Hamburg - Der Abzug von Mitarbeitern auf der Elbphilharmonie-Baustelle durch den Baukonzern Hochtief überrascht die Stadt Hamburg. "Wir sind irritiert", sagte Elbphilharmonie-Sprecher Enno Isermann auf dapd-Anfrage. Das Verhalten von Hochtief könne nur als Verweigerung gedeutet werden.
Der Senat schließt darum eine Kündigung des Vertrages mit Hochtief nicht aus, wie "Die Welt" (Donnerstagausgabe) laut Vorabbericht schreibt. Die Stadt hat Projektsprecher Isermann zufolge mit einer baldigen Fortsetzung der seit November ruhenden Bauarbeiten gerechnet. Darauf hätten die jüngsten Treffen der Stadt mit dem Baukonzern hoffen lassen, sagte er.
Ein Viertel der Mitarbeiter abgezogen
Der Baukonzern Hochtief hatte auf Anfrage eingeräumt, dass er rund ein Viertel seiner Projektmitarbeiter von der Baustelle des Konzerthauses abgezogen habe. Die Baufirma bestätigte damit einen Bericht des Radiosenders NDR Info. Es handele sich um 40 bis 50 Mitarbeiter, viele davon offenbar Ingenieure.
Hochtief teilte auf Anfrage mit: "Weil der Bauablauf der Elbphilharmonie wegen zahlreicher Änderungen, ungelöster Fragen und fehlender Entscheidungen an einigen Stellen gestört ist, haben wir zahlreiche Projektmitarbeiter mit anderen Aufgaben betraut." Allerdings sollen die Mitarbeiter wieder zur Verfügung stehen, sobald die Arbeiten an dem Konzerthaus wieder aufgenommen werden.
Monatelanger Streit über Sicherheit der Dachkonstruktion
Die Bauarbeiten am Dach der Elbphilharmonie ruhen seit dem vergangenen Herbst. Die Stadt Hamburg als Bauherrin und der Hochtief-Konzern waren über die Sicherheit der Dachkonstruktion sowie über Verzögerungen und hohe Mehrkosten in Streit geraten.
Der Streit könnte in eine Vertragskündigung münden: Dies sei "unter anderem eine Alternative, die in Betracht kommt", sagte der SPD-Obmann im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Elbphilharmonie, Metin Hakverdi, der "Welt". Senatssprecher Christoph Holstein sagte dem Blatt, die Kündigung werde jedenfalls nicht ausgeschlossen.
Von den Problemen am Bau seien auch Partnerunternehmen von Hochtief betroffen, teilte der Konzern weiter mit. Man versuche jedoch, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Ob der Abzug von Mitarbeitern darauf hindeutet, dass Hochtief mit einem längeren Baustopp rechne, wollte das Unternehmen nicht kommentieren.
[update] - 23.2.: Elbphilharmonie: Hochtief macht Vorschlag für Weiterbau
Hamburg - Im Streit um die ruhenden Arbeiten an der Elbphilharmonie-Baustelle hat der Baukonzern Hochtief einen Lösungsvorschlag angeboten. Er sieht technische Nachrüstungen an der Dachkonstruktion vor, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Zudem solle wegen der späteren Kostenübernahme gerichtlich geklärt werden, ob die Nachrüstung erforderlich gewesen wäre.
Der Baukonzern meldete Sicherheitsbedenken an und hält die Nachrüstung für unabdingbar. Die Stadt als Bauherr sieht hingegen die Änderungen an der Konstruktion laut Hochtief als verzichtbar an. Der Vorschlag ermögliche den Weiterbau des Konzerthauses, sagte Hochtief-Vorstandsmitglied Rainer Eichholz. Er gehe daher davon aus, dass die Stadt zustimme.