Die Conrad-Hansen-Musikschule in Lippstadt veranstaltete vom 12. bis 14. September 2008 ein Wochenende, das dem sehr selten zu erlebenden Theremin gewidmet war. Erfunden vor etwa 80 Jahren ist es der Urvater aller elektronischen Musikinstrumente und bis heute das Einzige, das berührungslos gespielt wird. Nach 1950 beinahe in Vergessenheit geraten, ist es Lydia Kavina zu verdanken, dass das Instrument heute wieder von einer wachsenden Zahl von Musikern gespielt wird. Bohuslav Martinu, Dimitri Schostakovich und Edgar Varese schrieben Kompositionen für Theremin. Seit zirka 50 Jahren oft für Filmmusiken genutzt, experimentierten seit den 70er-Jahren die Beach Boys, Led Zeppelin und Jean Michel Jarre mit den Klangmöglichkeiten des Instrumentes.
Mit der unbestritten bedeutendsten Thereministin Lydia Kavina, mit Barbara Buchholz, Carolina Eyck und Wilco Botermans konnten in Lippstadt vier der weltweit zehn professionellen Musiker begrüßt werden. Dreißig Teilnehmer aus fünf europäischen Ländern nutzen die in diesem Jahr in Europa einmalige Gelegenheit, sich in Spieltechnik und Klanggestaltung fortzubilden.
In den Workshops für Anfänger ging es um elementares Wissen und erste Übungen, um mit der rechten und linken Hand durch Beeinflussung der im Instrument erzeugten Magnetfelder Tonhöhe und Lautstärke zu kontrollieren. In drei Workshops für Fortgeschrittene konnte die Finger- und Handtechnik studiert werden, mit der ein intonationssicheres und virtuoses Spiel erst möglich wird. Improvisationen mit experimentellen Klängen und modalen Skalen sowie Soundbearbeitung mit Effektgeräten und Computern standen im Mittelpunkt weiterer Kurse. Unbestrittener Höhepunkt war die Performance des Thereminorchesters mit 16 Thereminen unter Leitung von Lydia Kavina.
Dozenten und Teilnehmer diskutierten auch über Entwicklungschancen. Die Förderung des Nachwuchses ist ein besonderes Problem, da für den Unterricht oft weite Reisen notwendig sind. Es wurde deshalb beschlossen, Lehrerfortbildungen und Workshops vor Ort anzubieten und im kommenden Jahr auch in Lippstadt erneut eine Veranstaltung zu organisieren. Während des Wochenendes konnten Theremine ausprobiert werden, auch, um Instrumente für Anfänger empfehlen zu können. Einig war man sich, dass das Instrument viele unerforschte Möglichkeiten birgt, beispielsweise in der Musiktherapie.
Nachdem viele Teilnehmer in der Lippstädter Innenstadt Solokonzerte gegeben hatten, endete „Without Touch 2.0“ mit einem Konzert. In Soloteilen lotete Wilco Botermans futuristische Klangwelten aus, Lydia Kavina begeisterte mit virtuosem Spiel und experimentellen Kompositionen, Carolina Eyck präsentierte klassische Werke und Barbara Buchholz erschuf mit Live-Loops mehrstimmige Klangfelder. Lydia Kavina und Jim Franklin, Meister der Shakuhachi, verschmolzen in einer Improvisation den Klang des Theremins mit dem der traditionellen japanischen Flöte. In Duos, Trios und Quartetten wurde die Chance genutzt, dem Publikum selten zu hörende kammermusikalische Werke zu präsentieren (Infos: www.musikschule-lippstadt.de).