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Zeit und Geld fürs kulturelle Leben

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Bürgerschaftliches Engagement in der Zivilgesellschaft, Teil I
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Bürgerschaftliches Engagement umfasst aber sowohl die Spende von Geld als auch von Zeit. Es findet klassischerweise im Vereinswesen seinen Ausdruck. In Vereinen, ganz gleich ob in Traditionsvereinen oder in Initiativen, die gleichwohl die Rechtsform von Vereinen haben können, engagieren sich Menschen durch die Spende von Zeit und mit ihrem Mitgliedsbeitrag oder Geldspenden. Eine weitere wichtige Form des bürgerschaftlichen Engagements sind Stiftungen. In der Folge der Diskussion um die Reform des Stiftungs- und des Stiftungssteuerrechts sind Stiftungen wieder vermehrt in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. In der klassischen Form der Stiftung gibt der Stifter sein Vermögen in eine Stiftung und legt mit dem Stiftungskapital die Grundlage für die Erfüllung der Stiftungsaufgaben. Dieses Stiftungskapital wird angelegt und aus seinen Erträgen werden die satzungsgemäßen Zwecke erfüllt. Eine neue Form der Stiftungen, die an Vereine angrenzen, sind die Bürgerstiftungen. Hier leisten mehrere Personen ihren Beitrag zum Stiftungskapital, das Stiftungskapital wird langsam aufgebaut und über die Verwendung der Erträge wird von einem Gremium entschieden, an dem häufig die Stiftergemeinschaft beteiligt ist.

Bürgerschaftliches Engagement und kulturelles Leben haben eines gemeinsam: Ihre Vielschichtigkeit wird vielfach nicht gesehen. Ebenso wie das bürgerschaftliche Engagement mitunter auf das Ehrenamt reduziert wird und dann in erster Linie die Wohlfahrtsverbände oder der Sportbereich in den Blick genommen werden, wird unter kulturellem Leben häufig entweder die Laienkultur in Vereinen oder aber die professionelle Kulturproduktion oder -vermittlung in den Kultureinrichtungen verstanden. Bürgerschaftliches Engagement umfasst aber sowohl die Spende von Geld als auch von Zeit. Es findet klassischerweise im Vereinswesen seinen Ausdruck. In Vereinen, ganz gleich ob in Traditionsvereinen oder in Initiativen, die gleichwohl die Rechtsform von Vereinen haben können, engagieren sich Menschen durch die Spende von Zeit und mit ihrem Mitgliedsbeitrag oder Geldspenden. Eine weitere wichtige Form des bürgerschaftlichen Engagements sind Stiftungen. In der Folge der Diskussion um die Reform des Stiftungs- und des Stiftungssteuerrechts sind Stiftungen wieder vermehrt in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. In der klassischen Form der Stiftung gibt der Stifter sein Vermögen in eine Stiftung und legt mit dem Stiftungskapital die Grundlage für die Erfüllung der Stiftungsaufgaben. Dieses Stiftungskapital wird angelegt und aus seinen Erträgen werden die satzungsgemäßen Zwecke erfüllt. Eine neue Form der Stiftungen, die an Vereine angrenzen, sind die Bürgerstiftungen. Hier leisten mehrere Personen ihren Beitrag zum Stiftungskapital, das Stiftungskapital wird langsam aufgebaut und über die Verwendung der Erträge wird von einem Gremium entschieden, an dem häufig die Stiftergemeinschaft beteiligt ist. Tradition und Emanzipation

Bürgerschaftliches Engagement beruht im Kulturbereich auf sehr alten Traditionen. Die ersten Gesellschaften und Assoziationen wurden von Bürgern zur Zeit der Aufklärung gegründet. Ihr Ziel war zumeist die Bereitstellung von Bildung und Diskussionsräumen für die gebildeten Stände in Lesegesellschaften. Sie gehören also in die Tradition der Emanzipation des Bürgertums. In der Nachfolge dieser ersten Vereine aus dem Kulturbereich erfolgten Gründungen in anderen künstlerischen Sparten wie Kunstvereine, Musikvereine oder auch Theatervereine. Ebenfalls emanzipatorische Absichten verfolgten die Arbeiterbildungsvereine oder auch Arbeiterkulturvereine. Hier ging es um die Emanzipation des vierten Stands.

