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Der Richtige

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Der pausenlose, manchmal fast schon Züge des Neurotischen annehmende Klagegesang über Kulturabbau, Etatkürzungen, Theaterschließungen, Finanznot, in dem der „Kulturmagnet“ Berlin – nicht ohne Grund und bedrängt von kulturpolitischer Verantwortungslosigkeit in allen Instanzen – inzwischen die führende Stimme übernommen hat, wird gelegentlich von angenehmeren Tönen aufgehellt, sozusagen von Moll nach Dur gewendet. Immer dort, wo sich Enthusiasmus für die Künste mit hoher Professionalität im Organisatorischen verbindet, scheint der ständig lauter knirschende allgemeine Kulturbetrieb noch einigermaßen geschmeidig zu funktionieren: Wenn Künstler, Intendanten, manchmal sogar Kulturmanager, auf dem Anspruch beharren, den Kunst und Kultur an die und für die Gesellschaft stellen. Zur Professionalität gehört dabei auch die ökonomische Verantwortung gegenüber der Gesellschaft: Mit dem zur Verfügung stehenden Geld sorgfältigst umzugehen, durch kluge Dispositionen und eigene zusätzliche Initiativen ein Maximum an künstlerischem Ertrag einzubringen.

Der pausenlose, manchmal fast schon Züge des Neurotischen annehmende Klagegesang über Kulturabbau, Etatkürzungen, Theaterschließungen, Finanznot, in dem der „Kulturmagnet“ Berlin – nicht ohne Grund und bedrängt von kulturpolitischer Verantwortungslosigkeit in allen Instanzen – inzwischen die führende Stimme übernommen hat, wird gelegentlich von angenehmeren Tönen aufgehellt, sozusagen von Moll nach Dur gewendet. Immer dort, wo sich Enthusiasmus für die Künste mit hoher Professionalität im Organisatorischen verbindet, scheint der ständig lauter knirschende allgemeine Kulturbetrieb noch einigermaßen geschmeidig zu funktionieren: Wenn Künstler, Intendanten, manchmal sogar Kulturmanager, auf dem Anspruch beharren, den Kunst und Kultur an die und für die Gesellschaft stellen. Zur Professionalität gehört dabei auch die ökonomische Verantwortung gegenüber der Gesellschaft: Mit dem zur Verfügung stehenden Geld sorgfältigst umzugehen, durch kluge Dispositionen und eigene zusätzliche Initiativen ein Maximum an künstlerischem Ertrag einzubringen.Es ließen sich als positive Beispiele viele Institutionen benennen, vom kleinen Theater in der Provinz über die „Opernhäuser des Jahres“ (Stuttgart, Graz), das Phänomen Züricher Opernhaus bis zu den großen Konzerthäusern, unter denen der Wiederaufstieg des Konzerthauses Alte Oper in Frankfurt am Main aus dem viele Verantwortliche zählenden Chaos der Vergangenheit in die „Erste Liga“ der Musentempel vor allem die Richtigkeit oben genannter Prämissen bestätigt: Es musste nur der „Richtige“ kommen, um alles zum Guten zu wenden. Dabei biedert sich Michael Hocks, im vierten Jahr Intendant der Alten Oper, in seiner Programmpolitik keinesfalls dem Publikum an: Das „Auftakt“-Festival im Herbst 2002 steht im Zeichen von Wolfgang Rihm mit einem Dutzend Konzerten und einem hochbesetzten Symposium zum Thema Rihm. Kurzporträts von Turnage und Heiner
Goebbels, Lachenmanns „Mädchen mit den Schwefelhölzern“ in einer Klang-Lichtraum-Inszenierung und der Avantgarde-Pianist Pierre-Laurent Aimard für Beethovens fünf Klavierkonzerte ergänzen das Programm.

Schließlich gibt es noch einen neuen Dirigentenwettbewerb im Zeichen Georg Soltis, einstmals Frankfurts Generalmusikdirektor. In der Jury sitzen nur Dirigenten, die ebenfalls Frankfurter Musikchefs waren und in einem Fall sind: Christoph von Dohnanyi, Michael Gielen, Gary Bertini, Sylvain Cambreling, Paolo Carignani. Frankfurt war einmal und ist es vielleicht bald wieder: Eine Erste Musikstadt, zumal sich auch die Oper unter dem neuen Intendanten Bernd Loebe zu neuen Taten rüstet. Wer hätte das ausgerechnet von Frankfurt am Main erwartet? Es haben sich wohl die „Richtigen“ an diesem Ort eingefunden.

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