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Schmusejazzer West und kantiger Trommler Ost. Till Brönner und Günter Baby Sommer in Leipzig. Foto: Michael Scheiner
Schmusejazzer West und kantiger Trommler Ost. Till Brönner und Günter Baby Sommer in Leipzig. Foto: Michael Scheiner
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Spannende Begegnung: Till Brönner und Günter Baby Sommer bei den Leipziger Jazztagen

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Der Star und die Legende. Freejazzpionier und Chartstürmer. Schmusejazzer West und kantiger Trommler Ost. Till Brönner und Günter Baby Sommer. Ein Ereignis, von einigen sicher mit Vorbehalten betrachtet, aber gleichzeitig neugierig beäugt. Bei den Leipziger Jazztagen gaben die beiden den Headliner – und stellten gewohnte Abläufe auf den Kopf.

Statt der größten, spielte die kleinste Formation als letzter Bühnenact des Abends. Den Anfang machte die Big Band des NDR unter Leitung von Rainer Tempel. Die nächste Band, das Acoustic Art Ensemble mit Heimvorteil, schrumpfte auf Quartettgröße, wobei immerhin drei Ensemblemitglieder Gitarre spielten. Saxofonist Volker Schlott gab dem Ganzen viel von der notwendigen Würze, die zuweilen im virtuosen und groovenden Gitarrenspiel etwas zu wün-schen übrig ließ.

Spät dann versetzte Trompeter Till Brönner alle Skeptiker und Unkenrufer bass in Erstaunen mit einer Freiheit und Kühnheit in seinem Spiel, die vermutlich nur wenige von ihm erwartet hätten. Wachsam, zupackend und unbedingt eigenständig reagierte er auf die teils offenen, teils klaren rhythmischen Einladungen des Dresdener Schlagzeugers Baby Sommer, mal mit attackierendem Impuls, mal behutsam auslotend. Anfänglich ein wenig steif, tasteten sich die zwei schnell aneinander heran, wobei die musikalischen Ideen und Vorgaben überwiegend aus den Trommelstöcken, Schlegeln und Besen des manchmal etwas dominanten Dresdners flossen.

Technisch fulminant, griff Brönner Ideen auf, formulierte eigene Einfälle und fügte den aparten, von Witz und einer immensen Erfahrung – die weit über den Jazzrahmen hinausweist – geprägten Trommelkünsten Sommers ein leuchtendes, gelegentlich scharfkantiges Farbspiel hinzu. Spannend und erregend. Ein tolles Erlebnis. Hörenswert und zu Recht mit begeistertem Beifall bedacht. Wenn die zwei das Duo fortsetzen und Sommer künftig etwas mehr auf den Trompeter hört, wird daraus ein richtig gutes Ding.


 

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