Mannheim - Dass Großprojekte mehr kosten als ursprünglich veranschlagt, ist kaum noch überraschend. Auch die Modernisierung des in die Jahre gekommenen Nationaltheaters Mannheim bildet da keine Ausnahme.
Die Sanierung des Nationaltheaters Mannheim wird erheblich teurer als ursprünglich geplant: Die Kosten für das Spielhaus am Goetheplatz werden wegen gestiegener Baupreise, einer Umplanung des Orchesterprobesaals und vor allem detaillierterer Planung um 47 Millionen auf 247 Millionen wachsen. Der Probesaal soll nicht - wie angedacht - vor dem denkmalgeschützten Gebäude entstehen, sondern unterirdisch. Das teilte die Stadt am Mittwoch mit. Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) sprach von einer «belastbaren Kostenrechnung».
Im Jahr 2018 hatte der Gemeinderat einen Kostenrahmen von 200 Millionen Euro beschlossen, um sich die Fördermittel von Bund und Land in Höhe von 120 Millionen Euro zu sichern. Zudem hatte das Gremium sich zur Finanzierung weiterer darüber hinausgehender Kosten bereiterklärt. Zu diesem Zeitpunkt war die Entwurfsplanung noch nicht abgeschlossen. Am 28. Juli entscheidet der Gemeinderat über die konkrete Summe.
Das denkmalgeschützte rund 60 Jahre alte Nationaltheater ist das größte kommunal geführte Vier-Sparten-Haus in Europa. Wegen Brandschutzmängeln läuft die Betriebserlaubnis Ende 2022 aus. Alle haus- und bühnentechnischen Anlagen müssen auf den Stand der Zeit gebracht werden. Mannheim gilt unter anderem als besonderer Theaterstandort, weil dort das Drama «Die Räuber» von Friedrich Schiller 1782 uraufgeführt worden war.
Der Beginn der Arbeiten war bislang auf 2022 datiert worden. Je nach deren Vergabe an einen Generalunternehmer oder an einzelne Gewerke kann sich der Termin nun um ein Jahr verschieben, wie die Stadt weiter mitteilte. Bei einem Generalunternehmer müssten alle Arbeiten bis auf die kleinste Schraube vorab festgelegt werden. Dann könnten sich der Baubeginn auf 2023 und die Wiedereröffnung auf 2028 verschieben. Alle Termine hängen laut Stadt mit der Einrichtung von Ersatzspielstätten zusammen.
Vorsehen für Schauspiel und Tanz ist das ehemalige Kino auf dem Gelände einer ehemaligen US-Siedlung. Die Oper wird zum Teil ins Rokoko-Theater Schwetzingen und das Kongress-Zentrum Rosengarten in Mannheim ausgelagert. Derzeit laufen noch Gespräche mit dem Trafowerk Mannheim - einer großen Lagerhalle im Industriedesign - und dem Pfalzbau Ludwigshafen als weitere Opernspielstätten.
Mit zusätzlich 40 Millionen Euro schlagen die Sanierung der Probebühne und die Logistik zu Buche. Ein neues Zentrallager - statt der bisher über die Stadt verteilten Depots - soll Wege sparen.