Um der wachsenden Bedeutung des lebenslangen Lernens ebenso wie dem großen Bedarf an entsprechenden Angeboten gerecht zu werden, hat das Deutsche Musikinformationszentrum (MIZ) im April 2013 ein neues Schwerpunktthema „Musikalische Fort- und Weiterbildung“ veröffentlicht. Neben umfassenden Informationen zum Gesamtgebiet der musikalischen Bildung und Ausbildung in Form von Fachbeiträgen, Daten zu Institutionen, Dokumenten, Studien und Statistiken stellt das MIZ auf seiner Webseite www.miz.org ein deutschlandweit einmaliges Informationssystem für Fort- und Weiterbildungsangebote bereit. Dieses verzeichnet in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Trägern überregional ausgeschriebene Veranstaltungen und bereitet sie systematisch auf.
Ein kurzer Blick auf die Webseite lässt dabei erahnen, wie außergewöhnlich vielfältig die musikalische Fort- und Weiterbildungslandschaft in Deutschland ist. Allein für das Jahr 2013 verzeichnet das MIZ über 2.400 bundesweit ausgeschriebene Veranstaltungen. Dabei reicht das Angebot von Chor- und Orchesterfreizeiten, Lehrgängen für Ensembleleiter und sonstigen musikpädagogischen Fortbildungen über Seminare für Kulturmanagement, Presse-/Öffentlichkeitsarbeit und Workshops im Bereich Musikwirtschaft bis hin zu studienvorbereitenden und berufsbegleitenden Qualifizierungsmaßnahmen.
Der hohe Weiterbildungsbedarf im Musikbereich spiegelt sich ebenfalls in der Vielfalt von öffentlichen und privaten Anbietern wider. So bieten in Deutschland neben den öffentlich finanzierten Akademien auf Bundes- und Landesebene auch Musikhochschulen, Konservatorien und Fachakademien, Musikschulen, Volkshochschulen und private Institute Bildungsveranstaltungen an. Auch Musik- und Berufsverbände sowie Fortbildungseinrichtungen für Lehrerinnen und Lehrer an allgemein bildenden Schulen sind auf dem Gebiet tätig. Hinzu kommt eine Vielzahl freiberuflicher Dozentinnen und Dozenten, die als unternehmerische Einzelpersonen tätig sind und Weiterbildungen für unterschiedliche Zielgruppen anbieten. Insgesamt zählt das MIZ mehr als 300 bundesweit oder regional agierende Veranstalter.
Der Fort- und Weiterbildungswille der Deutschen im Musikbereich entspricht einem gesamtgesellschaftlichen Trend zum lebenslangen Lernen. Laut des im März vom Bundesbildungsministerium veröffentlichten Berichts zum „Weiterbildungsverhalten in Deutschland“ hat im vergangenen Jahr fast jeder zweite Bundesbürger im erwerbstätigen Alter an einer weiterqualifizierenden Bildungsmaßnahme teilgenommen. Mit einer Anzahl von gut 25 Millionen Lernenden hat die Weiterbildungsbereitschaft der Deutschen im Jahr 2012 damit Rekordhöhe erreicht.
In diesem Kontext darf die kulturpolitische Bedeutung der musikalischen Fort- und Weiterbildung nicht unterschätzt werden. Gerade weil das Musikleben besonders vielen Menschen durch Singen und Musizieren eine aktive Kunstausübung und damit eine praktische Teilhabe am kulturellen Leben ermöglicht, spielt der musikalische Weiterbildungssektor eine besondere Rolle. Dabei geht es nicht nur um die allgegenwärtigen Veränderungen des Arbeitsmarktes, die von professionell Musikschaffenden eine beständige Aktualisierung der eigenen beruflichen Kompetenzen erfordern. Musikalische Fort- und Weiterbildung, beispielsweise zur Neuorientierung in der nachberuflichen Lebensphase, für den Erwerb von Fachkenntnissen für ein freiwillig-gemeinnütziges Engagement oder in Form von Veranstaltungen zur Integrationsförderung, stärkt die Befähigung der Bürgerinnen und Bürger, mündig an demokratischen Entscheidungsprozessen in einer sich rasch verändernden Gesellschaft teilnehmen zu können. Damit befördert das musikalische lebenslange Lernen neben der individuellen persönlichen Weiterentwicklung den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft.
Ole Löding, Projektmitarbeiter im Deutschen Musikinformationszentrum Bonn