Bonn - Das in Bonn geplante Beethoven-Festspielhaus wird vorerst nicht gebaut. Darauf einigte sich die Stadt Bonn mit der Deutschen Post, der Telekom und der Postbank, die den Bau mit rund 75 Millionen Euro finanzieren wollten. Die wirtschaftliche Situation der Stadt verlange derzeit andere Prioritäten, hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten gemeinsamen Erklärung.
Bonn müsse jetzt zunächst auf strikte Haushaltskonsolidierung setzen, zu der es aufgrund der dramatischen Entwicklung der kommunalen Finanzen keine Alternative gebe. Das umstrittene Bauvorhaben war in der Bonner Öffentlichkeit zuletzt kontrovers diskutiert worden.
Die drei in Bonn angesiedelten Großunternehmen wollten den Betrag für den Bau spenden. Für die jährlichen Betriebskosten in Höhe von geschätzten fünf Millionen Euro sollte eine Stiftung aufkommen. Vor drei Jahren hatten die im Stadtrat vertretenen Parteien dem Projekt zugestimmt, lediglich die Grünen hatten aufgrund finanzieller Bedenken dagegen votiert.
Schirmherr des Neubaus war der Dirigent Kurt Masur, der sich wie viele andere Musiker und Kulturpolitiker für das Projekt eingesetzt hatte. Der Neubau sollte an der Stelle der historischen Beethovenhalle am Rheinufer entstehen. Gegen den Abriss der Konzerthalle hatte sich aber Widerstand in der Bevölkerung geregt, so dass auch alternative Standorte geprüft werden sollten. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) wollte die Bonner Bevölkerung über das Projekt abstimmen lassen.
Bei einem von Nimptsch veranlassten Krisengespräch mit den Sponsoren wurde jetzt festgehalten, dass die Vorarbeiten für den Bau und den späteren Betrieb weitgehend abgeschlossen sind. Einzelne Risiken, zum Beispiel der Denkmalschutz der Beethovenhalle und die nachhaltige Finanzierung des Festspielhausbetriebes, könnten jedoch nicht abschließend bewertet werden.
Angesichts der angespannten finanziellen Situation der Stadt und der öffentlichen Debatte über den Kulturstandort Bonn wurde beschlossen, dass Projekt Festspielhaus zunächst nicht weiter zu verfolgen.
Stattdessen sollen die drei Unternehmen Projekte für Jugend, Bildung und Soziales fördern. Gleichzeitig entwickelt die Stadt ein umfassendes Gesamtkonzept für den Kulturstandort Bonn und die Region. Aufgrund dieses Konzepts entscheiden die Unternehmen dann über eine Kulturförderung. Hierzu könne auch die Unterstützung eines Beethoven-Festspielhauses zählen, hieß es ausdrücklich.