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Der Musik-Soli soll‘s richten

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Ex-Minister Otto Schily macht einen Vorschlag
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Er habe, so merkte Otto Schily fast spitzbübisch an, auch einen Vorschlag mitgebracht – also nicht nur hehre Ideen zur antiken Sphärenharmonie und zur Gemeinschaft stiftenden Kraft der Musik. Auf Einladung der Körber-Stiftung war der frühere Bundesinnenminister Ende Januar nach Hamburg gekommen, um über ein Thema zu sprechen, das ihm sichtlich am Herzen liegt und das erahnen ließ, warum er in Gerhard Schröders Regierung einst „viel lieber Minister für Bildung und Forschung geworden“ wäre, wie er jetzt seinen Zuhörern gestand: „Musikerziehung – ein Kernelement der Persönlichkeitsbildung“.

 

Freilich hatte Schily schon als Minister des Inneren auf unkonventionelle Weise kulturpolitische Akzente gesetzt, die aufhorchen ließen. Sein Satz „Wer Musikschulen schließt, gefährdet die innere Sicherheit“ bleibt unvergessen, wiewohl ihn Schily auch jetzt noch einmal – „aus tiefer Überzeugung“ – repetierte, um ihn sodann an ein Diktum Yehudi Menuhins zu knüpfen, das wohl schon damals dem Minister die Steilvorlage gegeben hatte für das eigene Räsonnement: „Von einer Musikschule kommen gewöhnlich keine Kriminellen.“

Dass Schily, der Ruheständler, auch im vorgerückten Alter noch nichts von seinem politischen Spürsinn und seiner Pointierungslust eingebüßt hat, bewies er nun in Hamburg mit seinem Vortrag, der in einem Vorschlag gipfeln sollte, der, so Schily, „ganz gut durchdacht sein könnte“: Da er zweifle, ob die finanziellen Mittel, die der Bund in die Förderung der Kultur investiere, tatsächlich ausreichten, könnte der Solidaritätszuschlag, dessen ursprünglicher Verwendungszweck „anachronistisch geworden“ sei, künftig vollständig in einen Bildungsfond überführt werden – Mittel in Höhe von rund zwölf Milliarden Euro jährlich, die dort gut angelegt wären. Und ein Großteil der Gelder, so Schily in seiner weisen, kühnen Vision, sollte in die Musikerziehung fließen.

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