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Haustarifvertrag sichern Jenaer Philharmonie langfristigen Erhalt +++ Fusionspläne bei Philharmonie und Opernhausorchester - Hallesche Orchester entwickeln Sparkonzept
Haustarifvertrag sichern Jenaer Philharmonie langfristigen Erhalt
Jena (ddp-lth). Die Zukunft der Jenaer Philharmonie ist auf längere Zeit gesichert. Das garantiert ein Haustarifvertrag, der zwischen dem Orchester, seinem Personalrat, der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) und der Stadt Jena vereinbart wurde. Er sei froh, dass dieser «Durchbruch» für den langfristigen Erhalt des Klangkörpers in seiner bisherigen Größe von 74 Musikern und seiner hohen Qualität gelungen sei, sagte Jenas Kulturdezernent Albrecht Schröter der Nachrichtenagentur ddp am Donnerstag auf Anfrage. Die Jenaer Philharmonie sei nun nicht nur die erste in Thüringen mit einem Haustarifvertrag. Auch bundesweit suche das Modell seinesgleichen.
Der Vertrag, der seit Oktober 2002 verhandelt worden war, muss nun vom Orchester und dem Stadtrat abgesegnet werden. Er gilt rückwirkend ab 1. Januar 2003 und endet am 31. Dezember 2005. Er sieht vor, dass die Musiker auf ihr 13. Monatsgehalt verzichten und es im Gegenzug keine betriebsbedingten Kündigungen gibt. «Damit können wir die normalen Tarifsteigerungen sichern», betonte Schröter.
Mit dem Haustarifvertrag habe die Stadt den «gordischen Knoten zerschlagen», der durch die Deckelung des Haushaltes gebunden worden war. Der beläuft sich nach Schröters Angaben auf rund fünf Millionen Euro jährlich. Etwas mehr als 1,5 Millionen Euro steuert das Land Thüringen nach einem im Oktober 2002 geschlossenen Finanzierungsvertrag bei, 2,9 Millionen Euro die Stadt. Den Rest muss die Philharmonie selbst erwirtschaften.
Nachgedacht werde auch über eine neue Rechtsform des Orchesters, etwa als GmbH in Trägerschaft eines Vereins oder als Eigenbetrieb. Das müsse letztlich in einer eigenständigen Haushaltsführung münden. Erst dann könne die Philharmonie beispielsweise nicht verbrauchte Mittel mit ins nächste Jahr nehmen oder selbst Fördermittel einwerben. Als einen ersten Schritt auf dem Weg zu mehr finanzieller Eigenverantwortung sieht Schröter das eigens für den Klangkörper eingerichtete Sonderkonto. Dort sollen künftig eingesparte und Gelder von Sponsoren sowie andere Einnahmen, etwa aus Gastspielen und CD-Einspielungen, zusammenfließen. Bisher seien diese Mittel im Gesamthaushalt der Stadt untergegangen.
(www.jena.de; www.jenaer-philharmonie.de)
Fusionspläne bei Philharmonie und Opernhausorchester - Hallesche Orchester entwickeln Sparkonzept
Halle (ddp-lsa). Das Orchester des Opernhauses Halle und das Philharmonische Staatsorchester wollen künftig in einem Verbund arbeiten. Beide Klagkörper entwickelten ein Konzept zur mittelfristigen Einsparung von rund sieben Millionen Euro, wie die Oper am Freitag in Halle mitteilte. Das entspreche einem Viertel des jetzigen jährlichen Etats von 28 Millionen Euro. Beide wollen künftig in einem Verbund arbeiten, der das künstlerische Profil beider Orchester wahrt und es ermöglicht, alle bisherigen Aufgaben im Opernhaus und im Konzertbereich wahrzunehmen. Vom Stadtrat abgesegnet sei der Plan allerdings noch nicht.
Um die Einsparungseffekte zu erreichen, ist eine schrittweise Reduzierung der Stellen von derzeit 197 Musikern in beiden Orchestern auf 152 bis 2010 vorgesehen. Um keiner Überalterung der Klangkörper Vorschub zu leisten, werde die Kürzung ausschließlich durch Ruhestandsregelungen erfolgen.
Bereits ab 1. August sollen die beiden Verwaltungen verschmolzen werden. Die Leitung übernimmt der Verwaltungschef des Opernhauses, Boris-Alexander von Sohl. Eine gemeinsame künstlerische Leitung steht 2004 ins Haus. Zu diesem Zeitpunkt enden die Verträge von Opernhaus-Orchesterchef Roger Epple und Philharmoniechef Wolf-Dieter Hauschild. Zunächst tritt Klaus Weise im Opernhaus an.
Opernhaus-Intendant Klaus Froboese sieht in dem jetzt gefundenen Modell Möglichkeiten für eine stärkere überregionale Ausstrahlung des Händel-Festspiel-Orchesters. Gastspiele könnten wahrgenommen werden, ohne den täglichen Spielbetrieb der Oper zu beeinträchtigen. Auch Philharmonie-Chef Hannes Schmidt betrachtet die Kooperation nicht als Gefahr für die geplanten Konzerte des Philharmonischen Staatsorchesters in den bedeutendsten Sälen Deutschlands. Die beiden großen Konzertreihen in der Saalestadt sowie die gut angenommenen zahlreichen Sonderkonzerte werden ebenfalls nicht beeinträchtigt.
Bei den Sprechbühnen wie dem neuen theater (nt), dem Thalia und der Puppenbühne liegen die Einsparungskonzepte noch nicht vor. Dort sollen durch Zusammenarbeit oder Zusammenführung eine Million Euro gespart werden. Die von der SPD-Fraktion des halleschen Stadtrats vorgeschlagene gemeinsame Leitung der Sprechbühnen fand wenig Gegenliebe. Das nt strebt gemeinsam mit der Puppenbühne eine Stiftung an. Das Thalia legt weiterhin Wert auf Eigenständigkeit. Ins Auge gefasst sei zunächst eine gemeinsame Vorverkaufskasse für Theaterkarten auf der Kulturinsel.