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Titelseite der nmz 2019/12
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Ent-Bindung

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Theo Geißler zur Bundesbildungspolitik
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Eine feine Sentenz: Musik verbindet. Nur gut, dass solche These die zu verbindenden Personen, Institutionen oder Gegenstände reichlich unbenannt lässt. Sonst müssten wir jetzt auch mal auf die so genannte Große Koalition zu sprechen kommen. Sie hat sich rein klanglich vor allem durch Disharmonie profiliert. Aber auch die ist bekanntlich Klang. Und so erfreute es trotz grummelnden Gemurres des Hinterbänkler-Chores, dass eine Art bedingungsloser Grundrente gemäß des unterschriebenen Koalitionsvertrages der recht unterschiedlichen Koalitionäre CDU, CSU und SPD in Berlin zustande zu kommen scheint. Vielleicht kommt sie ja auch zahllosen unter prekären Bedingungen arbeitenden Musikern/-innen und Musikpädagogen/-innen zugute.

Als wäre eine solche Übereinkunft bereits ein Eingeständnis von Schwäche und bedürfe einer harten und klarstellenden Reaktion zumindest gewisser Bundesländer, die um ihre Souveränität bangen, radierten Bayern und gleich darauf Baden-Württemberg ihre Unterschriften unter einem anderem vertraglich vereinbarten Groko-Projekt flott aus. Im Koalitionsvertrag war vereinbart worden, einen Nationalen Bildungsrat einzurichten, der auf der „Grundlage der empirischen Bildungs- und Wissenschaftsforschung Vorschläge für mehr Transparenz, Qualität und Vergleichbarkeit im Bildungswesen vorlegen“ sollte. Der Bildungsrat sollte die gesamte Bildungsbiografie in den Blick nehmen, sein Vorbild sollte der Wissenschaftsrat sein. Über die Mandatierung, Zusammensetzung, institutionelle Anbindung und Ausstattung sollten Bund und Länder gemeinsam entscheiden.

Nix da, jodelte es aus München. Und das klingt dann aus dem Mund des Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) so: „Wir glauben einfach nicht an die Zukunft dieser Idee. Es war ein nett gemeinter Versuch, das mal zu probieren. Aber es ist letztlich auch ein Widerspruch zu der föderalen Bildungsverfassung, die unser Deutschland hat.“ Dass in Berliner Ministerien entschieden werde, was in bayerischen oder Bremer Schulzimmern stattfinde, das sei „zum Scheitern verurteilt“. Jeder dürfe von Bayern profitieren, „aber dass wir von Berlin aus das übergestülpt bekommen und am Ende ein – wahrscheinlich – Berliner Abitur auf niederem Niveau für alle in Deutschland bekommen, das kann man den bayerischen Schülerinnen und Schülern nicht zumuten.“ Und im ländlichen Maultaschen-Ausliefern geübt, zogen die Schwaben gleich nach – Unterschrift hin, Koalitionsvertrag her. In der Einschätzung depperter Saupreißen ist man sich ohnedies einig.

Nun wirkt es so, als würden so manche Landesfürsten, durch europäisches oder Bundesrecht gewisser Machtpositionen an ihren Grenzen enthoben, krampfhaft nach neuen Grenzmauern suchen. Bildung, geschweige denn musikalische, hatte da noch nie als wirksamer Beton gegolten. Jetzt aber scheint sie zu taugen, egal was Familien, speziell ihre Kinder, die von Frankfurt nach Stuttgart oder von Köln nach Nürnberg ziehen wollen, aufgrund unterschiedlicher Lehrpläne (von schwer verständlichen Dialekten ganz abgesehen) für Torturen erleiden. Was soll’s, mia san mia – und die Musi spuit dazua.

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