Hauptbild
Fagottist Klaus Thunemann, Schirmherr des Instruments des Jahres 2012. Foto: Martin Hufner
Fagottist Klaus Thunemann, Schirmherr des Instruments des Jahres 2012. Foto: Martin Hufner
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Das Instrument des Jahres steht fest: Es ist das Fagott

Publikationsdatum
Body

Das jedenfalls ist die Meinung der der Landesmusikräte Schleswig-Holstein und Berlin, die dies am 6. Januar in der Landesvertretung Schleswig-Holsteins beim Bund verkündeten. Als Schirmherren für ihre Aktion konnten sie den wohl renommiertesten Fagottisten in Deutschland gewinnen, die Sabine Meyer des Fagotts, Klaus Thunemann. Ein Jahr lang steht das Fagott im besonderen Augenmerk der beiden Musikräte. Eine illustre Reihung von Veranstaltungen wird die Aktion flankieren. Vermutlich wird es zu einem einmaligen rekordverdächtigen Fagotttreffen in Berlin kommen. Vom 7. bis 10. Juni sind in Berlin die Fagotte los und der 1. September wird zum Tag des Fagotts erkoren. Zur schlagenden Berümtheit hat es allerdings der Ausdruck „Zippelfagottist“ im Chor Johann Sebastian Bach gebracht – Faust gegen Degen.

Das Projekt „Instrument des Jahres“ gibt es seit 2008. Klarinette, Trompete, Kontrabass und Posaune trugen den bislang den Titel. Ausgegangen ist die Initiative von Schleswig-Holstein, seit dem Kontrabass spielen auch die Berliner mit. Der Deutsche Musikrat hält sich bislang vornehm zurück, war auch nicht vertreten bei der Vorstellung. Dabei sind die Ziele dieses Projektes nicht ehrenrührig. Durch die Fokussierung auf ein Musikinstrument rückt die komplette Struktur um dieses Instrument, von der Ausbildung bis zur höchsten künstlerischen Leistung auf allen musikalischen Gebieten in den Vordergrund. Es geht um Vernetzung und Öffentlichkeit anderes. Musikalische Bildung in jeder Hinsicht bildet dabei das Zentrum der Aktivitäten. 

Gerade aber das Fagott zeigt, wie sehr auch die Musikinstrumentenhersteller und –händler miteinbezogen werden müssen. Denn dem Instrument Fagott eilt wie vielleicht sonst nur der Harfe im klassischen Orchester der Ruf voraus, ein Nischeninstrument zu sein. Dabei gehören zum klassischen Orchester wie ins Bläserquintett selbstverständlich paritätisch auch Fagotte. Aber das Instrument ist schwer an Gewicht und Anschaffungskosten. Unter 3.000 Euro geht es nicht, selbst bei einem so für günstige Produkte stehendem Instrumentenhändler wie Thomann. Und für ein Kontrafagott bekommt man gleich eine ganze Familienkutsche – wobei, zugestandenermaßen, mancher PKW besser in einem Instrument angelegt wäre. Der Kauf zum Erlernen wird so schon allein zu einem Risiko für die Familienkassen. Leihinstrumente gibt es auch über die Musikschulen. Diese gelten allgemein als ordentlich ramponiert. In Berlin gebe es beispielsweise zwar einen Topf für Neuanschaffungen, für Reparaturen ist der Satz aber auf 75 Euro pro Instrument gedeckelt. Was kann man da schon machen? Und offenbar sind auch Instrumente für die Ausbildung der ganz jungen Musiker, anders als bei Gitarren oder Celli, beim Instrumentenbau nicht so simpel: Kinderfagotte, Fagottini oder Fagonellos gelten als Mittel der Wahl, die aber musikalisch-klangliche Notlösungen bleiben (wie die bei anderen „tiefen“ Instrumenten ja auch). 

Ein anderes Problem ist die Literatur, beziehungsweise der Mangel daran. Auch hier soll das Jahr der Musik vitalisierend wirken. Kompositionswettbewerbe kann man sich allerdings nicht leisten. Der Etat für die Aktivitäten in Schleswig-Holstein umfasst 50.000 Euro, die sämtlich von außen eingeworben wurden, also sich nicht auf die Standard-Aufgaben des Musikrates auswirken. Die Literaturentwicklung sei aber insgesamt positiv zu bewerten, meint die Fagottistin und Pädagogin Ulrike Dinslake vom Berliner Organisationsteam. 

Ein bisschen im Weg stehen sich die Fagottisten möglicherweise auch selbst. Klaus Thunemann bezeichnete seine Tätigkeit augenzwinkernd als Rettungsschirmherr. Und er meinte, zu Fagottisten eigene sich eher der zurückhaltende Musikertyp. Wer etwa zu Raufereien und Grobheit neige, sei bei einem anderen Instrument besser aufgehoben. Und Thunemann wies auf einen „Widerspruch“ im deutschen Ausbildungssystem hin. Zwar gäbe es einen Mangel an Fagottistin im Laien- und Jugendorchesterbereich. Gleichwohl wären die Musikhochschulen voll besetzt – allerdings vor allem mit Musikern aus Fernost (Thunemann sprach von etwa 80 Prozent ausländischen Musikern beim Fagott). 

Instrument des Jahres 2012 - Das Fagott from Martin Hufner on Vimeo.

Zur Veranstaltung hat nmzMedia ein kurzes Interview mit dem Präsidenten des Landesmusikrates Schleswig-Holstein Klaus Volker Mader gedreht. Darstellt wird noch einmal die Idee des Instruments des Jahres sowie informative Erklärungen über die Tätigkeiten es Landesmusikrates überhaupt. 8:22 Minuten und ein Witz.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!