Das heißt, ein Teil des kulturellen Lebens gründet auf bürgerschaftlichem Engagement.

Ein weiterer Teil des kulturellen Lebens hingegen steht in der Tradition feudaler Repräsentation. Die großen Kultureinrichtungen, also Theater, Konzerthäuser und Museen, die vor der Weimarer Republik gegründet wurden, waren in der Regel Teil der feudalen Repräsentation der jeweiligen Herrscherhäuser. So können Kleinstädte wie Weimar mit einer Bibliothek von Weltrang wie der Herzogin Anna Amalia Bibliothek aufwarten, da ein kunstsinniges Fürstenhaus Literatur förderte. Die kleinen Staaten in den deutschen Landen konkurrierten auf dem Feld der Kultur und brachten daraus eine einmalige Vielfalt und Menge an Kultureinrichtungen hervor, die sich heute in der Trägerschaft der Öffentlichen Hand befinden.

Das heißt, das kulturelle Leben in Deutschland gründet neben dem bürgerschaftlichen Engagement auf staatlicher Repräsentation und Finanzierung.

Doch wird das kulturelle Leben nicht nur von Vereinen und Stiftungen (Dritter Sektor) oder öffentlich getragenen Kultureinrichtungen (Staat) bestimmt, eine wesentliche Rolle nimmt die Kulturwirtschaft ein. Am Buchmarkt, einem sehr alten Kulturwirtschaftsmarkt, wird augenfällig, dass Kulturproduktion und -verbreitung seit Jahrhunderten eben auch marktvermittelt erfolgt. Die Tonträger- oder Filmindustrie sind junge kulturwirtschaftliche Sparten, die ebenfalls nach den Gesetzmäßigkeiten des Marktes handeln.

Das heißt, das kulturelle Leben gründet neben dem bürgerschaftlichen Engagement und dem Staat auf dem Markt.

Das kulturelle Leben wird also durch alle drei Bereiche gesellschaftlichen Lebens, den Markt, den Staat und den Dritten Sektor, geprägt. Alle drei Bereiche beruhen auf eigenen Traditionen, sind aber nicht scharf voneinander getrennt, sondern miteinander verflochten. Die Kenntnis dieser Traditionen und Wurzeln erleichtert das Verständnis des bürgerschaftlichen Engagements im Kulturbereich als Teil der Zivilgesellschaft.

Freiwilliges Engagement

Der Begriff der Zivilgesellschaft bezieht sich auf den US-amerikanischen Begriff der Civil Society. Der Begriff Civil Society wurde Anfang der 80er-Jahre in der Nachfolge der Kommunitarismus-Diskussion in Deutschland eingeführt und als Zivilgesellschaft eingedeutscht.

Unter Zivilgesellschaft oder auch Bürgergesellschaft wird zumeist das freiwillige Engagement der Bürgerinnen und Bürger in Organisationen des Dritten Sektors verstanden. Es wird damit ein Gegenbild zur vermeintlich egoistischen reinen Marktgesellschaft entworfen, in der jeder nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist. Ebenso wird Zivilgesellschaft damit vom Staat, das heißt Regierung und Verwaltung, abgegrenzt.

Die Begriffspaarung „Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft“ wäre somit eine Tautologie. Es ist aber mehr, die Begriffspaarung „Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft“ soll aufzeigen, wie sich bürgerschaftliches Engagement in der Zivilgesellschaft ausdrückt, welche Formen es annimmt und wie die Rahmenbedingungen zur Entfaltung des bürgerschaftlichen Engagements bereits aussehen oder aussehen sollten.

Engagement im Kulturbereich

Eine scharfe Trennung zwischen Markt, Staat und Drittem Sektor erfolgt in allen gesellschaftlichen Bereichen zumeist künstlich.

