Das Hurricane- oder Deichbrand-Festival sind überregional bekannt. Doch zwischen Harz und Nordsee gibt es auch Dutzende kleinere Festivals. Deren Veranstalter sehen die Zukunft düster.
Hannover - Weil es keine spezielle Förderung des Landes Niedersachsen mehr gibt, sieht der Verband Klubnetz die Existenz zahlreicher Musikfestivals zwischen Harz und Nordsee gefährdet. Im Jahr 2022 gab es demnach noch Corona-Hilfen vom Bund, im vergangenen Jahr habe das Land 50 Millionen Euro Ausfallversicherung für Kulturveranstaltungen bereitgestellt. Im vom Landtag verabschiedeten Haushalt für 2024 seien dagegen keine Gelder für popkulturelle Festivals vorgesehen.
Dies werde selbst bei gleichbleibendem, meist ehrenamtlichen Engagement Einschränkungen bedeuten, sagte Hannah Keller, Sprecherin von Klubnetz der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. Der Verein vertritt mehr als 60 Konzertveranstaltende, rund 30 niedersächsische Festivals und gut 30 Spielstätten. Ihre Organisatoren haben auch mit Kostensteigerungen und Personalmangel zu kämpfen.
Das niedersächsische Kulturministerium teilte auf dpa-Anfrage mit, dass es über die Projektförderung im Bereich Musik auch Festivals unterstütze. In diesem Jahr seien für Projektförderungen eine halbe Million Euro eingeplant. Das Ministerium stehe in engem Austausch mit dem Klubnetz, viele Festivals hätten sich bereits etwa durch Anpassungen des Programms den geänderten Bedingungen anpassen können.
Keller sagte dagegen: «Aufgrund fehlender Unterstützung des Landes mussten schon im letzten Jahr einige Festivals absagen, wie zum Beispiel das Lunatic-Festival in Lüneburg oder das TabulaRaaza-Festival bei Oldenburg.» Auch das «Hell over Halen Festival» in Emstek-Halen sei 2023 ausgefallen und finde dieses Jahr deutlich kleiner statt als bisher.
Nach Angaben des Vereins gibt es ein Förderprogramm für Festivals vom Bund: Insgesamt würden fünf Millionen Euro vergeben - allerdings seien bereits Förderanträge in einem viel höheren Umfang gestellt worden. Städte und Gemeinden helfen den Veranstaltern laut Keller meist mit geringen Gebühren für Anträge oder Geländemieten, hätten aber in der Regel keinen weiteren finanziellen Spielraum.
Im Vergleich zu Musikschulen, Bibliotheken, Theater oder Museen hätten es freie Träger und insbesondere junge Festivals generell schwer, finanzielle Unterstützung zu erhalten, beobachtet die Sprecherin von Klubnetz. Dabei leisteten sie ebenso wie Clubs einen «bedeutenden Beitrag zur kulturellen Vielfalt, regionalen Demokratieförderung und regionalen Wirtschaft». Dies habe auch eine Studie ergeben.
In Niedersachsen klagen Kulturinstitutionen immer wieder über zu geringe Unterstützung des Landes. Laut dem Kulturfinanzbericht 2022 wurde im Jahr 2020 in den Flächenländern vom Staat durchschnittlich 127,40 Euro pro Einwohnerin und Einwohner für Kultur ausgegeben. In Niedersachsen waren es nur 85,44 Euro pro Kopf, der zweitschlechteste Wert nach Rheinland-Pfalz (71,63 Euro).