Hamburg soll dank einer Schenkung des Milliardärs Klaus-Michael Kühne eine neue Oper in der Hafencity bekommen. Musiker sind begeistert, der Denkmalverein hält an seiner Kritik fest.
Die Entscheidung für den Neubau einer Oper in der Hamburger Hafencity hat bei den Kulturschaffenden der Stadt ein positives Echo ausgelöst. «Als wir vor ein paar Jahren die Idee eines neuen Opernhauses zur Sprache brachten, spürte ich grundsätzliches Interesse, doch - wie oft bei solchen großen, visionären Projekten - mussten erst Türen aufgehen und Bilder in den Köpfen entstehen, damit es jetzt losgehen kann», sagte Hamburgs Generalmusikdirektor Kent Nagano (73).
Nagano von Plänen für neue Oper «sehr berührt»
Dass nun gegen Ende seiner Amtszeit Pläne für ein neues Opernhaus gemacht werden, berühre ihn sehr. «Wieder einmal sorgt bürgerliches Engagement in Zusammenarbeit mit der für Neues aufgeschlossenen Politik für eine starke Bewegung im Sinne der Kultur», sagte der 73-Jährige. Nun gehe es darum, das neue Haus zu formen, äußerlich und innerlich, und mit Leben zu füllen.
Am Freitag hatten sich die Stadt und die Stiftung des Milliardärs Klaus-Michael Kühne (87) darauf geeinigt, eine neue Oper auf dem Baakenhöft in der Hafencity zu bauen. Kühne hatte angekündigt, für den Neubau bis zu 330 Millionen Euro zu geben. Die Stadt stellt das Grundstück zur Verfügung und kümmert sich um die Infrastruktur. Das traditionsreiche und denkmalgeschützte Operngebäude an der Dammtorstraße soll danach anderweitig kulturell genutzt werden.
Für die Leitung der Hamburgischen Staatsoper ist der Bau eines neuen Opernhauses «ein starkes und zukunftsorientiertes Bekenntnis zu unserem Theaterbetrieb und seinen verschiedenen künstlerischen Sparten». Es sei eine bedeutende Aufgabe, am Baakenhöft Teil einer neu entstehenden Urbanität zu werden und dabei die Identität einer nahezu 350-jährigen Tradition in einen jungen Stadtteil einzubringen. «Diese Verbindung von historischer Kontinuität und urbaner Erneuerung eröffnet zahlreiche Möglichkeiten, sowohl kulturell als auch gesellschaftlich neue Akzente zu setzen», hieß es.
Kratzer: «Großartiges und motivierendes Aufbruchssignal»
Regisseur Tobias Kratzer, der mit Beginn der nächsten Saison neuer Intendant der Staatsoper wird, ist von dem neuen Opernhaus begeistert. «Dass mein Amtsantritt zur Saison 2025/26 mit den Planungen zu einem neuen Opernhaus für Hamburg zusammenfällt, ist für mich ein großartiges und motivierendes Aufbruchssignal, ein klares Bekenntnis auch der Stadt Hamburg für die Zukunft ihrer Oper», sagte Kratzer dem «Hamburger Abendblatt».
Der israelische Dirigent Omer Meir Wellber, ab Herbst neuer Generalmusikdirektor und Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters, jubelte: «Was für ein Auftakt! Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand wie Herr Kühne mit seiner großzügigen Spende die immense Bedeutung von Kultur, Musik, Oper und Emotionen würdigt und an die Gesellschaft zurückgibt. Es erfüllt mich mit großer Freude und Dankbarkeit, diese Vision zusammen mit dem Philharmonischen Staatsorchester und unserem Team in der Staatsoper zu gestalten.»
Hamburger Denkmalverein hält an seiner Petition fest
Der Hamburger Denkmalverein hält dagegen an seiner Petition zum Erhalt der alten Oper fest. «Der Senat hat verkündet, dass die bestehende Staatsoper zwar nicht mehr als Oper, aber als Theater weitergenutzt werden soll», teilte der Denkmalverein mit. Die Umnutzung eines denkmalgeschützten Gebäudes erfordere immer einen Umbau und damit Eingriffe in die denkmalgeschützte Substanz. «Das Baudenkmal Staatsoper ist durch die Entscheidung des Neubaus auf dem Baakenhöft somit gefährdet», hieß es.
Dies gelte umso mehr, als das Gebäude zukünftig von kommerziellen Betreibern genutzt werden soll, hieß es weiter. Die Gründung einer weiteren staatlichen Theaterstätte in Hamburg sei jedenfalls von den Senatsvertretern ausgeschlossen worden. «Die vom Senat behaupteten Sanierungskosten von einer Milliarde Euro oder mehr entbehren jeder Grundlage, Vergleiche mit Opernprojekten in anderen Städten führen hier nicht weiter», hieß es.
Auch der Hamburger Steuerzahlerbund und die Linksfraktion hatten das Projekt kritisiert. «Das Mäzenatentum wurde schon bei der Elbphilharmonie beschworen und nicht gehalten», sagte Norbert Hackbusch von der Linksfraktion. «Für den Neubau braucht es klare Aussagen, was mit dem bisherigen Standort passiert.» Die Innenstadt könne eine weitere wichtige Verlagerung in die Hafencity nicht vertragen.