Bereits zum 6. Mal hat die „Stiftung 100 Jahre YAMAHA e.V.“ in diesem Jahr zum BläserKlassen-Kongress eingeladen. Die jährliche Großveranstaltung fand mit 250 Teilnehmern am 31.5. und 1.6.2007 in der Stadthalle Oberursel statt. Für die Lehrerinnen und Lehrer, die ihren Musikunterricht nach dem System BläserKlasse ausrichten, bietet der BläserKlassen-Kongress ein Forum für den gegenseitigen Austausch und die Möglichkeit, sich über Neuentwicklungen von YAMAHA-Schulmusik zu informieren. Die 36 Workshops bildeten auf der 2-tägigen Veranstaltung ein breites Angebot zum Thema BläserKlasse: Modelle zur Unterrichtsgestaltung, Orchesterliteratur für Unterricht und Auftritt und vieles mehr wurden von erfahrenen, aktiven BläserKlassen-Leitern mit den Teilnehmern erarbeitet.
Mit „BläserKlasse Plus“ hat YAMAHA-Schulmusik auf diese Fragestellung eine Antwort: „BläserKlasse Plus“ sind Modelle für die Fortsetzung des Systems BläserKlassse nach zweijährigem Grundlehrgang. In ihren Eröffnungsreden gaben Michael Tankus, Leitung der Yamaha-Schulmusik und Wolfgang Feuerborn, pädagogische Leitung der Yamaha-BläserKlasse, einen Überblick über den aktuellen Entwicklungsstand von „BläserKlasse Plus“. Diese richtet sich an die BläserKlassen-Leiterinnen und -Leiter, die nach dem Grundlehrgang weitermachen möchten. Bereits hier zeigt sich eine Variationsbreite: BläserKlassen, die als Gruppe weiter bestehen, zum Beispiel im Musikverein oder an Musikschulen, BläserKlassen, die vom Musikunterricht in den AG-Bereich wechseln oder BläserKlassen, die auch in den Jahrgangsstufen 7 und folgende Musikunterricht sind. Im Unterschied zu anderen Konzepten zur musischen Erziehung von Kindern und Jugendlichen bildet die Musiziergruppe im System BläserKlasse ein Ensemble, das es auch in der Realität gibt.
Eine BläserKlasse ist ein Orchester und jeder Mitwirkende ist ein Instrumentalist. Diese Grundprämisse sollte auch in der Fortsetzung „BläserKlasse Plus“ gesetzt sein. Die Entwicklung der individuellen Instrumentalkompetenz muss also Teil der Methode bleiben. Es bleibt zu fragen, welchen Stellenwert der Instrumentalunterricht im Konzept „BläserKlasse Plus“ haben soll und wie man das organisiert.
Die Frage nach der Musiziergruppe impliziert die Frage nach der Stilrichtung, an der sich das Musizieren im Modell „BläserKlasse Plus“ orientiert. Soll sich die BläserKlasse nach dem meist zweijährigen Grundlehrgang in Richtung „Sinfonisches Blasorchester“ oder in Richtung „Big Band“ entwickeln? Stellt man den Umgang mit dem musikalischen Material ins Zentrum der Unterrichtsarbeit oder das Einüben von Stücken?
Der BläserKlassen-Kongress konnte bereits erste Einblicke und Antworten geben, da mit Peter Herbolzheimer und Toni Scholl herausragende Protagonisten der beiden Ansätze als Gastreferenten für Workshops gewonnen werden konnten.
Mit Peter Herbolzheimer konnten die Teilnehmer im eigenen Tun am Instrument erfahren, wie erfolgreicher Big-Band-Unterricht funktioniert. Gearbeitet wurde an zwei taufrischen Arrangements aus Herbolzheimers Feder, die er speziell für „BläserKlasse Plus“ eingerichtet hat und die, wie auch weitere Werke, unter dem gleichnamigen Label erscheinen sollen. Toni Scholl, Leiter des Polizeimusikkorps Baden-Württemberg, arbeitete mit Teilnehmern an Kompositionen sinfonischer Blasmusik und zeigte, wie man bereits auf dem Niveau der BläserKlassen sinfonische Klangästhetik erreichen kann.
In der Kongressarbeit wurde deutlich, worauf Michael Tankus und Wolfgang Feuerborn in ihren Eröffnungsstatements hingewiesen hatten, dass der Kongress nur erste Antworten geben kann, dass sich aber auch mit jeder Antwort wieder neue Fragen eröffnen.