Staats- und Kulturminister Rainer Robra: Sachsen-Anhalts Kulturetat soll um 20 Prozent wachsen +++ Zwei Millionen Euro Landeshilfe für Kulturveranstalter in Niedersachsen ausgezahlt +++ Ministerin Klepsch optimistisch - Sachsens Kultur im Aufschwung
Sachsen-Anhalts Kulturetat soll um 20 Prozent wachsen
Magdeburg - Sachsen-Anhalts Kulturlandschaft kann für das kommende Jahr mit deutlich mehr Geld rechnen. Im Vergleich zum Kulturetat des laufenden Jahres sei ein Plus von 20 Prozent auf dann 206 Millionen Euro geplant, erklärte Staats- und Kulturminister Rainer Robra (CDU) am Mittwochabend in Magdeburg. Er erklärte, dass es zum einen Nachholbedarf gebe. Zudem müsse sichergestellt werden, dass Bundesgeld nicht verfalle, welches vom Land kofinanziert werden müsse. Derzeit wird der Haushalt für das kommende Jahr im Landtag beraten. Im Dezember soll er beschlossen werden.
Deutlich mehr Geld als bislang sollen den Plänen zufolge die neun kommunal getragenen Theater und Orchester bekommen, an deren Finanzierung sich das Land beteiligt. Das Plus liege bei 5,4 Millionen Euro, so Robra. Das Land plane vorbehaltlich des Landtagsbeschlusses 49,8 Millionen Euro ein. «Alle Häuser kriegen mehr.» Für die großen Häuser in Magdeburg, Halle und Dessau-Roßlau seien es jeweils 770 000 Euro mehr als in diesem Jahr, für das Theater Stendal 250 000 Euro und für das Theater Eisleben 200 000 Euro.
Das Harztheater, vormals Nordharzer Städtebundtheater, erhält eine Million Euro mehr. Hintergrund ist laut Robra, dass die kommunalen Träger dieselbe Steigerung zugesagt hätten. Ende Mai hatte es eine Debatte um die Zukunft des Theaters gegeben, weil aufgrund von gestiegenen Energie-, Sach- und Personalkosten ein Zwei-Millionen-Euro-Defizit erwartet wurde. Die Träger erklärten, ein solches Defizit ab dem kommenden Jahr nicht mehr allein ausgleichen zu wollen und forderten vom Land mehr Geld. Zugleich stand im Raum, ob die 35 Stellen des Orchesters erhalten bleiben könnten.
Alles in allem sind Staats- und Kulturminister Robra zufolge für die kommenden fünf Jahre 276 Millionen Euro Landesmittel im Rahmen der neuen Theater- und Orchesterverträge eingeplant. Enthalten ist für die Jahre 2024 bis 2026 eine Dynamisierung der jährlichen Mittel um drei Prozent von Seiten des Landes sowie der kommunalen Träger. In den Jahren 2027 und 2028 soll die Dynamisierung bei jeweils zwei Prozent liegen. «Damit wollen wir die Planungssicherheit der Häuser erhöhen», sagte Robra weiter. Die Zahl der Beschäftigten werde nicht mehr infrage gestellt. Die Reaktionen aus den Häusern beschrieb Robra als «zufrieden bis glücklich». Er strebe an, die Theater- und Orchesterverträge noch vor Jahresende abzuschließen.
Auf den Weg gebracht sind in Sachsen-Anhalt ein großes Sonderinvestitionsprogramm von Bund und Land in Höhe von 200 Millionen Euro, mit dem etwa Schloss Allstedt und Schloss Neuenburg saniert werden sollen. Zudem ist der Bau eines Depots in Halle geplant. Die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt hat insgesamt elf Großprojekte auf dem Plan. Erst vergangene Woche machten Bund und Land öffentlich, dass sie dem Sanierungsstau im Dessau-Wörlitzer Gartenreich in den kommenden zehn Jahren mit einem bis zu 150 Millionen Euro umfassenden Investitionsprogramm begegnen wollen.
