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Ehepaar Pietzsch schenkt seine Kunstsammlung dem Land Berlin

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Berlin - Das Ehepaar Ulla und Heiner Pietzsch schenkt dem Land Berlin große Teile seiner Kunstsammlung. Ein entsprechender Schenkungsvertrag sei unterzeichnet worden, teilten Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und das Sammlerpaar am Freitag in Berlin mit. Die Kollektion soll den Angaben zufolge in einem geplanten Museum des 20. Jahrhunderts präsentiert werden.

Die Sammlung Pietzsch zählt zu einer der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen der Klassischen Moderne in Deutschland. Der Schätzwert der 150 Kunstwerke beträgt 120 Millionen Euro.

Den Kern der Sammlung, die das Ehepaar in mehr als 40 Jahren zusammentrug, bilden Werke des Pariser Surrealismus. Ein weiterer Akzent liegt auf Arbeiten, die die Weiterentwicklung dieser Ansätze zum Abstrakten Expressionismus in Amerika zeigen. Das Spektrum der Sammlung umfasst Werke von Salvador Dalí über Hans Bellmer bis zu Jackson Pollock, Barnett Newman, Joan Miró und Max Ernst.

Wowereit lobt «hohe Qualität»
«Dankbar und glücklich nehme ich diese großartige Schenkung entgegen», sagte Wowereit. Die Sammlung sei von einer «hohen Qualität» und von einer «seltenen inhaltlichen Stringenz», lobte er. Die Schenkung werde erst mit dem Tode von Ulla und Heiner Pietzsch wirksam. Sie sei zudem an die Bedingung gebunden, dass das Land die Werke der Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Dauerleihgabe überlasse. Die Stiftung wiederum müsse gemäß Vertrag sicherstellen, dass signifikante Teile der Sammlung ausgestellt werden.

Mit der Schenkung an das Land will Heiner Pietzsch nach eigenen Worten sicherstellen, dass «die Sammlung nicht auseinandergeht und in die Welt zerstreut wird». Sie sei über fast 50 Jahre zusammengetragen worden. «Das sind unsere Kinder», sagte er. Ihm sei es aber auch wichtig, dass die Bilder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und nicht im Depot eines Museums verschwinden. «Es wäre eine Beleidigung der Bilder, wenn ein Meisterwerk von Miró die nächsten zehn Jahre im Keller verbringen müsste.»

Anstoß zu einem Museum des 20. Jahrhunderts
Deswegen will der 80-Jährige noch zu seinen Lebzeiten Fortschritte bei der Schaffung von geeigneten Räumen sehen. Er hoffe, dass die Schenkung ein «Anstoß oder ein Durchbruch» auf dem Weg zu einem Museum des 20. Jahrhunderts sei. «Die Stadt hat ein Riesenloch, wenn dieses Museum nicht entsteht», sagte er. Es werde ein zentraler Anziehungspunkt. Viele Kunstbegeisterte würden dafür nach Berlin kommen, so wie sie nach Paris gehen, um den Louvre zu sehen oder nach New York für das Museum of Modern Art. Nach eigenen Angaben hat der gebürtige Dresdner Pietzsch auch damit geliebäugelt, die Sammlung der sächsischen Landeshauptstadt zu schenken.

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, sagte, die Schenkung ergänze die Sammlung der Nationalgalerie «in einzigartiger Weise». Sie stelle die Stiftung aber auch vor eine «riesige Aufgabe». Der Druck, ein Museum des 20. Jahrhunderts zu schaffen sei dadurch größer geworden. Es sei aber ohnehin ein logischer Schritt, da die Neue Nationalgalerie als Gebäude für die Moderne längst nicht mehr ausreichend sei.

Gemäldegalerie möglicher Standort
Parzinger zufolge könnten in dem Museum die Bestände der Neuen Nationalgalerie, die Sammlung Pietzsch sowie Teile der Sammlung im Hamburger Bahnhof zusammengefasst werden. Damit würden die Nationalgalerie und Berlin als Kulturstandort «in eine ganz neue Liga vorstoßen». Derzeit werde an Wegen gearbeitet, das Vorhaben zu realisieren. Eine Planung sei, die Gemäldegalerie im Kulturforum zum Museum für das 20. Jahrhundert zu machen. Die derzeit in der Gemäldegalerie präsentierten Werke könnten dafür in einen geplanten Erweiterungsbau am Bode-Museum auf der Museumsinsel ziehen.

Im vergangenen Jahr war die Kollektion von Gemälden und Skulpturen in der Neuen Nationalgalerie unter dem Titel «Bilderträume. Die Sammlung Ulla und Heiner Pietzsch» der Öffentlichkeit gezeigt worden. 190.000 Besucher sahen die Bilder, die bis Januar 2010 ausgestellt waren.
 

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