedliche Kulturen hörend und beim gemeinsamen Musizieren begegnen, entsteht die Basis für Verständnis, Respekt, gegenseitige Wertschätzung und gesellschaftliche Integration.“

Enorm gestiegen ist die Bedeutung der öffentlichen Musikschulen als Kooperationspartner. Allein der zunehmende Bekanntheitsgrad von Kooperationsprojekten der Musikschulen mit Grundschulen wie „JeKi“, „JEKISS“ oder „MoMo“ zeugen davon. Dies spiegelt sich auch im Strukturplan, der dazu festhält: „Die Musikschule ist das Kompetenzzentrum für musikalische Bildung und Erziehung der Kommunalen Bildungslandschaft. Dabei können die Lernorte ihres musikalischen Bildungsangebots sowohl innerhalb der Musikschule als auch bei anderen Einrichtungen im kommunalen Kontext angesiedelt sein. Hier kommt den Kooperationen mit Kindertagesstätten, Schulen, Laienmusikvereinigungen und vielfältigen weiteren Einrichtungen und Akteuren in der Kommune besondere Bedeutung zu.“

Ebenso hat die frühkindliche Bildung – die auch Gegenstand des aktuellen, vom Bundesbildungsministerium geförderten VdM-Projektes „Musikalische Bildung von Anfang an“ ist – eine Ausweitung erfahren. Neu enthalten sind dabei Ergänzungsfächer, Programme, Kurse und Projekte wie etwa „Eltern-Kind-Gruppen“ für Kinder ab den ersten Lebensmonaten und Angebote in der Elementaren Musikpädagogik in Zusammenarbeit mit KiTas oder ähnlichen Einrichtungen als „zunehmende Praxis in der Kommunalen Bildungslandschaft“. Als Erweiterung oder Fortführung neben der „Musikalischen Früherziehung/EMP“ für die ab Dreijährigen und der „Musikalischen Grundausbildung/EMP/Singklassen“ für die ab Fünfjährigen kommen Orientierungsangebote hinzu, die in erster Linie „die gesicherte Auswahl und Entscheidung über das Fach/die Fächer für den Instrumental-/Vokalunterricht“ ermöglichen sollen.

„Kontinuität“ ist dabei genauso wie „Struktur- und Angebotsentwicklung“ Stichwort und Merkmal für den gesamten VdM-Strukturplan, der die große Aufgabenbreite und -tiefe der Musikschularbeit sowie den musikalischen Bildungsweg durch die Musikschule beschreibt. „Neue Wege in der Musikschularbeit“ war schon der Titel der bereits 1996 erschienenen VdM-Arbeitshilfe und Motto des Musikschulkongresses ’97. Neue Wege zeigt auch der neue VdM-Strukturplan für die Musikschulen auf – gemäß ihrer Bedeutung als Kompetenzzentren für musikalische Bildung und Erziehung in der Kommunalen Bildungslandschaft.

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