Zwei Millionen Euro Landeshilfe für Kulturveranstalter in Niedersachsen ausgezahlt
Hannover - Von einem Hilfsprogramm für Kulturveranstalter in Niedersachsen sind bislang mehr als zwei Millionen Euro geflossen. Von Antragsbeginn im Juli bis Ende Oktober wurden 128 Anträge mit einer Gesamtsumme von knapp 2,1 Millionen Euro ausbezahlt, wie das Kulturministerium in Hannover auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Ingsesamt gingen bislang rund 240 Anträge ein.
Das Programm läuft laut Ministerium noch bis zum 31. Dezember. Es sieht etwa vor, dass das Land zahlen kann, wenn ein Veranstalter weniger Tickets als ursprünglich geplant verkauft und dadurch seine Kosten nicht decken kann. Die Förderhöchstgrenze liegt laut Ministerium bei 200 000 Euro, die Mindestförderung bei 1000 Euro. Antragsberechtigt sind Veranstalter, die das wirtschaftliche und organisatorische Risiko einer Kulturveranstaltung tragen, unabhängig von ihrer Rechtsform.
Für das Programm stellt das Land 50 Millionen Euro zur Verfügung - ein Großteil des Geldes ist somit noch nicht ausgezahlt. Mit dem Programm sollen finanzielle Risiken für den Kultur- und Veranstaltungsbereich vor dem Hintergrund der hohen Inflation abgemildert werden. Das Geld stammt aus dem Nachtragshaushalt, der bereits vor einigen Monaten beschlossen wurde.
Kulturminister Falko Mohrs (SPD) sagte: «Das Programm gibt den Kulturschaffenden in Niedersachsen Planungssicherheit und sichert somit ein kulturell vielfältiges Angebot.» Es habe sich bestätigt, dass manche Veranstalter dringend auf die Unterstützung angewiesen seien, um ihre Veranstaltungen realisieren zu können. Es gebe erfreulicherweise auch Veranstalter, die eine so hohe Publikumsnachfrage verzeichneten, dass sie nur geringe oder keine Unterstützung benötigten.
Cindy Lutz, kulturpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, sagte, dass das Geld wegen überstrenger Kriterien nicht abfließe. «Insbesondere kleinere Kulturbetriebe, die diese Hilfen dringend benötigen, scheitern oft aus Kapazitätsgründen an den komplizierten Förderanträgen», kritisierte die Oppositionspolitikerin. Die Gefahr sei hoch, dass das Geld nicht dort ankomme, wo es gebraucht werde.
Hannah Keller vom Verband der niedersächsischen Konzertkulturschaffenden sagte, grundsätzlich sorge das Programm für eine höhere Planungssicherheit von Veranstaltungen. «Während bei einigen unserer Mitglieder die Antragstellung reibungslos verlief und erste Bewilligungen bereits eingehen, betonen andere jedoch das Missverhältnis von einem kleinen erwarteten Betrag und hohem bürokratischem Aufwand», sagte sie.
Für die Festivalsaison in diesem Jahr sei das Programm zu spät gekommen, eine Veranstaltungsabsicherung im Vorhinein wäre viel effektiver gewesen, kritisierte Keller. Der hohe Aufwand und die Unsicherheit, ob und wie viel finanzielle Unterstützung erwartet werden könne, sorge weiterhin für Hürden.
Ministerin Klepsch optimistisch - Sachsens Kultur nach Coronapandemie im Aufschwung
Dresden - Sachsens Kultur ist im ersten Jahr nach der Corona-Pandemie im Aufschwung. «In einzelnen Bereichen kommen wir schon wieder ans Jahr 2019 heran», sagte Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Das erste Halbjahr und speziell die Zahlen für Juli 2023 zeigten klar einen Trend nach oben. So habe die Semperoper Dresden im ersten Halbjahr bei 88 Prozent der Publikumsauslastung gelegen, 2019 waren es 93 Prozent. «Das macht optimistisch und zeigt, dass die Kultur wieder angenommen wird.» Und das Leipziger Bachfest hatte mit über 70 000 Besuchern mehr als in den Jahren zuvor, aus 56 Ländern - «ein neuer internationaler Rekord und ein gutes Zeichen auch für den Tourismus».
