Karlsruhe (dapd-bwb). Die Entscheidung des SWR-Rundfunkrats zur Fusion der beiden Orchester in Stuttgart und Freiburg stößt im Südwesten weiter auf Kritik. Die Landesmusikräte Rheinland Pfalz und Baden-Württemberg reagierten am Montag bestürzt auf den Beschluss. Sie riefen die Landesregierungen in Mainz und Stuttgart auf, alles zu tun, um den Erhalt der beiden Orchester zu gewährleisten.
Der Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) und sein Freiburger Amtskollege Dieter Salomon (Grüne) bedauerten in einem Schreiben an den SWR-Intendanten Peter Boudgoust die Entscheidung, das SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg und das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart zu verschmelzen. Sie forderten den SWR zugleich auf, beide Städte in die Entscheidung um den Standort für das verbleibende Orchester einzubeziehen.
Oberbürgermeister: Städte nicht gegeneinander ausspielen
Schuster und Salomon regten die Bildung eines Gremiums an, das Kriterien für den Orchesterstandort entwickelt. Man wolle vermeiden, dass die Interessen der Städte gegeneinander ausgespielt würden, hieß es in dem Schreiben. Vielmehr strebten die Oberbürgermeister ein faires Verfahren an, an dessen Ende es keine Sieger und Verlierern gebe, sondern eine gerechte und von allen zu akzeptierende Lösung stehe.
Die Landesmusikräte betonten, die beiden SWR-Orchester böten eine flächendeckende Möglichkeit zur Begegnung mit Hochkultur und seien musikalische Botschafter des Landes in der Welt. Zudem würden die Orchester wesentlich dazu beitragen, durch musikalische Jugendbildung die Musiktradition an die nächste Generation weiterzugeben. Nur wenn sich die zuständigen politischen Instanzen nicht wegduckten, sondern ihrer großen kulturellen Verantwortung gerecht würden, könnten die beiden Orchester noch gerettet werden.
Der Rundfunkrat hatte auf seiner Sitzung am Freitag in Mainz die umstrittene Fusion des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart und des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg beschlossen. Die Mehrheit der Mitglieder sah keine tragbare Alternative zu der Zusammenlegung. Eine solche hätte aber bis Ende September vorliegen müssen, um die Fusion abzuwenden.
Die beiden namhaften Orchester werden aus Kostengründen zusammengelegt. Bis 2020 muss der SWR 166 Millionen Euro einsparen. Das Budget der beiden Sinfonieorchester liegt dem SWR zufolge derzeit bei 20 Millionen Euro jährlich. Durch die Fusion, die für 2016 geplant ist, sollen es fünf Millionen Euro weniger werden. Mit dem Beschluss vom Freitag hat der Rat den SWR beauftragt, konkrete Schritte zur Fusion vorzunehmen.