Berlin (dpa/bb) - Berlin hat schon viel über die Zukunft des ehemaligen Internationalen Congress Centrums (ICC) am Funkturm diskutiert. Abreißen war ebenfalls unter den Vorschlägen. Nach dem Willen des Senats soll es zu einem Kultur- und Begegnungsort nach dem Vorbild des Centre Pompidou in Paris werden.
Das kündigte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey am Dienstag an. Noch in diesem Jahr soll ein entsprechendes Konzeptverfahren für den sanierungsbedürftigen Bau am Funkturm starten, bei dem Investoren ihre Ideen präsentieren können. «Ich hoffe sehr, dass wir auch international Aufmerksamkeit erregen mit diesem Konzeptwettbewerb», sagte die SPD-Politikerin.
Das manche an ein Raumschiff erinnernde Gebäude war einmal eines der größten Kongresszentren der Welt und eines der Aushängeschilder Berlins. Seit 2014 wird es nur noch sporadisch genutzt, der Betrieb kostet aber dennoch jährlich zwei Millionen Euro. Rot-Grün-Rot will das Dauerthema nun angehen. Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos) wies nach der Senatssitzung zum Thema darauf hin, dass nicht mit einer schnellen Entscheidung zu rechnen sei: «Man muss am Ende jedem Investor auch die Chance geben, ein gutes Konzept auf den Weg zu bringen. Da scheinen uns 18 Monate für die Dauer eines Konzeptverfahrens realistisch.» Bis der Vergabeprozess dann abgeschlossen sei, sei das Jahr 2026 schnell erreicht.
«Geplant ist, dieses Gebäude im Rahmen einer Erbbaupacht über 99 Jahre zu vergeben», erläuterte Schwarz. Die frühere Überlegung, das ICC schon vor der Vergabe an einen Investor zu sanieren, halte er für falsch. «Es ist klüger, zunächst einmal in einem Wettbewerb eine zukünftige Nutzung festzustellen und den zukünftigen Nutzer dann aufzufordern, selbst das Gebäude zu sanieren», sagte der Wirtschaftssenator. «Was bringt es, 200 Millionen Steuergelder in die Hand zu nehmen, ohne eine Idee zu haben, wie es später genutzt wird?»
Schwarz sagte, der Senat wünsche sich eine Nutzung für Kunst und Kultur, allerdings mit der Möglichkeit, auch Kongresse durchzuführen. Das sei auch ein Wunsch der Messe- und der Tourismuswirtschaft. «Wir wollen keine Shoppingmall da drin haben», betonte Schwarz - und auch keinen Casino-Betrieb. Wichtig sei aber, dass das seit 2019 unter Denkmalschutz stehende Gebäude öffentlich zugänglich sei.
Bei den Möglichkeiten der Nutzung im Detail ist für Schwarz vieles denkbar: «Der südliche Teil des Gebäudes, das Parkhaus, steht nicht unter Denkmalschutz», sagte er. Dort gebe es die Möglichkeit für einen Neubau für wirtschaftliche Nutzung. «Das könnte ein Hotel sein, das könnte auch ein Bürohaus sein», sagte der Wirtschaftssenator - oder ein Wissenschaftszentrum.
Nötig ist aus Sicht des Senats auch ein neuer konzeptioneller Ansatz: Es gebe im ICC zwischen 30 000 und 50 000 Quadratmeter Nutzfläche und 200 000 Quadratmeter Verkehrsfläche, wo nichts passiere. Es habe sich aber - etwa bei der Metropolenkonferenz im September - gezeigt, dass alternative Nutzungskonzepte möglich seien. Schwarz plädiert dafür, künftig auch Verkehrsflächen als Nutzflächen zu nutzen. «Man muss sich von der usprünglichen Idee des Gebäudes lösen.»
Im nächsten Schritt soll auf Basis der Beratungen und Absprachen vom Dienstag ein Senatsbeschluss vorbereitet werden, mit dem sich anschließend das Berliner Abgeordnetenhaus im Hauptausschuss befassen muss. Das Konzeptverfahren soll dann die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) übernehmen. Das zweistufige Konzeptverfahren könnte dann bis zum Oktober vorbereitet werden. Von November bis April 2025 wäre dann der Teilnahmewettbewerb möglich - und die Entscheidung über die Vergabe dann im Jahr 2026.
Die Metropolenkonferenz habe gezeigt, dass es großes internationales Interesse am ICC gegeben habe, sagte Giffey. Sie hoffe sehr auf «die besten Ideen weltweit», die beim Konzeptwettbewerb eingereicht werden.