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Peter Conradi, Präsident der Bundesarchitektenkammer, legte beim DAI-Tag in Leipzig einen Fünf-Punkte-Plan für nachhaltiges Bauen vor. Als zentrale Themen für Architekten bezeichnete er die demographische Entwicklung, die Zersiedlung, den Energieverbrauch, die Baustoffe und die Ausbildung:
1. Die demographische EntwicklungDas deutsche Volk schrumpft. Es werden weniger Kinder geboren, dafür leben die Menschen immer länger. Die Alterspyramide kehrt sich um. Schon jetzt stehen über eine Million Wohnungen in Ostdeutschland leer und auch in Westdeutschland gibt es schrumpfende Regionen. Auch das Schrumpfen muss geplant werden, wenn die Lebensqualität in den schrumpfenden Städten erhalten, ja verbessert werden soll. Der Neubau verliert an Bedeutung, immer wichtiger wird die Anpassung des Bestands an neue Bedürfnisse und Standards, zum Beispiel des Energieverbrauches. Und je älter die Gesellschaft, desto wichtiger wird es, von Anfang an barrierefrei zu planen und bauen.
2. Die Zersiedelung
Die Zersiedlung in Deutschland hält unvermindert an. Viele Menschen, die an sich städtisches Wohnen schätzen, denen aber Grün und Ruhe fehlen, ziehen nach wie vor aufs Land. Die Infrastruktur, die für sie geschaffen werden muss, ist teuer und treibt die Inanspruchnahme bisher landwirtschaftlich genutzter Flächen in die Höhe. Diesen Trend können wir nur umkehren, wenn wir in städtischen Wohnlagen attraktive Angebote schaffen, die den Bedürfnissen der Menschen Rechnung tragen. Ein Ansatzpunkt sind die vielen ungenutzten städtischen Brachen, die reaktiviert werden könnten. Ob Parlament und Regierung eine sinnvolle, will sagen nachhaltig wirkende Änderung der Wohneigentumsförderung, der Pendlerpauschale und des Baugesetzbuchs zustande bringen?
3. Der Energieverbrauch
Im Altbau schlummern noch große Einsparpotenziale. Wir müssen die Menschen davon überzeugen, dass sich Investitionen in den Bestand für sie dann rechnen, wenn der Energieverbrauch sinkt. Wir müssen aber auch Anreize schaffen, den herstellungs- und transportbedingten Energieverbrauch am Bau zu reduzieren.
4. Die Baustoffe
Ähnliches gilt für die Baustoffe. Alle sind sich einig, dass es sinn voll ist, Rohstoffe zu sparen und Baumüll zu vermeiden. Was aber tun, damit der hehren Einsicht auch die gute Tat folgt? Denkbar wären zum Beispiel zwingend vorgeschriebene Verwertungskonzepte oder gar Rückstellungen für die spätere Entsorgung. Das könnte die Verwendung wieder verwertbarer Baustoffe und Bauteile fördern.
5. Architektenausbildung
Nachhaltiges Bauen setzt eine hohe Planungskultur voraus, im In- wie im Ausland. Die Bundesarchitektenkammer setzt sich deshalb auf nationaler und internationaler Ebene für angemessene und nachvollziehbare Standards in der Architektenausbildung und bei der Berufsausübung ein. Wir sind Mitglied in der weltweiten Architektenorganisation UIA, die 1996 ein „Abkommen zu empfohlenen internationalen Richtlinien für die Berufsausübung des Architekten“ angenommen hat. Etwa 80 Staaten haben sich damit auf Qualitätsstandards in der Architektenausbildung und der Berufsausübung verständigt, die nunmehr weltweit gültig sind. Keine andere Berufsgruppe kann bisher ein solches Werk vorlegen. Leider entsprechen die Regelungen der deutschen Länder für die Eintragung in die Architektenlisten und für die Führung der Berufsbezeichnung bisher nicht den hohen Standards der UIA.
Conradi unterstrich: „Nachhaltiges Bauen ist nicht zuerst eine Frage planerischer Fähigkeiten und technischen Wissens und Könnens. Nachhaltiges Bauen ist vor allem eine Frage des Wollens.“
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Bundesarchitektenkammer
Dr. Claudia Schwalfenberg
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