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Baden- Württemberg: Auszahlung von Corona-Soforthilfe für Breitenkultur beginnt. Foto: Hufner
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Musiker leiden unter Corona - Verein fordert bessere Absicherung

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Hamburg - Wegen Corona abgesagte Konzerte und Festivals haben Berufsmusiker kalt erwischt. Trotz der Lockerungen bleiben viele Veranstaltungen abgesagt. Wenn sich nicht bald etwas ändere, drohe ein «kultureller Kahlschlag», sagt Andrea Rothaug vom Verein RockCity.

Der Hamburger Verein RockCity fordert eine bessere Absicherung für Berufsmusiker, die durch die Corona-Krise in finanzielle Engpässe geraten sind. «Wenn wir nicht rechtzeitig handeln, dann droht uns allen ein vermeidbarer kultureller Kahlschlag von dramatischen Ausmaßen», warnte Geschäftsführerin Andrea Rothaug. Während Corona-Lockerungen viele Freizeitangebote wieder möglich machten, blieben Konzerte und Festivals meist abgesagt.

Mittlerweile steht Gitarrist Felix Gerlach trotz der Pandemie regelmäßig auf der Bühne. Am Sonntag spielte er zusammen mit Singer/Songwriter Max Giesinger ein Autokinokonzert im Cruise Center in Hamburg Steinwerder. Wenn sich Gerlach an den Beginn der Corona-Krise erinnert, bekommt er heute noch das Schaudern. Zuerst hätten die geplanten Konzerte im Ausland gewackelt, dann sei schnell klar gewesen: alle 15 Veranstaltungen auf ungewisse Zeit verschoben. Bis dahin hatte der Gitarrist nach eigenen Angaben fest mit den 10 000 Euro Tourgage gerechnet.

Ob es bald besser wird - da ist Gerlach skeptisch. Bis auf wenige Ausnahmen würden dieses Jahr kaum noch Konzerte stattfinden. «Ich kenne auch Musiker, die jetzt Arbeitslosengeld beantragen mussten», berichtet Gerlach. Die Soforthilfen reichten schließlich nicht für ein ganzes Jahr.

Bisher wurden laut Finanzbehörde 54 000 Anträge in einer Gesamthöhe von 500 Millionen Euro für die Hamburger Corona-Soforthilfe bewilligt. Jeder zweite Antragsteller sei solo-selbstständig. An Antragssteller wie Gerlach, die angaben, kreativ beziehungsweise künstlerisch tätig zu sein, gingen den Angaben zufolge insgesamt über 50 Millionen Euro. Auch Verwertungsgesellschaften wie Gema und GVU haben unter bestimmten Bedingungen Berufsmusiker unterstützt.

«Die freien Künstler werden von Bund und von den Ländern quasi sich selbst überlassen», kritisiert Rothaug vom Verein RockCity. Ab dem 22. Juni plant der Verein die Auszahlung einer fünfstelligen Spendensumme an Hamburger Musiker, «die durch alle Raster der Hilfsprogramme gefallen sind», so Rothaug. Aber auch andere unterstützen: 12 000 Euro haben beispielsweise Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters laut eigenen Angaben für freischaffende Musiker gesammelt.

«Ich hoffe hier sehr auf die Politik, dass diese noch schneller, unbürokratischer und freizügiger agiert als bisher», wünscht sich Benni Dernhoff. Der Hamburger Produzent hat schon mit Johannes Oerding, Peter Maffay und Revolverheld aufgenommen und arbeitet - trotz Corona - aktuell mit Ina Müller an ihrem neuen Album. Auch er beobachtet die Lage in der Hamburger Kulturlandschaft mit viel Sorge. «Das ist natürlich bitter und wird für viele Beteiligte nach nicht allzu langer Zeit existenzbedrohend», so Dernhoff.

Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur betont die Hamburger Kulturbehörde, dass es ihr darum gehe, «möglichst bald wieder Auftrittsmöglichkeiten zu schaffen, die unter den notwendigen Corona-Auflagen möglich sind», so Pressesprecher Enno Isermann. Gleichzeitig müssten Bund und Länder Wege finden, «wie Künstlerinnen und Künstler künftig sozial besser abgesichert werden können». Ob das auch weitere finanzielle Unterstützungen beinhaltet - wie von RockCity gefordert - wurde in der Antwort nicht konkretisiert.

Gitarrist Gerlach ist dankbar, Giesinger auf seiner Autokinotour begleiten zu dürfen. Der Singer/Songwriter verdiene übrigens kaum an den Konzerten, betont er. So hätten aber wenigstens die Technikcrews und seine Mitmusiker ein Einkommen in schweren Zeiten.