Bonn - Der Bonner Stadtrat hat am Donnerstagabend grünes Licht für den Bau des umstrittenen Beethoven-Festspielhauses gegeben. "Jetzt können wir mit Elan an die Realisierung gehen", sagte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) nach dem Beschluss. Er hatte die Abgeordneten zu einem Grundsatzbeschluss gedrängt, nachdem die Pläne im April 2010 vorerst gestoppt worden waren.
Der Rat beschloss zudem, dass sich die Stadt nicht an den Investitionskosten beteiligt, und der Beitrag zum Betrieb den Haushalt nicht zusätzlich belasten soll. Streitereien über den Standort und die Finanzierung hatten das Vorhaben zuletzt immer wieder infrage gestellt.
[update] - Das Konzerthaus soll rechtzeitig zum 250. Geburtstag Beethovens im Jahr 2020 errichtet werden. Als Standort wird die Rheinaue im Bonner Bundesviertel in der Nähe zum Rhein und zum Post-Tower anvisiert. Der komplett privat finanzierte Bau soll bis zu 100 Millionen Euro kosten. Zwei Entwürfe stehen noch zur Wahl.
Nach Streitereien über Finanzierung und Standort der Multifunktionshalle war das Großprojekt im April vergangenen Jahres auf Eis gelegt worden. Seitdem stand der Bau auf der Kippe. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) hatte die Abgeordneten nun zu einer Grundsatzentscheidung gezwungen. "Jetzt können wir mit Elan an die Realisierung gehen", sagte Nimptsch nach dem Beschluss.
Stadt soll Sponsoren suchen
Von den drei Großsponsoren waren zuletzt die Postbank und die Deutsche Telekom abgesprungen. Allein die Deutsche Post hat 30 Millionen Euro zugesagt. Eigentlich wollten die drei Konzerne die Kosten unter sich aufteilen. Die Stadt sieht von einer finanziellen Beteiligung am Bau weiterhin ab. Die Industrie- und Handelskammer will mit einer kürzlich gestarteten Spendeninitiative weitere 25 Millionen Euro auftreiben. Die Stadtverwaltung soll sich nach dem Ratsbeschluss um weitere Sponsoren bemühen. Die laufenden Kosten sollen zwischen Bund, Sparkasse Köln/Bonn, dem Kreis und der Stadt Bonn aufgeteilt werden.
Das Konzerthaus soll architektonisch wie akustisch höchste internationale Standards erfüllen, hieß es. In einem internationalen Architekturwettbewerb hatten sich die spektakulären Vorschläge "Der Diamant" der Britin Zaha Hadid und "Die Welle" des Luxemburger Büros Hermann & Valentiny durchgesetzt. Die aus dem Irak stammende Hadid verspricht mit Öffnungen in der Hülle ein interessantes Spiel aus Licht und Schatten im Inneren. "Die Welle" besitzt dagegen riesige Fensterflächen und soll dadurch ein lichtdurchfluteten Innenraum ermöglichen.
In dem Gebäude soll das Bonner Beethoven-Orchester musizieren und das Beethovenfest gefeiert werden. Neben weiteren Klassik-Festivals soll in dem Haus auch Jazz und Weltmusik geboten werden.
Als Standort war zunächst auch die Beethovenhalle im Gespräch. Ein Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes oder der Oper wurde aber wieder verworfen. Nimptsch hatte mit dem Stadtratvotum nach dem Finanzdesaster um das World Conference Center (WCCB) ein weiteres Debakel für die ehemalige Bundeshauptstadt am Rhein abwenden wollen.