Hamburg - Die Kulturfabrik Kampnagel - Deutschlands größtes freies Zentrum für experimentelles Theater - soll für 120 Millionen Euro saniert werden. Das teilte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) am Donnerstag mit. 60 Millionen Euro habe der Haushaltsausschuss des Bundestages für die Modernisierung bewilligt.
Seit Anfang der 1980er Jahre bietet die Hamburger Kulturfabrik Kampnagel Kunst, die berührt, überrascht und manchmal in einem Skandal endet. Hamburger Künstler sind dabei ebenso zu Gast wie Künstler aus aller Welt. Jetzt soll Deutschlands größtes freies Zentrum für experimentelles Theater für 120 Millionen Euro saniert werden. «Wir möchten hier nicht nur zeitgemäße Produktionsbedingungen schaffen, sondern diesen historischen Ort noch weiter in den Stadtteil öffnen und zu einem zentralen Ankerplatz für Produktionen aus der ganzen Welt entwickeln», sagte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) am Donnerstag.
60 Millionen Euro hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages für die Modernisierung bewilligt. Weitere 60 Millionen Euro kommen von der Stadt Hamburg. Mit dem Geld sollen die historischen Hallen, die Haus- und Bühnentechnik erneuert werden, sowie zusätzliche Räume für Proben und Künstlerwohnungen geschaffen werden. Auch der Kanal, der hinter dem Gelände fließt, soll in die Architektur einbezogen werden.
«Das historische Kampnagel-Fabrikgelände hat das Potenzial, ein weiterer architektonischer Leuchtturm in Hamburg zu werden und als Ort internationale Strahlkraft zu erlangen», sagte Intendantin Amelie Deuflhard, die Kampnagel seit 2007 leitet. Wann mit den Bauarbeiten begonnen werden soll, konnte Deuflhard nicht sagen. Der künstlerische Betrieb soll während des Umbaus jedoch weitgehend aufrechterhalten werden.
Das Pariser Architekturbüro Lacaton & Vassal hat in einer Konzeptstudie Ideen für den Um- und Ausbau der zum Teil denkmalgeschützten Gebäude und des Geländes entwickelt und die Machbarkeit der Weiterentwicklung im Bestand geprüft. Dabei soll der Charme der ehemaligen Fabrikhallen erhalten bleiben. Auf Grundlage dieses Konzepts wird es durch die ausführende Sprinkenhof GmbH eine europaweite Ausschreibung geben. Erst dann könnten Angaben zu Kosten und Zeitplan gemacht werden.
Das Kulturzentrum befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Kampnagel AG, einer Maschinenfabrik, die sich einen Namen als Hersteller von Schiffs- und Hafenkränen gemacht hatte. Nach der Schließung 1981 fiel das Gelände an die Stadt. Ursprünglich sollten die Hallen abgerissen werden, doch dagegen formierte sich Widerstand: Freie Hamburger Theatergruppen besetzten das Gelände und forderten die Stadt auf, ihnen Kampnagel als Spielstätte zur Verfügung zu stellen. Die Stadt ging auf die Forderungen ein und stellte sechs Hallen zur Verfügung, die 1998 saniert wurden.
Seitdem gibt es «auf Kampnagel» Spannendes von Hamburger Künstlern, aber auch von Stars aus aller Welt zu sehen: Internationale Choreografen wie Sidi Larbi Cherkaoui, Anne Teresa De Keersmaeker und Olivier Dubois sind mit ihren Produktionen ebenso zu Gast wie die Regisseurinnen Angela Richter und Monika Gintersdorfer, die Kollektive Ligna und Geheimagentur oder die Choreografen Antje Pfundtner und Sebastian Matthias. Besonders beliebt ist jedes Jahr das Internationale Sommerfestival, kuratiert von András Siebold.