Sollte die Kultur endlich ein eigenes Ministerium bekommen? Monika Grütters, die im Rang einer Staatssekretärin im Kanzleramt sitzt, vermisst den Titel nicht, wie sie der Deutschen Presse-Agentur versichert.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hat ihr Büro im obersten Stock des Kanzleramts – mit direktem Blick auf den Reichstag. Wenn gutes Wetter ist, gibt sie auch mal ein Interview auf ihrer Dachterrasse.
Frage: Haben Sie Lust, nochmal eine Runde hier oben zu sitzen?
Monika Grütters: Ich habe nicht nur das schönste Büro, sondern auch die schönste Aufgabe, die ich mir vorstellen kann. Und vier Jahre sind einfach sehr kurz, wenn man viele Ziele hat.
Frage: Hätten Sie als Frau Ministerin mehr Gewicht?
Grütters: In den vergangenen vier Jahren habe ich die Nähe zur Regierungschefin hier im Kanzleramt sehr zu schätzen gelernt. Ob ich ein so schwieriges Thema wie das Kulturgutschutzgesetz als Ministerin mit mehr Autorität und weniger Anfeindungen hätte durchsetzen können, wage ich zu bezweifeln. Die Rückendeckung durch Angela Merkel hat hier einfach sehr gut getan.
Frage: Aber ein richtiges Ministerium wäre doch eine andere Hausnummer ...
Grütters: Ich kann mich über mangelnde Wertschätzung nicht beklagen. Ich sitze ja mit am Kabinettstisch. Und durch die Stellung als Staatsministerin im Kanzleramt sind wir bei Parlamentsdebatten und in den Haushaltsberatungen zusammen mit der Regierungszentrale als erste mit dabei. Zudem ist in Deutschland die Kultur vor allem Ländersache. Der Bund ergänzt die föderalen Aktivitäten. Mit welchem Amtstitel das verbunden wird, ist dafür eher zweitrangig.
Frage: Also wunschlos glücklich?
Grütters: Mit den gewachsenen Aufgaben des Amtes müssten inzwischen auch die Organisationsstrukturen optimiert werden. In den vergangenen 20 Jahren ist der Etat des Hauses von 950 Millionen auf 1,7 Milliarden Euro angewachsen. Hier werden mittlerweile 400 Einrichtungen und Projekte betreut. Angefangen haben wir mit weniger als 100 Mitarbeitern, inzwischen sind es fast 300.
Frage: Was für einen Führungsstil haben Sie?
Grütters: Mir ist es sehr wichtig, vertraute und gute Berater zu haben, und ich schätze die hohe Sachkompetenz meines Hauses. Insofern ist es eher ein kommunikativer, aber auch entscheidungsfreudiger Führungsstil. Dafür muss man eben auch mal die Hosen anhaben. Wenn ich zu einer Überzeugung gekommen bin und glaube, sie gut begründen zu können, dann bleibe ich auch dabei.
Frage: Haben Sie es schon mal bereut, die schwierige Berliner CDU übernommen zu haben?
Grütters: Nein, im Gegenteil. Uns sind innerhalb kurzer Zeit erste Reformschritte gut gelungen. Wir haben einen Landesvorstand mit 50 Prozent Frauen, die Mitwirkung unserer Mitglieder ist deutlich gestärkt, und die Kommunikation ist sehr viel transparenter geworden. Insofern kann ich nur sagen: Die Aufgabe fordert mich sehr, das ist kein Spaziergang, aber bereuen tu ich's nicht.
Frage: Und Sie wollen es auch noch lange bleiben?
Grütters: Ich bin für zwei Jahre gewählt, und danach werden wir sehen, wie sich die Partei entscheidet.
Frage: Was tun Sie, wenn es bei der Wahl nicht mehr klappt mit einem Bundestagsmandat und/oder dem Regierungsamt?
Grütters: Ich werde der Kultur treu bleiben, keine Sorge.
ZUR PERSON: Staatsministerin Monika Grütters, 1962 im westfälischen Münster geboren, ist seit 2013 Deutschlands oberste Kulturverantwortliche. Nach einem Studium von Germanistik, Kunstgeschichte und Politik war sie zunächst im Kultur- und Medienmanagement tätig. 1995 zog sie für die CDU ins Berliner Abgeordnetenhaus ein, zehn Jahre später in den Bundestag. Seit Ende letzten Jahres ist sie auch Landesvorsitzende der Berliner CDU.