Wohl kaum ein Arbeitgebervertreter kämpft so engagiert gemeinsam mit seinen Tarifgegnern für die gleiche Sache wie der Geschäftsführer des Deutschen Bühnenvereins (DBV). Das liegt an der Materie, um die es geht und die niemanden, der mit ihr zu tun hat, kalt lässt: das Theater. Das liegt aber auch an der Person Rolf Bolwin, der sich seit nunmehr 20 Jahren mit Herz und Verstand für kulturelle Belange einsetzt und – ganz im Sinne von Kulturakteuren und -nutzern – gegen Abbau oder Einsparungen im Theaterbetrieb kämpft.
Es herrscht durchaus nicht immer eitel Sonnenschein und Friede, wenn der Vertreter der Arbeitgeberseite mit den Künstlergewerkschaften um Tarife und Arbeitsbedingungen ringt. Wäre dies so, hätte er wohl kaum im Januar sein 20-jähriges Dienstjubiläum feiern können, zu welchem die nmz herzlich gratuliert.
Aber in vielen Situationen hat Bolwin gezeigt, dass es ihm nicht um sture Durchsetzung von Arbeitgeberansprüchen, sondern vor allem um den Erhalt eines lebendigen Theaterlebens geht. „Kunst steht für Kreativität und Phantasie, für Reflexion und Diskurs. Will eine Stadt im öffentlichen Raum auf all dies nicht verzichten, muss sie ihre Kultureinrichtungen erhalten, also auch weitgehend finanzieren“: Dieses Credo, geäußert im nmz-Interview (Ausgabe 11, 2005), gilt heute sicher mehr denn je. In diesem Gespräch definierte Bolwin auch den Verband, den er seit 20 Jahren leitet: „Der Bühnenverein ist ja zunächst einmal ein Kulturverband, der sich für den Bestand und die Fortentwicklung seiner Theater und Orchester einsetzt. Erst in zweiter Linie ist er Tarifpartner.“
Dazu passt, dass er in seiner Festrede anlässlich des 50. Jubiläums der Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer (VdO) „starke Künstlergewerkschaften“ forderte, denn: „Wir haben ein gemeinsames großes Anliegen: den Erhalt unserer Stadttheater.“ Wo nach wie vor viele Theater gefährdet sind, unverhältnismäßige Kürzungen, Fusionen oder gar Schließungen befürchten müssen, darf man sich über den Kultur-Menschen Rolf Bolwin an eben dieser Position gerne einmal freuen.
Der heute 61-jährige Jurist war von 1982 bis 1991 im Justiziariat des Deutschlandfunks tätig, bevor er zum Bühnenverein wechselte. In den zwanzig Jahren seiner Dienstzeit war er unter anderem an der Zusammenführung der Tarifverträge für das künstlerische Personal im Normalvertrag Bühne beteiligt. In Bolwins bisherige Amtszeit fiel zudem die Einführung des Deutschen Theaterpreises „Der Faust“, der 2011 bereits zum sechsten Mal verliehen wurde. (Siehe auch Seite 14.)