Hamburg - Für den neuen Hamburger Kultursenator Carsten Brosda (SPD) spielt die Kultur eine immer wichtigere Rolle für die Gesellschaft. «Wir kommen in eine Zeit, in der sich die gesellschaftliche Debatte wieder zunehmend um Sinn- und Orientierungsfragen drehen wird und damit Themen der Kultur offensichtlich stärker mit in den Fokus geraten», sagte der Politiker im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
«Wir hecheln weniger nach der tagesaktuellen Nachricht, weil wir da gar nicht mehr hinterherkommen, sondern fragen uns viel grundsätzlicher: Was organisiert eigentlich Zusammenhalt? Was gibt Sinn und Orientierung in der Gesellschaft?»
Dazu könne die Kultur einen wichtigen Beitrag leisten. «Soziologisch vereinfacht kann man moderne Gesellschaften in vier Subsysteme einteilen. Salopp formuliert: Ökonomie sorgt dafür, dass wir was zu essen haben, Politik sorgt dafür, dass wir Regeln und Entscheidungen haben, Familie und Partnerschaft sorgen dafür, dass Werte vermittelt werden, und Kultur ist dafür da, gesellschaftlichen Sinn zu produzieren. Auch wenn das vielleicht etwas holzschnittartig ist: Es ist schon so, dass wir immer, wenn die Frage kommt, was uns eigentlich zusammenhält, bei der Kultur landen», sagte Brosda.
Das spiegele sich auch in der Hamburger Kulturszene wider: Das Thalia Theater habe die Spielzeit mit dem Stück «Wut/Rage» von Elfriede Jelinek und Simon Stephens eröffnet, das Schauspielhaus mit «Hysteria», inszeniert von Karin Beier. «Das, womit sich die Gesellschaft beschäftigt, kommt auch in der Kultur an, und Kultur liefert hier Deutungsangebote», meinte der 42-Jährige. Auch in der Bildenden Kunst und an der Staatsoper mit der aktuellen Inszenierung von Alban Bergs «Lulu» gehe es um tiefergehende und fundamentale Fragen des menschlichen Zusammenlebens und ihre fortwährende neue Ausdeutung. «Es gibt offensichtlich Gründe, tiefer zu schürfen, und das brauchen wir gerade jetzt», sagte Brosda.
Mit der Eröffnung der Elbphilharmonie Anfang Januar herrsche in Hamburg ein unglaublicher Aufbruchsgeist. «Diese Aufmerksamkeit, die die Elbphilharmonie auf sich zieht, wollen wir für die gesamte Breite der Kulturlandschaft in der Stadt nutzen», sagte Brosda. Neben dem Festival Theater der Welt im Mai sei das Deutsche Hafenmuseum ein wichtiges Projekt in den kommenden Jahren.
Brosda ist Nachfolger von Barbara Kisseler (parteilos), die im Oktober gestorben ist. Er ist gelernter Journalist und promovierter Kulturwissenschaftler. Seit 2011 leitete er das Amt Medien in der Hamburger Senatskanzlei, seit März 2016 war er bereits Staatsrat in der Hamburger Kulturbehörde.