Berlin - Der Berliner Museumsdirektor Markus Hilgert will die Kulturstiftung der Länder als künftiger Chef stärker politisch ausrichten. «Ich glaube, dass eine aus Steuermitteln finanzierte Institution tatsächlich die Verpflichtung hat, sich an den großen politischen und kulturpolitischen Themen dieser Tage zu beteiligen», sagte Hilgert der Deutschen Presse-Agentur.
«Deshalb sollten wir uns über unseren Kernauftrag hinaus auch in die großen gesellschaftlichen Debatten und Herausforderungen einschalten.» Der 48-jährige Altorientalist, der seit 2014 das Vorderasiatische Museum in Berlin leitet, war in der vergangenen Woche vom Stiftungsrat zum neuen Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder gewählt worden. Er soll voraussichtlich ab dem Frühjahr die bisherige Chefin Isabel Pfeiffer-Poensgen ablösen, die im Sommer als Kulturministerin nach Nordrhein-Westfalen gewechselt war.
Hilgert nannte die Kulturstiftung ein «Juwel». Sie war 1987 gegründet worden, um die Länder beim Erhalt von national wertvollem Kulturgut zu unterstützen. Dazu stellt sie Mittel bereit, um Museen und Bibliotheken den Ankauf von Kunstwerken zu ermöglichen.
«Diesen Bereich wollen wir weiter stärken und künftig auch noch deutlicher kommunizieren, welchen Wert die angekauften Objekte für uns, für die Gesellschaft haben», sagte Hilgert. «Das, was in den Bundesländern gesammelt, gepflegt und ausgestellt wird, ist Ausdruck unserer kulturellen Identität und Vielfalt. Und da liegt eine große Chance für den Integrationsdiskurs in unserem Land, den wir in den kommenden Jahren sicher verstärkt führen müssen.»
Weitere wichtige Themen sind dem künftigen Stiftungschef zufolge die Nutzung des digitalen Fortschritts für den Kulturbereich und die Auseinandersetzung mit der Herkunft der Sammlungen. Fragen seien etwa: «Wie können wir Sammlungsgeschichten gut rekonstruieren? Wie können wir Provenienzforschung auch so betreiben, dass sie in die Zukunft gerichtet ist und den Dialog mit den Herkunftsgesellschaften der Objekte sucht?»
Hilgert hatte sich im Bewerbungsverfahren gegen 60 andere Interessenten durchgesetzt. Der Stiftungsrat lobte besonders sein Zukunftskonzept. Im dpa-Gespräch kündigte der 48-Jährige an, nach seinem Amtsantritt schnellstmöglich das Gespräch mit den Verantwortlichen in den Ländern zu suchen. «Mir ist es wichtig, nicht mit einem vorgefassten Konzept ins Rennen zu gehen», sagt er. «Ich will hören, welchen Bedarf und welche Herausforderungen die Länder sehen, damit wir dann gemeinsam konstruktiv darauf antworten.»
Die Stiftung wird aus Ländermitteln finanziert. Sie hat im kommenden Jahr einen Etat von insgesamt 10,5 Millionen Euro. Davon stehen 6,2 Millionen für den Ankauf von Kunstwerken zur Verfügung.