Ein Selbstläufer sei das aber nicht, sagte Klepsch. «Es braucht das ständige Bemühen um Publikum, wobei sich die Einrichtungen auch auf ein verändertes Besucherverhalten einstellen müssen.» Es werde sehr kurzfristig gebucht und die Abonnements weniger. «Einige Kultureinrichtungen haben auch deshalb zu kämpfen.» Da spielten Fachkräftemangel und gestiegene Kosten auch eine Rolle.
«Die Leute gehen wieder in Theater und Museen», berichtete die Ministerin. «Der Bedarf und die Nachfrage sind vielleicht auch durch die Abstinenz von Kultur in der Zeit der Pandemie gewachsen, das gilt für alle Sparten.» Allerdings fehlten nach wie vor die ausländischen Besucher aus China und Russland.» Die machten früher vor allem in einigen Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden einen großen Teil der Gäste aus. Aber auch im Tourismus zeige der Trend nach oben.
«Wir dürfen nichts schön-, aber auch nichts schlechtreden», mahnte Klepsch. Die Unterstützung durch Land und Bund in den beiden Corona-Jahren für die Kultur habe mit dazu beigetragen, dass viele Einrichtungen und Künstler diese Krise überstanden. Bis Mitte September flossen über verschiedene Förderungen nach Ministeriumsangaben knapp 241,7 Millionen Euro.
«Aber es sind auch Soloselbstständige in anderen Branchen abgewandert, vor allem Beschäftigte im Technikbereich.» Für diese Berufe müsse geworben und diese attraktiv gemacht werden. «Es nützt ja der beste Sänger nichts, wenn sich der Vorhang nicht hebt und die Bühne leer bleibt.»
Klepsch plädierte für die Zukunft dafür, stärker auf Eigenverantwortung zu setzen, indem Menschen etwa im Theater weiter Maske tragen könnten, wenn sie es wollten. «Es sollte jeder für sich ein Stück Eigenverantwortung tragen und damit natürlich auch für die Gesellschaft und die Kultur.»
Angesichts eines «guten Doppelhaushalts für den Kulturbereich» ist die Ministerin optimistisch. Und der Bund federe über einen Energiefonds auch einige Härten ab. «Aus Sachsen wurden hier über 400 Anträge gestellt, um gerade die Kostensteigerungen durch die Auswirkungen des Ukraine-Krieges zu kompensieren.»
Allerdings mache das Fachkräfteproblem auch vor der Kultur nicht halt. «Es gibt da keine belastbaren Zahlen, bis auf den Musikschulbereich.» Dort gingen in den nächsten zehn Jahren ungefähr 40 Prozent der Musikschullehrer in den Ruhestand. «Hier müssen wir gezielt agieren, für den Beruf werben und mit den Musikhochschulen Konzepte finden.» Mit der Förderung kultureller Bildung sollen zudem Schwerpunkte gesetzt werden, «damit auch junge Generationen sich für die Kultur begeistern und einen Zugang zu künstlerischer Arbeit finden».
Mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen warnte Klepsch, bei der Kultur den Rotstift anzusetzen. «Denn gerade die Pandemie hat es verdeutlicht, wie sehr wir die Kultur brauchen, für das gesellschaftliche Miteinander, für die Lebensqualität vor Ort sowie für den Tourismus», sagte sie. «Die Kultur ist unsere Visitenkarte und ein wichtiger Standortfaktor. Ich warne daher jede Kommune davor, dort zuerst zu sparen.»