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Das neue Konzerthaus aus der Luft betrachtet. Foto: Lutz Leitmann
Das neue Konzerthaus aus der Luft betrachtet. Foto: Lutz Leitmann
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Neue Heimstätte für Proben und Konzerte

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Die Musikschule Bochum im neuen Bochumer Konzerthaus
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Die ganze Welt konnte im Januar die spektakuläre Eröffnung der Hamburger Elbphilhamonie medial miterleben. Ebenso spektakulär wie der Bau, war bekanntermaßen seine Vorgeschichte mit endlosen Zeitverzögerungen und immensen Kostensteigerungen. Etwas regionaler begrenzt, war die Aufmerksamkeit, die im Oktober 2016 der Eröffnung des neuen Bochumer Konzerthauses, dem „Anneliese Brost Musikforum Ruhr“, zuteil wurde. Vielleicht war das öffentliche Interesse auch deshalb geringer, weil Bau- und Kostenplanung im Großen und Ganzen eingehalten wurden? Zweieinhalb Jahre Bauzeit und 37 Millionen Euro sind eben nichts, worüber man sich aufregen könnte. Neben Geldern vom Land und von der EU wurde das Haus wesentlich durch Bürgerbeteiligung finanziert. Insgesamt kamen rund 14 Millionen Euro von privaten Spendern. Das allein ist schon eine Sensation. (siehe auch S. 17f)

Die Finanzierung durch Land und EU allerdings wäre nicht denkbar gewesen, hätte man den Bau ausschließlich für die Bochumer Symphoniker konzipiert. Diese bekamen – nach langem Kampf – nun endlich ein angemessenes Proben- und Konzerthaus. (Chefdirigent Steven Sloane hatte sich jahrelang massiv für einen solchen Bau eingesetzt.) Wichtiges Argument für die öffentliche Finanzierung war aber die Öffnung in die Breite – und wer käme da eher in Frage als die öffentliche Musikschule? Diese hat hier nun auch eine Heimstatt für Konzerte und Proben gefunden. Der „kleine Saal“ im Musikforum ist der neue „große Saal“ für die Musikschule, den diese zuvor 25 Jahre lang schmerzlich vermisst hatte. „In unserem Gebäude gibt es nur einen Saal für 80 Personen“, berichtet Musikschulleiter Manfred Grunenberg. Der kleine Saal im neuen Konzerthaus fasst 300 Besucher und ist daher sehr gut geeignet für Veranstaltungen der Musikschule. Und auch für Proben der großen Musikschulensembles steht der Saal zur Verfügung.

„Wir machen aber auch Veranstaltungen im großen Saal“, erklärt Grunenberg. Dieser fasst 960 Plätze. Als das Sinfonieorchester der Musikschule erstmals dort konzertierte, war der Saal ausverkauft. Normalerweise kann das Ensemble mit etwa 450 Besuchern rechnen. Es profitiert nun auch von der größeren Aufmerksamkeit, die die Bochumer den Veranstaltungen im Neubau schenken. Auch die Konzerte der Profis sind besser besucht als vorher, fast alle sind ausverkauft. Das hat unter anderem mit der guten Akustik des Saales zu tun. „Jetzt klingt das plötzlich toll“, freut sich Grunenberg, der auch von Lage und Architektur des Baus begeistert ist. Mitten im so genannten Bermuda-Dreieck wurde das Konzerthaus um die ehemalige St. Marienkirche herumgebaut, die saniert wurde, sich nun mitten im Gebäude befindet und als Foyer genutzt wird: sicher eine einzigartige Konstruktion.

Ein weiterer Vorteil für die Musikschule besteht in der Annäherung an die Bochumer Symphoniker. So werden derzeit gemeinsame Familienkonzerte geplant. Dafür ist die Musikschule mit etwa 10.000 Grundschülern, die sie nicht zuletzt durch die Projekte JeKi beziehungsweise jetzt JeKits erreicht, natürlich der geborene Partner. „Da intensiviert sich die inhaltliche Zusammenarbeit“, so Grunenberg. Und auch neue Formate werden entwickelt. Nicht nur das Konzert der Preisträger des Regionalwettbewerbs „Jugend musiziert“ kann nun im neuen Musikforum stattfinden. Zusätzlich gibt es im Großen Saal einen Meisterkurs für die Preisträger in der Kategorie Klavier solo mit dem Pianisten Martin Stadtfeld: ein Highlight für die jungen Musikerinnen und Musiker.

Nicht nur die „,musikalische Hochkultur“ ist in das Haus eingezogen: Das erste Konzert der Musikschule im Oktober 2016 zum Beispiel gaben Musikschüler mit Behinderungen aus der Musikschule. Und im Januar strömten 80 Kinder aus Flüchtlingsfamilien in den Kleinen Saal des Musikforums. Sie musizierten, sangen und tanzten ihre Beiträge zum Musikschulprojekt „Meine Musik – für Vielfalt, Respekt und Toleranz“ im Anschlusskonzert der Aktion. Weitere Beträge aus dem Bereich der populären Musikstile sind bereits in Vorbereitung. Im Herbst findet hier – sogar im großen Saal – der landesweite Wettbewerb „Global Music NRW“ statt. Ehemals gezielt auf „Folk“ gerichtet, orientiert er sich inzwischen in Richtung Weltmusik, inklusive Geflüchtete als Zielgruppe.

Die Musikschule ist im Konzerthaus übrigens mietfrei zu Gast. Die Dauerkosten des Hauses sind im Etat der Bochumer Sinfoniker untergebracht. Lediglich Veranstaltungskosten wie Garderobe, Einlass, Licht oder Ton muss die Musikschule tragen. „Wir haben dadurch schon Mehrkosten“, erklärt Manfred Grunenberg. „Aber es sind auch ganz andere Qualitäten in der Veranstaltung.“ Die Musikschule, das darf man wohl sagen, hat auf ganzer Linie dazugewonnen.

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