Mainz - 150 Musiker von deutschen Orchestern machen heute (4.5.) im Mainzer Schlosshof mit Beethovens «Ode an die Freude» auf die Auswirkungen von Handelsabkommen aufmerksam. Anschließend kommt am Dienstag im Kurfürstlichen Schloss die Deutsche Orchesterkonferenz zusammen. Sie trifft sich nur alle drei Jahre.
Der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (DOV), Gerald Mertens, sagte der dpa zu dem Musikerauftritt, befürchtet werde, dass das geplante Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) der Europäischen Union mit den USA die finanziellen Rahmenbedingungen für Klangkörper gefährden könnte. «Kultur ist keine Handelsware. Der Kulturbereich muss deshalb bei Verhandlungen über Handelsabkommen ausgeschlossen werden.» Die DOV werde anschließend ein Positionspapier an Politiker verschicken.
Bei der Konferenz mit gut 200 Teilnehmern am Dienstag geht es um die Kulturfinanzierung sowie die Klangkörper des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks. Zum Abschluss will die DOV der Deutschen Unesco-Kommission den mit 5000 Euro dotierten Hermann-Voss-Kulturpreis der deutschen Orchester verleihen. Grund sind laut Mertens die Verdienste der Kommission bei der Anerkennung der deutschen Theater- und Orchesterlandschaft als immaterielles Kulturerbe 2014.
[update, 17:00]
Orchestermusiker warnen vor Gefahren von TTIP für den Kulturbereich
Mehr als 130 professionelle Musikerinnen und Musiker aus ganz Deutschland haben vor dem Kurfürstlichen Schloss in Mainz mit einer künstlerischen Performance und einer Resolution vor möglichen Gefahren des Transatlantischen Handelsabkommens TTIP und des Abkommens über den Handel mit Dienstleistungen (TiSA) gewarnt. Auf die Melodie der Schillerschen Ode an die Freude aus Beethovens 9. Sinfonie intonierten Sängerinnen und Sänger den TTIP-kritischen Text Wir sind keine Handelsware.
„Damit fordern wir die zuständigen Politiker auf, bei den Verhandlungen zu den verschiedenen Abkommen die gravierenden Bedenken des Kulturbereichs ernst zu nehmen“, sagt Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (DOV). „Bislang wissen wir nicht, von welchen Regelungen der Kulturbereich konkret betroffen sein wird. Auf der Grundlage von völlig unklaren Fakten kann keine konstruktive und kritische Auseinandersetzung stattfinden. Genau die wollen wir aber führen.“
Zu der Aktion versammelten sich Musiker aus allen professionellen Konzert- und Opernorchestern, Rundfunkensembles sowie freie Musiker. Sie war der Auftakt der bis Donnerstag andauernden Delegiertenversammlung der DOV.
Deutschland hat inzwischen mehr als 130 internationale Handelsabkommen abgeschlossen. Sie haben dazu beigetragen, dass deutsche Unternehmen Exportweltmeister geworden sind. Der Kulturbereich unterliegt jedoch anderen Gesetzen als der freie Markt. Deshalb muss er in Zukunft von vornherein bei entsprechenden Verhandlungen ausgeschlossen werden.
„Seit Dezember 2014 gehört die Theater- und Orchesterlandschaft zur bundesweiten Liste des Immateriellen Kulturerbes der Deutschen UNESCO Kommission“, sagt Mertens. „Auch das ist ein Grund, Orchester und Theater komplett aus dem Geltungsbereich von TTIP und anderen Abkommen auszuschließen.“Quelle: http://www.dov.org