Karlsruhe - Bei den Musikhochschulen im Südwesten soll nach Ansicht des Landesrechnungshof rund jeder sechste Studienplatz wegfallen. Die Finanzkontrolleure fordern, die Plätze an den fünf Standorten auf insgesamt 2525 zu begrenzen, wie sie am Montag in Karlsruhe mitteilten. Diese Zahl sei eigentlich schon 1998 zwischen Landesregierung und Musikhochschulen vereinbart, später jedoch permanent überschritten worden.
Durch die Begrenzung könnten die Kosten des Landes für die Musikhochschulen um fünf Millionen Euro auf knapp 40,2 Millionen Euro gesenkt werden. Für jeden Absolventen eines achtsemestrigen Bachelor-Studiengangs gebe das Land 76 000 Euro aus. Für ein Masterstudium mit vier Semestern würden 28 000 Euro anfallen.
Die Kosten pro Studienplatz ließen sich nicht wesentlich kürzen, teilte das Kontrollgremium mit. Deshalb müsse die Zahl der Plätze verringert werden, und zwar gleichmäßig an den fünf Standorten Freiburg, Karlsruhe, Mannheim, Stuttgart und Trossingen. Rund 2000 Plätze sollen auf Bachelor- und Masterstudiengänge entfallen, 500 aufs Lehramt, so ein Sprecher. Von der Schließung eines Standorts rät der Rechnungshof ab. Jede Musikhochschule habe eigene Schwerpunkte und ein besonders Profil.
Noch etwas ist der Behörde ein Dorn im Auge: Mehr als ein Viertel der Plätze werde von Studenten aus Ländern außerhalb der EU belegt. Besonders stark vertreten seien Südkorea, Japan, China und Taiwan. «Es gibt keinen vernünftigen Grund dafür, dass Baden-Württemberg rund zehn Millionen Euro jährlich für eine unentgeltliche Ausbildung von Musikern aus Staaten mit hoher wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit ausgibt», sagte Rechnungshof-Präsident Max Munding.
Das Land solle diese Plätze auf insgesamt 345 begrenzen und die jeweiligen Studenten mit 2000 Euro pro Semester an den Kosten beteiligen. Die gleichen Gebühren sollten andere Studenten beim Überschreiten der Regelstudienzeit oder bei berufsbegleitenden Studiengängen zahlen.
Wenke Böhm, dpa
Die Beratende Äußerung des Rechnungshofes enthält auch Stellungnahmen der fünf betroffenen Musikhochschulen. Dabei fällt auf, dass diese sich offenbar nicht auf ein gemeinsames Statement einigen konnten. Die großen Hochschulen Stuttgart, Freiburg und Karlsruhe geben eine gemeinsame Stellungnahme ab, aus Mannheim und Trossingen sind jeweils einzelne Reaktionen enthalten.
Die Beratende Äußerung ist auf der Homepage des Rechnungshofes verfügbar (hier der direkte link zur pdf-Datei), dazu eine zusammenfassende Pressemitteilung. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst hat für Mittwoch, den 17. Juli, zu einem Pressefrühstück eingeladen.
nmz-Red/Regensburg