Ein Beispiel soll dieses verdeutlichen: Das Museum als öffentliche Kultureinrichtung ist dem Sektor Staat zuzuordnen und muss nach dessen Logik handeln, der Förderverein des Museums gehört hingegen dem Dritten Sektor an und ist dessen Organisationsstrukturen verpflichtet, der Museumsshop wiederum ist Teil der Kulturwirtschaft und agiert nach marktwirtschaftlichen Grundsätzen. Die Institutionen Museum, Förderverein und Museumsshop gehören also jeweils einem eigenen Sektor an. Nun ist bürgerschaftliches Engagement aber nicht nur im Förderverein des Museums möglich. Ebenso können Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich, das heißt freiwillig und ohne Entgelt in dem Museum Aufgaben übernehmen, wie Führungen, Kassieren, Aufsicht führen. Das heißt, im staatlich dominierten Bereich findet bürgerschaftliches Engagement statt. Ebenfalls können Bürgerinnen und Bürger im Museumsshop ehrenamtlich tätig sein, also auch hier unentgeltlich, freiwillig sich engagieren. Im Marktsektor findet also ebenfalls bürgerschaftliches Engagement statt.

Daraus folgt, dass das bürgerschaftliche Engagement über seinen eigentlichen Bereich, den Dritten Sektor, also beispielsweise Vereine und Stiftungen, hinausgehend auch in den anderen Sektoren anzutreffen ist. Diese Durchdringung der anderen Sektoren mit bürgerschaftlichem Engagement, also der Zurverfügungstellung von Geld und von Zeit, möchte ich unter den Begriff Zivilgesellschaft fassen.

In vielen Einrichtungen auch im kulturellen Leben sind über das bestehende bürgerschaftliche Engagement in Fördervereinen oder die Spende von Geld für Ausstattung und Veranstaltungen Ansätze bürgerschaftlichen Engagements in der Einrichtung selbst zu erkennen. Sie gehen darauf zurück, dass sich die Bürgerinnen und Bürger für ihre Einrichtung, ihr Museum, ihre Bibliothek einsetzen. Es gehört dazu, dass sich auch die betreffenden Einrichtungen den Bürgern öffnen und sie in ihre Tätigkeit einbeziehen.

Beispiele wie das Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau sind ermutigend. Hier sind neben 55 hauptamtlich Beschäftigen, davon viele in Teilzeit, 150 ehrenamtlich Tätige in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern aktiv.

Bessere Rahmenbedingungen

Damit auch in weiteren Kultureinrichtungen bürgerschaftliches Engagement möglich wird beziehungsweise sich Menschen dafür interessieren, wird aber mehr erforderlich sein als der Appell, mehr für die Gesellschaft zu tun.

Die Sorgen und Ängste der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen vor der Verdrängung von Freiwilligen, vor dem Verlust an Professionalität dadurch, dass ähnliche Aufgaben von Laien wahrgenommen werden, müssen ernst genommen werden. Um Reibungsverluste und Enttäuschungen zu vermeiden, muss zunächst in die Qualifikation investiert werden, und zwar sowohl in die der Hauptamtlichen als auch in die der Freiwilligen. Die Arbeitsgebiete der ehrenamtlich Aktiven müssen so definiert werden, dass sie umrissen sind und auch ausreichend Spielräume für die eigene Gestaltung bieten; feste Absprachen müssen getroffen werden.

Im Kulturbereich und hier besonders den Kultureinrichtungen ist in den letzten fünf Jahren eine bemerkenswerte Veränderung gegenüber dem bürgerschaftlichen Engagement eingetreten. War die Spende von Geld schon immer willkommen und wurde darum geworben, wird jetzt in verschiedenen Kultureinrichtungen die Spende von Zeit nicht nur geduldet, sondern begrüßt und als produktiver Teil der Arbeit eingebunden. In den jeweiligen Verbänden findet dieser Veränderungsprozess inzwischen ebenfalls seinen Niederschlag, so dass hier vorsichtige Annäherungen an ein vermehrtes bürgerschaftliches Engagement festzustellen sind.

Mit einem stärkeren bürgerschaftlichen Engagement geht einher, dass sich die Einrichtungen verändern. Bürgerschaftliches Engagement hat vielfach zur Folge, dass die Einrichtungen stärker im Bewusstsein der Bevölkerung verankert und damit auch gesicherter sind als andere Einrichtungen ohne eine vergleichbare Anbindung.

Teil II folgt in der nmz 6/00

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