Berlin - Das Goethe-Institut will Europa wieder stärker in den Fokus seiner Arbeit rücken. «Wir müssen die kulturelle Arbeit in Europa stärken, um künftig auf die Veränderungen in der Welt glaubhaft reagieren zu können», sagte Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Instituts, am Mittwoch in Berlin. Im Mittelpunkt der europäischen Zusammenarbeit müssten wieder verstärkt Menschen stehen und nicht Kommissionen. Im Frühjahr will das weltweit tätige Kulturinstitut deshalb eine neue Europa-Konzeption vorstellen.
Lehmann wertete es als «positives Signal», dass die schwarz-gelbe Bundesregierung die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik «als tragende Säule der deutschen Außenpolitik» in den Koalitionsvertrag aufgenommen habe. Für den Bundeshaushalt 2010 gehe er davon aus, dass die Zuschüsse für das Institut stabil bleiben und keine größeren Einsparungen anstehen. Das Gesamtbudget habe im vergangenen Jahr etwa 291,1 Millionen Euro betragen. Das Auswärtige Amt habe die Arbeit mit etwa 228,5 Millionen Euro unterstützt, gut 62,6 Millionen Euro seien aus eigenen Einnahmen, Spenden und Drittmitteln finanziert worden.
Nach Angaben des Instituts lernten an den 136 Goethe-Instituten im Ausland im vergangenen Jahr rund 184 500 Menschen die deutsche Sprache. An mehr als 4600 Kulturprojekten hätten sich zudem über 18,6 Millionen Besucher beteiligt. Neue Institute wurden unter anderem im russischen Nowosibirsk und in der angolanischen Hauptstadt Luanda eröffnet. 2010 werde unter anderem das «Deutschland-Jahr» in Vietnam im Zentrum der Arbeit stehen.
Die Reform des Instituts mit einer stärkeren dezentralen Ausrichtung der Arbeit ist laut Lehmann umgesetzt und werde «gelebt». So sei in der Berliner Zentrale heute rund ein Viertel weniger Stammpersonal beschäftigt. Lehmann appellierte zugleich an die deutsche Kulturpolitik, nicht an der kulturellen Infrastruktur in den Kommunen und Ländern zu sparen. «Die Vielfalt, Qualität und Lebendigkeit unserer Kultur ist die Basis unseres Erfolges im Ausland», sagte der Präsident des Goethe-Instituts.