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Akademie der Künste thematisiert Kulturelle Bildung und Urheberrecht

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Berlin - Der Plakatkünstler Klaus Staeck steht weiter an der Spitze der Akademie der Künste in Berlin. Er wurde am Samstagabend mit großer Mehrheit für weitere drei Jahre als Präsident wiedergewählt. Mit dem 74-Jährigen sprach dapd-Korrespondentin Nadine Emmerich in Berlin.

 

dapd: Herr Staeck, als Sie den Posten 2006 antraten, hatten Sie sich nicht gerade aufgedrängt - nun gehen Sie in Ihre dritte Amtszeit: Ist der Posten für Sie zum Traumjob geworden?

Staeck: Nicht zum Traumjob, aber es ist eine wichtige Funktion, im Namen einer großen traditionellen Institution in wichtigen kulturpolitischen Fragen Stellung nehmen zu können. Der Künstler ist ein Individuum, das für sich arbeitet, da ist es wichtig, dass auch mal im Namen unserer 400 Mitglieder das Wort erhoben werden kann.

dapd: Bei welchem Thema ist es Ihnen derzeit am wichtigsten, das Wort zu erheben?

Staeck: Im Augenblick sind das Fragen des Urheberrechtes. Da müssen wir bei dem Standpunkt bleiben, dass der Urheber auch Schöpfer ist, der, wenn er Glück hat, von seiner Arbeit auch leben können muss. Das wird ja zunehmend infrage gestellt, vor allen Dingen durch diese neue Gruppierung, die sich Piraten nennt. Es ist wichtig, deutlich zu machen, dass das, was Künstler machen, auch Arbeit ist und nicht bloß Freizeitbeschäftigung und Hobby.

dapd: Die Diskussion um das Urheberrecht tritt ein wenig auf der Stelle. Inwiefern kann die Akademie da etwas bewegen?

Staeck: Sie kann das zuständige Bundesjustizministerium drängen, seiner Verpflichtung endlich nachzukommen und die gesetzlichen Regelungen für ein zeitgemäßes Urheberrecht zustande zu bringen. Da drängen wir öffentlich und auch intern. Wir haben laut Satzung eine Verpflichtung, die Politik zu beraten und das nehmen wir in vielfältiger Weise wahr.

dapd: Was sind neben dem Urheberrecht weitere wichtige Themen?

Staeck: Wir werden uns zunehmend dem widmen, was man unter dem Schlagwort kulturelle Bildung zusammenfasst. Der Steuerzahler finanziert uns und hat das Recht, etwas zurückzufordern. Wir gehen mit dem Projekt Kunstwelten seit Jahren in Schulen - etwa in Anklam, Bitterfeld und Freiberg - in der Hoffnung, Lust auf Kunst machen zu können. Und über Kunst ein Interesse für Demokratie zu wecken. Das ist in manchen Gegenden notwendig. Dem wollen wir uns verstärkt widmen.

dapd: Stichwort Steuergelder: Als Sie antraten, waren Sie vor allem mit Fragen wie "Was macht die Akademie eigentlich mit dem ganzen Geld?" konfrontiert. Sind diese Stimmen leiser geworden?

Staeck: Bei Amtsantritt war die Stimmung gegen die Akademie verheerend, das hat sich völlig gelegt. Die Akademie hat sich ihren Platz zurückerobert.

dapd: Sind Sie darauf am meisten stolz?

Staeck: Die Akademie besteht aus 400 Individualisten. Da ist es oft nicht einfach, salopp gesagt alle unter einen Hut zu bringen. Das ist uns in wichtigen Fragen weitgehend gelungen: Wenn es ernst wird, können wir mit einer Stimme sprechen und ernst genommen werden.

dapd: Gab es bei der Wahl keinen Gegenkandidaten, weil Sie Ihren Laden so gut im Griff haben?

Staeck: Doch, es gab in letzter Minute einen Gegenkandidaten. Aber ich wurde mit breiter Mehrheit gewählt.

dapd: Wer war der Gegenkandidat?

Staeck: Der Filmemacher Thomas Heise. Er kam in letzter Minute dazu. Was mich gefreut hat. Dadurch wurde es eine richtige Wahl und nicht bloß eine Akklamation. Es ist immer besser, man hat einen Gegenkandidaten und kann sagen: Ich wurde gewählt.

dapd: Wissen Sie schon, ob Sie 2015 noch mal ran wollen?

Staeck: Das geht schon nach der Satzung nicht. Eine Wiederwahl ist nur zweimal möglich. Aber das reicht dann wohl auch.

dapd: Wenn Sie eh nicht noch mal dürfen, zeigt ein Gegenkandidat ja auch ganz schön, dass es möglichen Nachwuchs gibt.

Staeck: Das meine ich auch, dafür habe ich immer geworben. Ich bin mit meiner eigenen Arbeit derart beschäftigt. Im Augenblick habe ich über 62 Ausstellungen in der halben Welt. Aber grundsätzlich sollte es immer Gegenstimmen geben. Es wäre furchtbar, wenn wir eine Künstlersozietät wären, in der alle die gleiche Meinung und die gleichen Vorstellungen von der Entwicklung der Akademie hätten. Jedenfalls sind wir wieder eine sehr lebendige Akademie.

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